Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
in ‘Sechs Tage Heimaturlaub’ war? Ein ganz netter Film, aber es gibt schönere. Gestern hatten wir Ausmarsch, was mal was anderes war, zumal mal am Nachmittag der Regen aussetzte. Heute waren wir schiessen. Abmarsch mit dem Vorkommando ¼ 8 Uhr und zurück waren wir ½ 4 Uhr und schoben alle grossen Kohldampf. Ich habe mit dem Unteroffizier unseres Zuges geschossen und lag bei sieben Mann an vierter Stelle, also ganz gut abgeschnitten. Rank kommt am Sonnabend oder Sonntag von seinem Beerdigungsurlaub zurück, sodass ich dann wieder mal ausgehe.
Jetzt fällt mir eben noch ein, ich brauche dringend meinen Tschölsch, das ist das graue Militärbuch, was ich in Dresden mitgehabt habe. Dazu das graue Hartbandheft und das blaue, wo ich meine Aufzeichnungen vom U.-Lehrgang drin habe. Du musst die Sachen gut verpacken und per Einschreiben schicken. Nun hast Du wieder Arbeit und Ausgaben mit mir, sei deswegen nicht böse. Sage bitte Mutter vielen Dank für ihren Brief; ich schreibe am Sonnabend oder Sonntag, denn heute und morgen muss ich meine Nase mal wieder tüchtig in Dienstbücher stecken.
Dir, kleiner Hase, recht viele herzliche Grüsse und Küsse und denke immer daran, dass ich Dich ganz toll lieb habe.
Dein Strolch.
Richte bitte an Alle Grüsse aus.
Leipzig, den 26. Okt. 1941
Mein lieber kleiner Strolch.
Nachdem ich heute Sonntag vergeblich auf Deinen Sonntagsbrief gewartet habe, bin ich zum Amerikaner backen und zum Mittagessen in die Nürnberger Str. rein (rohe Klöße mit Rinderbraten). Ich hätte noch mehr essen können, konnte das aber nicht, weil sie alle waren. Um 3 Uhr war ich wieder zu Hause und da fand ich nun Deinen lieben Brief vor, der diesmal erst um ½ 11 Uhr kam und für den ich Dir recht herzlich danke. Für heute Nachmittag hatte sich Besuch angesagt, der bis jetzt, es ist gleich ½ 6 Uhr, noch nicht da ist und nun wohl auch nicht mehr kommt. Ich denke, wer nicht kommt, braucht nicht zu gehen. Die Eltern sind mit Elli in die ‘Lustigen Weiber’, und so habe ich jetzt genug Zeit und Muße mich mit Dir ein bißchen zu unterhalten. Weißt Du, was ich an Dir heute bewundere? Deine feine Nase! Du schriebst, daß Du das Gefühl hättest, als ob etwas zwischen uns steht, da hast Du zum Teil recht, aber auch wieder nicht. Man hat in dem Zustand oft Stimmungen, die ich zwar energisch bekämpfe, die aber doch ach ab und zu mal die Oberhand gewinnen. Aber vornweg eins. Ich habe Dich noch genau so lieb wie sonst, nein, das stimmt nicht ganz, ich hab Dich noch einmal so lieb als zu der Zeit, als wir heirateten, und wenn es nicht eifersüchtig klingen würde, so müßte ich sagen, daß ich manchmal direkt Angst habe, Du könntest Dir einen .... machen. Man hört so allerhand, zwar nicht von den Soldaten an der Front, sondern von denen, die hier in der Heimat eingesetzt sind. Ich weiß zwar, daß das Unsinn ist bei Dir, aber schließlich können auch die besten Männer mal schwach werden. Doch das nur nebenbei. Siehst Du, es gibt Zeiten, da ich Dich ganz nah hier bei mir fühle und wo ich mich dann gleich hinsetzen könnte und Dir einen sehr schönen Brief schreiben könnte. Meist habe ich dann keine Zeit. Und kommt dann der Tag, wo ich Dir schreiben muß, ich sage muß, nicht möchte, einfach weil wieder ein Brief mal wieder fällig ist, so sitze ich dann vor meinem Bogen, habe viel auf dem Herzen und komme doch nicht über Hemmungen weg und so ein Brief ist dann nur ... und wohl manchmal auch ein bißchen gratzig. Und dies ist es, was Du dann aus so einem Brief herausspürst. Sicher wirst Du mich verstanden haben, und mir auch dann nicht böse sein, wenn wieder mal so ein Brief ankommt, dann mußt Du Dir immer vor Augen führen, daß ich Dich immer recht lieb habe. Ich werde mir auch Mühe geben, so was nicht aufkommen zu lassen und werde Dir dann lieber mal eine Karte nur schreiben statt einen Brief. Ich schrieb Dir das ja auch schon vor einiger Zeit, daß mir machmal Zeiten kommen können, wo ich nicht in der Stimmung bin groß Briefe zu schreiben, aber sicherlich wirst Du das vergessen haben. Manchmal hadere ich auch mit der Zeit, denn jetzt gehörst Du unbedingt zu mir her. Ein andermal singe ich und freue mich und gebe mir immer wieder Mühe damit, will nur Schönes sehen und erleben. So wie ich jetzt bin, mit was ich mich befasse, mit Schönem und Gutem, so wird einmal das Kind sein. Siehst Du, nun hab ich versucht Dir das auseinanderzusetzen, und nun fordere ich von Dir auch nur
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