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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ein kleines bißchen Verständnis und manchmal auch Rücksicht.
    Daß Du einmal auf das Kind eifersüchtig werden kannst, glaube ich kaum, es ist doch unser Kind, und Du wirst ihm bestimmt soviel Liebe geben als ich, so daß dann für uns gegenseitig gleiche Teile füreinander übrig bleiben. Ich träume oft vor mich hin, wie es dann sein wird, und im Jahr 43 fahre ich, nein wir, bestimmt mit unserem Kind an die See. Da wird es dann erst richtig schön. Überlege Dir doch mal paar hübsche Mädelnamen. Für einen Jungen kommen nur Claus, Rainer oder Michael in Frage. Also strenge mal Dein Köpfchen an, aber nur ein kurzer wirklich gut klingender Name muß es sein.
    Und nun einmal das Kaffeethema. Also da mache ich auf keinen Fall mit von wegen mischen. Da freut man sich schon die ganze Zeit darauf und dann soll man nicht einmal in den ungetrübten Genuß von 60 Gramm Bohnenkaffee kommen. Also trinken wir lieber nur zwei- oder dreimal Bohne und dann Malz. Einverstanden? Ich halt die Daumen, daß es doch noch klappt mit der Gans. Denn ich bin furchtbar lüstern drauf, und auf was man in dem Zustand Appetit hat, sollte man normalerweise essen. Sag mal, wieviel Fleischmarken hast Du denn gespart? Ich wollte doch gern der Mutter zu Weihnachten eine Wurst schenken, da muß ich nun mal zusammenrechnen wieviel wir zusammen Marken haben. Jetzt kann ich keine groß mehr sparen, denn der Appetit wird ständig größer bei mir und man darf da nicht groß hungern wenn man ein gesundes Kind haben will. Übermäßig fressen kann man schon nicht, das lassen die Marken schon nicht zu. Gestern habe ich das erste Mal bei Groß... Räucherfisch bekommen (Seelachs), da werde ich nun heute abend ein lukullisches Mahl mit einer Flasche Bier halten. Frißt Du mit? Aber Dir stehen vielleicht doch andere Genüsse bevor, wie drei Spiegeleier mit Speck. Das Kotzen und Übelsein gehört übrigens auch mit dazu, wie Du anfragtest. Wie lange bekommst Du denn im Ganzen Urlaub diesmal? Im Januar haben doch die Eltern 40-jähriges Ehejubiläum. Was könnte man denn da schenken? Mit dem Päckchen tust Du mir ja tüchtig leid. Ich schrieb Dir doch, daß ich die Plätzchen schon alle aufgegessen habe, und nun muß ich doch erst neue backen. Hattest Du das nicht verstanden? Aber bekommen tust Du sie auf alle Fälle, auch das andere mit, und die Bücher werde ich gleich morgen als Einschreiben wegschicken. Für so feige hätte ich Dich gar nicht gehalten, kleiner Mann, daß Du Dich um das Gequatsche der Leute kümmerst und nicht allein ausgehst. Das sieht bald so aus, als ob Rank eine Art Aufpasser ist, wenn er mitgeht. Ich glaube doch aber sehr, daß es nun ge... ist bei Euch. Am Sonnabend war ich mal mit Mutti, Papa, Mutter und Lisa und Martin in der Roten Mühle. Vater hat Nachtdienst die Woche. Es ist eben doch nur mittelmäßiger Tingeltangel und sind wir in dieser Beziehung doch etwas verwöhnt. Ich möchte gern mal zu einem Tanzabend ins Schauspielhaus gehen. Vielleicht bekomme ich eine Karte von Fräulein Fuhrmeister. Denn die hat Karten für die ganze Tanzserie, und so ist alles schon ausverkauft. Daß die halbe Großmarkthalle wegen Schiebereien sitzt, hatte ich Dir wohl schon geschrieben. Natürlich auch wieder Dietze mit. Er sogar zum Teil wegen ... Schiebungen, denn er hat zum Teil in Italien Teppiche mit gekauft und ähnliche Sachen. Die Gartenpflaumen sind gleich waggonweise verschoben worden, und wir haben nicht eine einzige zu sehen bekommen. Ist doch eine Gemeinheit sondergleichen. ... im Laden müssen die Leute bei einem Blumenkohl oder was gerade knapp ist vier bis fünf Pfund Spinat oder Kraut mitnehmen, denn das werden die Brüder in der Halle nicht los.
    (Schluß fehlt)
     
     
     
    Köslin, den 26. Okt. 41
    Meine liebe kleine Lenimaus!
    Heute Sonntag ist bei mir grosser Schreibetag und nachdem ich meinen Mittagsschlaf hinter mir habe, will ich jetzt Deinen lieben Brief beantworten, über den ich mich wieder sehr gefreut habe. Er kam schon gestern, aber ich habe ihn schon heute wieder gelesen und dass man hier immer auf Post wartet, damit hast Du recht geraten. Am Dienstag ziehen wir wieder mal um; wir bleiben wahrscheinlich noch vier Wochen hier in Köslin und müssen uns deshalb nach der Artilleriekaserne verziehen. Du kennst sie auch; sie liegt hier in derselben Strasse nur weiter runter. Vielleicht erinnerst Du Dich an den Weg durch die Gärten, den wir mal nach der jetzigen Kaserne gegangen sind, wenn dieser Weg auf die Strasse

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