Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
haben, wenn wir es monatlich tun. Zeitdauer wie bei meiner Police. Dann schreibst Du mir mal alles. Wegen des Päckchen betone nur auf der Post, dass der Inhalt hauptsächlich aus Wehrmachtswäsche bestand und ich ungeheure Schwierigkeiten habe, wenn ich den Verlust melde. Wollen mal sehen, was daraus noch wird. Nun muss ich Dir erst mal den Kopf wieder waschen, kleiner Strolch. Was heisst hier ehrlich schreiben, was Du tun sollst. In den nächsten 14 Tagen will ich von Dir gemeldet wissen: wie sieht Kleid, Schuhe, Hut und was Du sonst noch brauchst aus. Bezugsscheine für Schuhe und Hut musst Du doch bekommen und nun halte Dich mal ran mit dem Einkaufen. Der Club könnte aber weiss Gott mal eine Abrechnung schicken, denkst Du wirklich, dass es M 100,– kostet. Vergiss nicht zu sagen, dass ich seit Ende Juni weg bin. Mit dem Sparen brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen. Das, was wir uns vorgenommen haben, werden wir doch schaffen. Hoffentlich kostet Dich der Versand der Zither nicht so viel, sonst schwindet Dir das Geld allein für meine Bedürfnisse. Es freut mich, dass bei Euch scheinbar alles gut ausgegangen ist und bin ich mit dem Namen meines ersten Neffen einverstanden. Muss ich jetzt die Nase höher tragen? Hoffentlich geht es Helenchen wieder besser und will ich auch oben den letzten Brief bald in die Nürnberger mal schreiben. Vorläufig grüsse beide von mir recht vielmals.
Mein Brief wird ja gerade am Mittwoch eintreffen, wenn Du Besuch hast, da richte gleich mal allen Grüsse aus. Wie sind denn übrigens Lottes Ferien verlaufen? Hat sie ihr Cape richtig bekommen? Im Film gibt es jetzt im Herbst allerhand zu sehen. Den Film ‘Amadè’ schenk ich mir, Du weißt, wie ich über solche Filme denke. Vor allem bin ich wieder auf einen neuen Heinrich George Film ‘Schicksal’ gespannt, muss wieder ganz gross sein. Rühmanns ‘Gasmann’ möchte ich auch nicht versäumen, hoffentlich habe ich in Köslin Gelegenheit dazu.
Kleiner Hase! Du machst Dir doch bloß dumme Gedanken und will ich sowas wie ‘scheiden’ nicht wieder von Dir hören. Hoffen wir das Beste und ist das mit der Operation vielleicht gar nicht nötig, und wünsche ich mir und Dir keine Enttäuschung. Ja, Lenimaus, vielleicht bin ich doch ein Egoist, dass ich das Thema angeschnitten habe, aber Du versprichst mir, nicht solches unnützes Zeug einzubilden, auch im Spass nicht.
Nun will ich noch einiges von mir berichten. Habe ich Dir schon geschrieben, dass ich in ‘Frau Luna’ war. Lingen, Kemp, Alexander u.a. waren sehr nett, und der ganze Film war so anregend, dass wir uns nach Schluss in das Nachtleben (Rank war mit) Köslins stürzten und noch zwei Glas Bier trinken gingen. Zwecks Umschreibung unserer Nachtzeichen waren wir ohne und mussten dadurch um 10 Uhr die Lokale verlassen. ½ 10 Uhr kamen wir ins Kaffee Baum und wollten noch eine Flasche Wein zusammen trinken, als plötzlich unser Spiess mit Anhang kam und wir bloß ein Bier tranken und 5 vor 10 Uhr abhauten. In ein anderes Lokal sind wir dann nicht mehr gegangen. Ich bin jetzt öfters leichtsinnig und gehe zu Anschrad Kaffee trinken, denn in der Bude halte ich es manchmal allein nicht aus und was anderes haben wir noch nicht gefunden.
Sag mal, soll ich Euch ein oder zwei Zentner Kartoffeln schicken? Schreib mal darüber. Jetzt muss ich aber aufhören, denn ich kann kaum noch schreiben. Bitte sei über die Schmiererei nicht bös, aber der Stumpel ist furchtbar. Recht viele liebe Grüsse, kleine Maus, und viele Küsse und behalt mich recht lieb.
Dein Dichliebender Hans.
Grüsse bitte die Eltern. Schach das nächste Mal.
Leipzig, den 30.9. 1941
Mein lieber kleiner großer Mann!
Zuerst will ich Dir für Deinen lieben Sonntagsbrief recht herzlich danken, der diesmal schon am Sonnabend ankam. Du wirst ja wohl nun auch in den Besitz des Paketes gekommen sein, und ist gar die Zither auch schon angekommen? Ich glaube, ich muß mich mal selber loben, denn ich habe mir wirklich mit dem Einpacken große Mühe gegeben, und habe sogar in die Zither eine kleine Bonbonniere gepackt. Habe das ganze mit 250 M versichern lassen und dafür 2,35 M bezahlt. Jetzt hast Du ja nun lange auf Post warten müssen, aber Du mußt das schon entschuldigen, denn ich habe diese Tage wirklich wenig Zeit gehabt. Am Sonnabend, als ich Deine Zither fortgebracht hatte und eingeholt hatte, habe ich mich eine dreiviertel Stunde auf dem Balkon im Liegestuhl geaalt und bin dann mit Ilse und Arthur
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