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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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rum sind wir hier. Anschließend hoffe ich, daß Gretel nach Leipzig kommt, und würde ich mich wirklich sehr freuen, wenn es klappen würde. Gestern Abend war ich mit Vater mal wieder im Konzert. War wirklich sehr schön. Erst die ‘Zauberflöte’, dann ‘Rosamunde’, dann ‘Boheme’ und zum Schluß die ‘Abschiedssinfonie’ von Haydn. Bei letzterem verschwand ein Musiker nach dem anderen von der Bildfläche, und zum Schluß der Dirigent, so daß nur erster und zweiter Geiger allein blieben. Aber wirklich fabelhafte Musik. Morgen Nachmittag ist das letzte Konzert und gehen wir alle mit Heidi noch mal rein. Nachher kommt die Markneukirchner Stadtkapelle. Das Wetter hat sich jetzt sehr gebessert, hoffentlich hält es eine Weile an. Eigentlich wollten wir heute mal baden gehen, aber der Himmel hatte sich am Nachmittag zu stark umwölkt. Früh waren wir heute wieder auf der Schaukel, Heidi will nie runter, und Nachmittag im Wald. Hast Du mir eigentlich nicht noch Bilder zu schicken?
    Nun bleib uns gesund alter Lumisch, nimm 1000 liebe Grüße und einen feinen Süßen, und behalt lieb
    Deine Lenifrau und Heidikind.
    Gruß von den Eltern.
     
     
     
    O.U., den 15.9.43
    Liebe kleine Lenimaus!
    Gestern der Kartengruss und heute Dein lieber Brief, mehr kann man wirklich nicht verlangen und danke ich Dir für beides vielmals. So wie Ihr mich jetzt mit Post verwöhnt habt, da kann man richtig verfolgen, was Ihr so Tag für Tag in Elster treibt und denke ich ja auch oft an Euch. An Mutter habe ich gestern geschrieben, heute früh bin ich mit dem Rad in der anderen Stellung gewesen und war um 2 Uhr wieder zurück. Dann habe ich noch eine Fernsprechleitung in Ordnung gebracht, einen Apparat repariert und um ½ 5 Uhr mache ich Feierabend, d.h. soweit bis 6 Uhr nichts Dringendes noch kommt. Das Wetter hat jetzt umgeschlagen, gestern Abend war ein ganz tolles Gewitter und heute ist es den ganzen Tag trüb und ab und zu regnet es. Die Heide hat nun auch ausgeblüht und wird es nun mit Macht herbstlich. Habt Ihr nun schon den letzten Bohnenkaffee probiert und ist er in Ordnung und wie war der Streuselkuchen ausgefallen? Es ist schade, dass jetzt schon der Saisonschluss in Elster eintritt, denn nach Euren Schilderungen müssen da ganz nette Sachen geboten worden sein, aber den Rest Eures Urlaubes werdet Ihr wohl auch ohne diese Zerstreuungen überstehen. Mir geht es heute wie Dir, auch ich habe Kopfschmerzen, aber das tritt jetzt hier sehr selten auf und ist zu ertragen. Natürlich habe ich am Sonntag Post von Dir gehabt, sonst hätte ich schon angefragt, woran die Verzögerung gelegen hätte. Du, bei den Sprudelbädern stimmt es doch eigentlich, wenn man sagt: ‘Schatz, lass mich Dein Badewasser schlürfen’, oder nicht? Es muss doch eine kribblige Angelegenheit sein. Früher hab ich immer gedacht, nach Bad Elster fahren nur die Frauen, die wo keine Kinder kriegen; Du, an mir soll es aber nicht liegen! Ist denn nun endlich Brot und Keks angekommen, damit Ihr mir ja nicht verhungert und Heidi ihr ‘babbab’ nicht umsonst gelernt hat. Auch wegen Obst hast Du mir noch nicht geschrieben, aber das wird wohl noch werden. Hat sich denn Heidi über den Sandwagen und das Boot auch gefreut? Da kann sie ja nun dreckern und matschen und wird sicherlich viel Freude daran haben. Nur dass Du als Leidtragende noch mehr Gepäck nach Hause zu schleppen hast. Solange wie es tagsüber noch schön warm ist, mag es dort witterungsmäßig gehen und halte ich den Daumen und werden Dir auch noch diese 10 Tage vergehen, bis Du wieder zu Hause bist. Glaub mir, auch ich kenne das Gefühl, das einen nach Hause zieht und ist es bei mir noch nie so schlimm gewesen wie diesmal und findet man keine richtige Ruhe mehr, bis man eben wieder auf Urlaub kommt. Allerdings bedaure ich Dich wegen der Schlaferei, denn unser kleiner Strolch ist ja hier so nach ihrer Mutti geraten, die ja auch nicht ruhig im Bett liegen kann. Konntet Ihr denn nicht leihweise ein kleines Kinderbettchen auftreiben? Wenn es eben gar nicht anders geht, dann fahre nur ruhig nach Hause, denn so ist es für Dich ja auch keine Erholung.
    Ich bin ja wirklich gespannt, wo uns der Wind zu unserer ersten Friedensreise hinführt, ob See oder Gebirge? Ja, Koserow, das waren noch Zeiten und zu verachten wäre es nicht. Kannst Du Dich noch an das Hundevieh erinnern und die schönen Abende im Seeblick? Es ist erst fünf Jahre her und was liegt da schon alles dazwischen. Ob es wohl noch einmal so

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