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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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geworden? Warum muss ich gerade jetzt nicht zu Hause sein! Na, ich drücke beide Daumen, bloss kleiner Hase, als kleine Mutti kann ich mir Dich noch nicht richtig vorstellen, während ich als der ‘Herr Papa’ mit meinen weissen Haaren bestimmt dazu passe. Aber Spass beiseite. Vor allen Dingen wünsche ich aber, dass Du recht gesund bist und mache ich mir doch etwas Sorge um Dich. Also schreib mir genau, wie es Dir geht.
    Habt Ihr wieder mal Alarm gehabt? Hier ist es jetzt ganz ruhig gewesen und was in der Weltgeschichte gross passiert, davon erfährt man in der Kaserne nichts. Ich habe bloss Angst, dass sie hier nicht mal erfahren, wenn Frieden eingetreten ist. Jetzt weiss ich aber nichts mehr zu schreiben und will für heute schliessen. Ich schicke Dir heute viele Grüsse und Küsse und bin Dein
    Dichliebender kleiner grosser Mann.
    Grüss bitte beide Eltern und alle Bekannten.
     
     
     
    Köslin, den 7.10. 41
    Meine liebe kleine Lenimaus!
    Dass Dein lieber Brief schon am Sonnabend eintraf, habe ich Dir ja schon geschrieben und danke ich Dir dafür. Ich mag nun über die Pralinen keine Worte mehr verlieren, denn ich habe unterdessen anderweitig über sie verfügt. Jetzt spiele ich jeden Tag bald zwei Stunden Zither und meine Finger tun mir ziemlich weh. Wenn Deine Sonntagsbriefe erst montags ankommen, ist auch kein Verbrechen, trotzdem man hier ... Lisa auch wenigstens mit Kartoffeln ausgemacht. Wie ist es denn überhaupt mit Winterkartoffeln? Soll ich versuchen, Euch einige Zentner zu schicken? Schreib mir doch mal darüber, denn ich habe Dich brieflich schon paar mal gefragt, ohne dass Du darauf eingegangen bist.
    So einen gemütlichen Doppelkopp würde ich auch mal wieder gerne spielen. Aber man kommt hier ja nicht einmal zum Skatspielen zusammen. Radio höre ich nur hier im Fluko und da macht es nicht viel Spass. Rank spielt oft auf meiner Zither, die Gitarre haben wir noch nicht bekommen, denn die Helferin, von der wir sie borgen, ist seit paar Tagen krank. Von einem Umzug haben wir vorläufig abgesehen. Wir konnten kürzlich ein Zimmer mit Klavier und sonst auch ganz nett eingerichtet und sonnig, haben, aber M 45,– war für uns zu hoch, denn das verdienen wir bei Vater Staat nicht. Im Dienst haben wir momentan viel Arbeit, da wir nämlich rückwirkend seit unserem Einsatz in Köslin die Berichte für Berlin schreiben müssen. Am Sonnabend habe ich im Nachtdienst von nachts 2 Uhr bis früh 7 Uhr ununterbrochen gearbeitet und auch bis heute geht es flott weiter, denn bis Donnerstag muss alles auf dem laufenden sein.

    1941 im Fluko (Flugwachkommand0) Köslin
     
     
    Am Sonntag früh wollte ich nach Beendigung des Nachtdienstes sofort mit dem Rad nach Henkenhagen, aber ich war so müde und als ich aufwachte, war es ½ 5 Uhr. Ich beschloss dann, am Abend essen zu gehen und von meinem Nachmittagsspaziergang habe ich Dir geschrieben. Es war wunderschön draussen und war ich ärgerlich, dass ich nicht schon früh meinen Plan, nach Henkenhagen zu fahren, ausgeführt habe.
    Von nachmittags 5 - ½ 8 Uhr habe ich dann geschlafen und konnte so weder ins Kino gehen, noch habe ich in der Stadt was zu essen bekommen, sodass ich zu Hause essen musste. In Köslin herrschte am Sonntagabend Hochbetrieb. Eine Kompanie Infanterie war nämlich am Mittag auf dem Marsch nach dem Bahnhof zum Abtransport nach Russland. Kurz vor dem Bahnhof traf eine Ordonanz ein, dass die Abfahrt um zwei Tage verschoben würde und nun kannst Du Dir wohl das Leben am Sonntagabend vorstellen. Rank und ich sprachen mit einigen dieser Kameraden. Der grösste Teil von ihnen war schon in Russland gewesen und hatte die Nase tüchtig voll. Ich war gestern draussen in der Kaserne und bei dieser Gelegenheit bin ich gleich mal auf die Komma gegangen wegen meines Rockes. Trotz langer Verhandlungen mit dem Kammerbullen habe ich keine neue Jacke bekommen, aber die ich bekam, sieht wenigstens anständiger aus als meine alte. Wir sollen eventl. eine zweite Garnitur noch bekommen, aber da bin ich gar nicht scharf darauf, denn da hat man bloss mehr Arbeit damit. – Deine Bilder sind ganz nett geraten, einen Teil schicke ich Dir heute und den Rest später zurück. Morgen abend will ich aber bestimmt mal ins Kino gehen in ‘So sind die Männer’ und am Sonnabend auch, denn man weiss sonst wirklich nicht, was man machen soll. Das Nest hier liegt doch zu sehr in Hinterpommern, um das man hier was erleben oder unternehmen könnte. Frag doch mal Lisa wegen der

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