Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
mit der Damen, Karl Joh. Diehl und Hans Söhnken und hat er mir inhaltlich gar nicht gefallen. Dafür interessierten mich die Naturaufnahmen, die meiner Ansicht nach zum größten Teil auf Bornholm gedreht sein mussten und zwar an den Löwen, kannst Du Dich noch daran erinnern? Waren doch zwei schöne Tage, die wir da verlebten. Nach dem Kino bin ich erst Rasieren gegangen, dann im Wehrmachtsheim Gräupchen mit Apfelmus, letzteres schmeckte solo prima und erstere gingen wieder zurück, gegessen und dann ins Bad. Gestern war nun der Kameradschaftsabend, drei Hammel waren geschlachtet worden und war es ein prima Essen. Von einem Kameraden bekam ich noch fast die ganze Fleischportion, dazu gab es Rotkraut, Salzkartoffeln und eine wunderbare Soße. Ich konnte nach dem Essen weder stehen, sitzen noch gehen und hab mich schnell noch eine halbe Stunde hingelegt. Eine richtige Bühne hatten die Jungen aufgebaut, mit wunderschönen Kulissen und bei den Aufführungen überboten sich Soldaten mit den Helferinnen. Meine Alkoholportion für Oktober in Gestalt einer Flasche Rotwein habe ich dabei ..., aber es war nicht viel los damit, andere die Schnaps und Likör hatten, haben mich reichlich mit kosten lassen, so dass ich nicht umkam. Sogar getanzt habe ich, vielleicht fünf bis sechs Touren, aber ½ 4 Uhr bin ich dann abgehauen. Heute ist nun noch Unteroffziers-Abend, der um 8 Uhr beginnt, alt werde ich nicht dabei, denn ich bin hundemüde. Aber Teilnahme ist Dienst, zumal sich ein Kompanieoffizier verabschiedet. Und morgen muss ich zeitig raus, zumal ich ins Lazarett zum Facharzt muss. Übrigens war der Spiess voll wie eine Strandkanone und konnte sich wieder vor Anpflaumereien nicht retten, lief heute wie eine Leiche rum und gab von sich aus am Nachmittag dienstfrei. Nun will ich bis zum Eintreffen Deines Briefes Schluss machen, dann schreibe ich gleich wieder.
Dir nun für heute recht viele liebe Grüsse und Küsse und grüss bitte die Eltern.
Dein Dichliebender Hans.
O.U., den 19.10. 43
Meine liebe kleine Lenifrau!
Auf dem Weg vom Lazarett nach hier im Bus gab mir der Postrich Deinen lieben Brief und die Karte, auf die ich seit Sonntag nun schon sehnsüchtig gewartet habe. Ich konnte es mir denken, dass Du durch die viele Arbeit jetzt abgespannt bist und bin ich nicht böse, dass Du mit dem Schreiben Schluss gemacht hast. Auf alle Fälle danke ich Dir erst mal für die lieben Zeilen, die ich gleich im Bus gelesen habe. Mit der Postbeförderung scheint es jetzt nicht mehr so hinzuhauen, woran das wohl liegen mag?
Meinen gestrigen Brief hast Du wohl inzwischen erhalten; in meinen letzten Briefen hatte ich bei Dir wegen verschiedener Sachen wie Schlitten, Fusssack usw. angefragt und schreibst Du mir doch noch deswegen.
Habt Ihr denn nun genau erfahren, wo Elli steckt und wie es ihr geht. Auf grosse Besserung kann man da wohl kaum mehr hoffen und habe ich in meinen Briefen an Mutter auch schon öfter so etwas angedeutet. Von dem Tod von Lottes Mutter habe ich in den L.N.N. gelesen, ja, es geht schnell mit den Menschen und nachdem die Angehörigen schon mit der baldigen Rückkehr gerechnet haben, muss es doch für die Familie ein harter Schlag gewesen sein. Bei Lieberoths ist auch wieder einer gefallen, mit dem ich schon lange und oft zu tun hatte. Überhaupt sind jetzt starke Ausfälle an der Front und durch Bombenangriffe in der Heimat zu lesen und manches Leid wird Einzug in den Familien halten. Letzte Nacht wurde ja wieder Hannover heimgesucht, es ist wirklich ein wahnsinniger Krieg. Wie geht es denn Helenchen und dem Meester, sind beide wohlauf, grüsse nur beide recht vielmals von mir; nächste Woche will ich ihnen wieder mal schreiben. Frau Kürbis kommt wohl jetzt öfters zu Dir, da kannst Du doch ab und zu mit ihr ins Kino gehen und kommst so wenigstens mal raus.Deine Erziehungskünste scheinen ja jetzt bei Heidi anzuschlagen, wenn sie nachts nach etwas Grollen weiterschläft. Und dass sie es mit den Männern hält, ob sie das von ihrer Mutter hat? Sollte sie diese Gattung aber später mal mit der Bezeichnung ‘Scheich’ betiteln, da bekommt sie von mir bestimmt den Hosenboden voll.
Dass Euch der Wein geschmeckt hat, freut mich; ich hatte mich selber gefreut, als die Gelegenheit so günstig zum Mitgeben war und habe Euch das sehr gegönnt. Leider ist es ja nun mit dem Wein vorbei, aber schicken hätte auch keinen Zweck, denn der käme ja nur als Mus an. 40 Pfund Äpfel hatte ich da, hab sie aber
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