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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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Mittwoch anständige Post bekommst. Meine Briefe, vor allem meinen letzten, den ich auf dem Stettiner Bahnhof fertig geschrieben hatte, wirst Du wohl alle erhalten haben und somit bist Du ja bis zu unserer Ankunft in Berlin auf dem laufenden. Wir wollten vom St. Bahnhof mit dem Schnellzug 16 Uhr fahren, bekamen aber von der Bahnhofskommandantur keine Erlaubnis dazu und fuhren so mit dem Personenzug 16.19 Uhr, der in Köslin 23.56 Uhr eintraf. Das war eine Fahrerei und wurde ich stark an unsere K.d.F. nach Henkenhagen erinnert. Durch Skatspielen, singen und Witze erzählen verging die Zeit aber auch, nur der Hintern tat uns allen recht weh. Auf dem Bahnhof in Köslin haben wir dann schnell noch unseren Durst gelöscht und dann ging es mit dem ganzen Gepäck nach der Kaserne raus.- Um 2 Uhr lag ich dann glücklich in der Falle und zwar in einem Zimmer mit 15 Mann. Ich nahm nun an, dass wir am anderen Morgen später aufstehen könnten und niemand von uns 16 Mann stieg deshalb früh aus dem Bett, als der U.v.D. aufstehen pfiff. Gegen ¼ 9 Uhr kam Unteroffizier Dümling, der mit mir in Hohenbruch war, plötzlich ins Zimmer gestürzt und sagte zu mir, dass der Spiess mich schon seit einer Viertelstunde suchen lässt. Na, da hatte ich den Kanal voll, rin in die Sachen, Haare gekämmt und runter. Wie ich runter kam, stand schon die ganze Kompanie um Onkel Arno (der Feldwebel, der mit mir in Hohenbruch war) und der Feldwebel der mit Rank war und ich kamen zu späte. Die 15 Mann von meiner Stube sind überhaupt gar nicht runtergekommen, aber das hat gar niemand gemerkt. Na, ich jedenfalls rin zum Spiess und wenn er mich gefragt hätte, wo ich zum Antreten gewesen bin, hätte ich mir einen Durchfall angedichtet, wie ihn die Welt noch nicht gesehen hat. Er hatte aber so viel zu tun und bin ich für ihn eine Stunde mit rumgerannt, denn er war gerade bei der Stubenbelegung. Da hatte ich tüchtiges Glück, denn Rank, Unteroffizier Dümling (übrigens ein Bitterfelder), Unteroffizier Merten aus Leipzig und ich kamen auf eine Bude und haben ein sehr nettes wohnliches Zimmerchen bekommen. Wir liegen im ersten Stock im rechten Flügel ganz hinten, wo uns niemand stört. Und da es ein Unteroffizierzimmer ist, brauchen wir uns um nichts zu kümmern. Gestern hatten wir keinen Dienst weiter und während des Revierreinigens bin ich mit zehn Mann nach der Küche, wo sie Kartoffeln schälen mussten. Um ½ 4 Uhr waren wir dann fertig und ¾ 4 Uhr bin ich in die Stadt baden gegangen. Das Badewasser hättest Du bloss mal sehen sollen, da merkte man, dass man vier Wochen in einem Dreckloch gelebt hat. Nach dem Baden bin ich nach dem Kino, um eine Karte für die letzte Vorstellung zu holen, da traf ich Rank und dann noch Frau Franke. Wir sind dann zu Frau Ziemer, wo ich gleich wegen der Backwaren gefragt habe. Sie sagte mir, dass sie Dir ein Päckchen oder Paket geschickt hätte. Hast Du das inzwischen bekommen? Ich hab noch nicht einmal gefragt, was ich zu bezahlen habe, denn ich muss mir noch Geld von der Post holen. Hoffentlich bist Du nicht enttäuscht worden, aber Frau Ziemer sagte mir, dass sie das geschickt hätte, was möglich gewesen wäre. Diese Woche bezahle ich alles, aber schreib mir doch bitte, ob sie die Nährmittel mitgeschickt hat für Mutter. Nach Ladenschluss bin ich dann mit Rank Walter zu Bäcker Lademacher, da bekommen wir immer Gebäck und Semmeln ohne Marken und haben dort noch eingekauft. Ehe ich es vergesse, Frau Ziemer hat Rank und mir je ein Adventspäckchen geschickt; Walter hat seins bekommen und meins ist nach Sizilien gegangen. Ich bedaure das sehr, zumal Zigaretten mit darin waren. Vom Bäcker sind wir dann zu Stiehles, wo ich bis ½ 8 Uhr blieb und dann bin ich in ‘Wetterleuchten um Barbara’. Der Geschmack ist verschieden, aber nach so langer kinoloser Zeit hat mir der Film gefallen. Dann bin ich langsam im Regen raus nach der Kaserne gewandert. ½ 12 Uhr lag ich in meinem frisch überzogenen Bettchen und versprach mir von der Nachtruhe sehr viel, bis ich gegen ½ 4 Uhr aufwachte, weil ich immer tiefer sank. In meinem Bett fehlte nämlich das mittelste Längsbrett und durch mein Gewicht war ich samt dem Strohsack langsam durchgerutscht. Heute früh habe ich mir gleich ein solches Brett organisiert. Um 8 Uhr sind wir aufgestanden, gemütlich Kaffee getrunken und dann haben wir einen Einzugsskat bis ¾ 12 Uhr gekloppt. Zum Mittag gab es Suppe, Rotkraut, Salzkartoffeln und Schweinebraten. Der Koch hat in den vier

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