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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 01: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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eines Wunders eingegangen und Dir vielleicht doch eine kleine Hilfe zum Backen. Ich verstehe ja mengenmässig nicht viel davon, aber auf jeden Fall wird wohl Frau Ziemer so viel geschickt haben, wie es ihr möglich war. Etwas Süssigkeiten hat sie mir noch versprochen, wenn ich auf Urlaub fahre. Es freut mich, dass Du ihr paar Zeilen schreiben willst, verdient hat sie es, denn auch ich und Rank Walter haben sehr viel Gutes von ihr gehabt und wer weiss, was für ein Einsiedler ich geworden wäre, wenn ich nicht ihre Bekanntschaft gemacht hätte. Du darfst das aber nicht falsch auffassen, denn es steckt wirklich nichts dahinter, denn ebenso, wie ich Dir darüber wirklich alles schreibe, schreibt sie ihrem Mann auch alles. – Vielleicht ist nun inzwischen auch das Zeug aus den Sudeten eingetroffen und wenn ich erst von Herrn Ziemer aus Brüssel, nicht wie ich irrtümlich schrieb aus Italien, Deine Weihnachten habe, da wirst Du wohl bestimmt die richtige Weihnachtsstimmung haben. Nun musst Du schon wieder mal den Daumen halten, dass das mit Brüssel klappt. Wie es Dir in der Stadt mit den Weihnachtseinkäufen ging, ging es mir am Sonnabend in Köslin. Ich bin fast von Laden zu Laden gelaufen, aber rein gar nichts zu kriegen. Da lassen wir es eben dieses Jahr ganz fallen mit der Schenkerei. Für mich ist jedenfalls der Urlaub das grösste Geschenk und kannst Du Dir gar nicht vorstellen, wie ich die Tage schon zähle. – So, nun will ich noch etwas von mir schreiben, denn mit Brief und Karte beantworten bin ich ja nun fertig. Das heisst, die Nachricht vom Tode von Onkel Paul ist mir wirklich überraschend gekommen. Hat denn Tante Bertha näheres darüber geschrieben? Er war doch wirklich ein guter Kerl, hoffentlich hat er nicht mehr so zu leiden gehabt. Morgen will ich Tante Bertha ein paar Zeilen schreiben. – Am Sonntag waren wir doch noch zu viert im Kino. Den Film ‘Ehe man Ehemann wird’ musst Du Dir auch ansehen, wenn er auch etwas unwahrscheinlich anmutet, amüsiert man sich doch sehr darüber. Anschliessend hat uns Frau Ziemer zu einer Tasse Bohne eingeladen und dazu gab es Apfeltorte und Sandkuchen. Ich hab durch drei Tassen Kaffee dann von 12-
½ 4 Uhr wach im Bett gelegen. Rank ging es ebenso und als er aller fünf Minuten mich fragte, ob ich schon schlafe, hätte ich ihm am liebsten mein ganzes Bett übern Kopf geschlagen. Am Montag habe ich meine Zither wiedergeholt und bei dieser Gelegenheit nochmals bei Frau Ziemer wegen Brüssel angebohrt. Und am Dienstag waren wir schon wieder im Reformhaus eingeladen, denn da hat Frau Ziemer ihr Versprechen, uns mal mit Bratkartoffeln zu mästen, eingelöst. Ich glaube, kleine Frau, Du wärst neidisch geworden, wenn Du das Schnitzel gesehen hättest, was es dazu gab. Ich war noch heute früh satt, denn es gab dann noch wunderbare Schnitten und ich hab mir gesagt, wer weiss, wann man wieder mal so eine Gelegenheit geboten bekommt. Heute, d.h. eigentlich schon gestern Mmittag habe ich meinen U.v.D. Dienst angetreten. ...Aber dafür kann ich jetzt, nachdem der letzte Stadturlauber sich zurückgemeldet hat, Deinen Brief in Ruhe fertigschreiben. Dafür liege ich aber auch heute Abend um 7 Uhr im Bett. Seit heute Mittag stellt auch unsere Kompanie Kasernenwache und habe ich so eine Ahnung, als ob ich Heiligabend oder einem der Feiertage mit dran bin. Es ist ja nicht so schlimm, denn Postenstehen als Wachführer fällt ja für mich weg. Ich sollte Heiligabend mit Frau Ziemer und Franke und deren Kindern zusammen feiern, was ich aber abgelehnt, gehe dafür den ersten oder zweiten Feiertag nachmittags hin. Rank Walter fährt am 13. und strahlt schon jetzt über alle vier Backen. Am 18. haben wir Kompanieweihnachtsfeier und anschliessend fahren die zwei Unteroffiziere von unserer Bude auf Urlaub, so dass ich dann bis zum 28. ganz allein auf Bude liege. Mein Urlaubsgesuch (Formsache, denn genehmigt ist er schon) reiche ich am 19. ein und will ich sehen, dass ich bereits am 27., das ist sonnabends, nach Dienst gleich fahren kann. Da trommle ich Euch vielleicht um 2 oder 3 Uhr morgens aus den Betten. Ist das rücksichtslos von mir? – Du, weißt Du, heute bekam ich ein Weihnachtspäckchen, worüber ich sehr überrascht war, aber ebenso gefreut habe ich mich. Vom Tennisklub kamen Buch mit Karte; ich finde das riesig nett, daran hätte ich nie gedacht. Anbei folgt nun ein mattes Bild von unserem Auszug aus dem Fluko und hoffe ich, noch etliche ähnliche selbst mitbringen zu

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