Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
möchte ihnen mitteilen, an welchem Tag und von welchem Bahnhof ich das Paket, was am 25.4. dort weggegangen ist, bekommen hätte. Was sagst Du dazu?
Rank wird da wohl die Nase voll haben, wenn er wieder ins Reich versetzt wird. Für heute muß ich leider aufhören, denn ich kann nichts mehr sehen und drin ist meine Lampe kaputt. Evtl. kommt am Freitag Werner und macht sie wieder in Ordnung. Mal sehen, ob das Heidikind wieder ins Bettchen lullt. Sie hat das nämlich jetzt zwei Nächte hintereinander getan. Ob das an den Erdbeeren liegt? Sie ver-drückt da nämlich unheimliche Mengen. Und nun bleib gesund, kleiner Mann, das hat mir Heidi gestern immer auf dem Rad erzählt: “Vati gesund bleim, Heidi gesund bleim, Mutti auch gesund bleim”. Wir erzählen uns sehr viel von Dir.
Und nun nimm 1000 liebe Grüße und einen feinen Süßen
von Deiner Lenifrau und Heidikind.
E.O., den 28.6. 44
Meine liebe kleine Lenimaus!
Das war wirklich ein ganz lieber Brief, den Du mir zum Geburtstag geschrieben hast und danke ich Dir recht vielmals dafür. Ich hab mich über all Deine Wünsche sehr gefreut, das kannst Du mir glauben und müssen sie doch auch einmal in Erfüllung gehen. Und dann, kleine Frau, danke ich Dir für all die schönen Sachen, die Du für mich zusammengetragen hast, über alles habe ich mich gefreut, nicht zu vergessen die Pistole, die ich mit Deiner Hilfe erwerben konnte. Aber das allergrösste Geschenk bist und bleibst doch Du für mich und ist es sehr schön zu wissen, dass Du mich genau noch so lieb hast wie früher und soll es auch so immer zwischen uns bleiben. Und die Zeit hier, wo ich mich doch etwas einsam fühle, wird auch vorübergehen und wir werden wieder beisammen sein. Sehr neugierig bin ich ja nun auf die Ueberraschung, die mir noch bevorsteht; ich habe mir schon den Kopf zerbrochen, was es sein könnte, bin aber noch nicht darauf gestossen. Das Päckchen mit dem Talisman ist mit dem Briefe angekommen und verspreche ich Dir, dass ich ihn immer tragen werde. Dass Dir ‘Fidelio’, unter der Voraussetzung, dass die Besetzung gut war, gefallen würde, konnte ich mir denken, denn es ist eine sehr gute Oper und habe ich Dich ein bissel beneidet, aber gegönnt habe ich es Dir auf Ehre. Mit den Erdbeeren habt Ihr ja mehr wie Pech, aber hier ändert sich das Wetter jetzt auch aller Stunden; ich habe immer grosses Glück bis jetzt gehabt, dass ich gerade Wache hatte, wenn es nicht regnet. Unser Heidikind hat sich da ja was Schönes aufgeschnappt, es muss sich ja bei dem Kriebs ulkig angehört haben. Aber Schuld werden wir wohl haben, denn auch ich habe ja bei letztem Urlaub des öfteren aus Spass so zu ihr gesagt. Wegen Zitronen bin ich schon die ganze Zeit hinterher und sowie ich was bekomme, schicke ich es ab; im übrigen schränke ich die Kauferei ein. Da werde ich also in Zukunft von mir aus nur Butter besorgen. Den Kaffee wirst Du aber wohl noch los, Mutter wird vielleicht auch was davon haben wollen. An Tante Berta sind nun vorgestern die drei Päckchen mit eineinhalb Pfund Butter und dreiviertel Pfund Kaffee durch die Deutsche Dienstpost weg und hab ich ihr geschrieben, dass sie die restlichen 22.– M Mutter mitgeben soll. Nun bekommst Du aus Treuenbrietzen zwei Pakete mit einmal sechs Pfund Butter und ein Viertelpfund Kaffee und einmal die Milch etc., hoffentlich geht es Dir genau so schnell zu wie das letzte Mal. Ausserdem habe ich zwei Päckchen gemacht für Schramms mit zusammen eineinhalb Pfund Butter, die nimmt morgen ein Kamerad mit nach Weimar und schickt sie von dort weiter. Schramms habe ich heute davon geschrieben, aber keinen Preis und rechnest Du mit ihnen ab. Deine Kasse sieht nun wie folgt aus:
Leni Guthaben91.50
” Kasse150.–
241.50
2 Pakete Porto1.75
2 Päckchen Schr. a 1.753.50
Guthaben für Dich M 238.–
Wegen des Kuchens brauchst Du Dir keine Sorgen zu machen, denn den habe ich noch in frischem Zustand gefuttert. Weisst Du, ich verschlafe jetzt hier meistens meine freie Zeit, damit ich, falls es ja noch mit einer Dienstreise klappt, zu Hause frisch und munter bin. Es gehen aber schon Gerüchte herum, dass der Dienst bald wieder etwas aufgelockert wird. Der gestrige Tag begann am Vormittag sehr verheissungsvoll mit Wehrbetreuung und der Film ‘Gefährlicher Frühling’ mit Balser und Winnie Markus, war wirklich gut. Als ich um 3 Uhr nach Arnheim reinkam, ich wollte wieder nach Oosterbeek fahren und einen schönen Spaziergang machen, goss es in
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