Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Strömen. Ich liess mich von Kameraden verleiten, in ‘Anette und die blonde Dame’ zu gehen und der Film war die gerechte Strafe, dass ich mir zwei Filme an einem Tage angesehen habe. Da es im Wehrmachtsheim keinen Kuchen mehr gab, bin ich zu Andree (ungefähr unser Felsche), da war das Eis ausverkauft, zum Kaffee gab es keine Milch mehr und die Puffertjes waren auch schnell aufgegessen. Zum Abend wollte ich im Royal auf Marken zur Feier des Tages speisen, aber ich war dann so müde, dass ich mit dem nächsten Bus rausfuhr und mich von 6 - ½ 10 Uhr hinlegte und geschlafen habe. Um 10 Uhr bin ich zur Wache aufgezogen und habe von 2-4 Uhr gestanden. Von 8-9 Uhr war ich Luftspäher, die Sonne schien herrlich warm und hatte ich schwer mit dem Schlaf zu kämpfen. ½ 10 Uhr wollte ich mich bis 1 Uhr hinlegen, aber da war aller fünf Minuten was los und bin ich auch nicht dazu gekommen. Aber ich schreib an Mutter noch paar Zeilen und dann geht’s in die Falle. Du, nun schick mir doch mal paar gelbe Paketkarten und die Telefonnummern von Schramms und Lehmanns wolltest Du mir auch schreiben. Lehmanns habe ich keine Butter extra geschickt, die bekommen von den sechs Pfund welche.
Nun aber Schluss für heute, Dir recht viele Grüsse und Küsse und grüss Helenchen und den Meester von mir und allen, die mir haben Zigaretten zukommen lassen, grüsse bitte und danke ich vielmals dafür.
Dein Dichliebender Hans.
E.O., den 2.7. 44
Meine liebe kleine Lenifrau!
Recht vielen Dank für den lieben und langen Brief vom 28.6., über den ich mich wieder sehr gefreut habe. Dass mein Geburtstag ziemlich sang- und klanglos äusserlich hier verlief, hatte ich Dir ja geschrieben, aber dafür hatte ich Eure lieben Briefe und Geschenke, dazu habe ich mir nochmals Eure Bilder in Ruhe angesehen, sodass ich mich in Gedanken viel mit Dir und Euch allen beschäftigt habe. Nun habe ich für mich nochmals gefeiert und zwar bin ich mit Kameraden in unserem Holzgasbus nachmittags nach Arnheim rein. Ich verlor gleich bei einer Wette eine Runde Bier, da ich behauptete, das Vehikel würde mindestens zehnmal auf dem neun Kilometer langen Weg stehenbleiben, er schaffte es aber mit sieben Unterbrechungen. Im Wehrmachtsheim habe ich sechs gute Törtchen erwischt und war ich danach mehr wie satt. Darauf sind wir im Hotel Pax gelandet, wo wir einen Zwei-Stunden Skat gedroschen haben und je zu zweit eine Flasche roten Süßwein getrunken haben. Abends um 6 Uhr saßen wir im Royal, dem besten Hotel in Arnheim, es gab ein Menu mit getrockneter Forelle und Suppe oder Husarensalat als Vorspeise, Kalbsfrikassee mit Blumenkohl und Pudding und Erdbeeren als Nachspeise, Kostenpunkt 6.50 hfl., da ich mir aus Fisch nichts mache, habe ich Suppe, Schnitzel mit Blumenkohl und dann dieselbe Nachspeise für 4.50 hfl. gegessen, das Schnitzel war ja nur ein Schnitzelchen, aber satt bin ich doch geworden. Anschliessend waren wir im Luxor in ‘Sophienlund’. Du hast wohl auch diesen Film gesehen, er war nicht übel und nicht anstrengend. ½ 11 Uhr haben wir unseren Bus gestartet und sind ohne Unterbrechung ½ 12 Uhr hier wieder gelandet. Es war ein ganz netter Tag, aber lieber wäre es mir natürlich gewesen, wenn ich daheim gewesen wäre. Hoffentlich hat Euch die Erdbeerbowle recht gut geschmeckt, na, wir werden nächstes Jahr vielleicht wieder zusammen feiern können, da schmeckt es doch noch mal so gut. ...Jetzt habe ich bald eine Stunde mal meine Abrechnung gesucht und kann sie aber momentan nicht finden. Mit meinem letzten Briefe habe ich Dir den genauen Kassenstand mitgeschrieben, dazu kommen nun noch die 100.– M und wenn Du von Tante Berta die 22.– M bekommst, musst Du sie von Deinem Guthaben abziehen und mir davon schreiben. Nur bin ich immer noch nicht im Klaren, wie es sich mit den M 175.– verhält? Wolltest Du sie mir schicken oder hast Du sie mir geschickt? Bekommen habe ich sie aber bis heute noch nicht. Anbei wieder zwei Einlieferscheine und zwar über die sechs Pfund Butter und das Milchpaket; hast Du dieselben schon bekommen und sind Schramms in den Besitz ihrer zwei Einschreibepäckchen gekommen? Auch warte ich auf Tante Berta, dass sie mir den Eingang ihrer drei Päckchen bestätigt, denn bevor nicht alles angekommen ist, hat man doch keine Ruhe.
Wie geht es denn nun dem Meester, ist er aus dem Krankenhaus entlassen worden und geht es ihm wieder besser und hatte er meinen Brief bekommen? Ja, kleine Frau, da hast Du ja jetzt im Garten
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