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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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ihre fehlenden zwei Pfund Butter auch ersetzt. Jetzt ist alles Geld bei Dir. Nun schreib mir mal, wie nun das Konto aussieht, damit ich endlich mal wieder klar sehen kann. Am Sonntag war ich mit Mutti mal wieder im Krankenhaus. Papa wird evtl. diese Woche entlassen. Heute sind Mutti und Lisa hin. Mutter war am Sonntag mit unserem Heidikind bei Herrn Vogt im Garten und trieben erst abends ½ 9 Uhr ein. Am Montag war ich mit Heidi bei uns draußen. Sind ½ 11 Uhr hier weg zu Kunads, haben dort Mittag gegessen und dann hat Heidi in der Omi ihrem Bett geschlafen. Die Möhre hat es Heidi bei Kunads besonders angetan und erzählt sie immerzu davon. Im Garten hat sich Heidi sehr wohl gefühlt. Sie ist nackisch mit der Spielhose rumgerannt, und am Abend haben wir sie mit der Gießkanne geduscht. War ein Fest für sie.

    Gestern waren wir wieder draußen, nur heute haben wir ausgesetzt. Morgen geht’s wieder raus, und werde ich allerhand zu tun und abzunehmen haben. Ich möchte mich mal in den Garten legen und gar nichts tun. Nur aalen! Ob das mal wird? Man hat eben doch immer zu tun. Höchstens dann, wenn Papa mal wieder mitmacht. Heute früh ist nun Mutter weg, und am Freitag fährt Vater nach. Am Montag kommen beide zurück. Evtl. kommt Mutti raus, damit ich nicht allein bin, wenn mal was ist, was wir aber nicht hoffen wollen. Hast Du den Artikel der Arbeiterbevollmächtigten gelesen? Danach müssen alle Mütter mit Kindern über zwei Jahren, die noch eine andere weibliche Familienangehörige im Haushalt haben, sich nunmehr auch melden. Und danach ist der Traum für mich auch wieder aus. Wie das werden wird, kann ich mir allerdings noch nicht denken, denn Mutter kann tatsächlich nicht mehr schaffen und kann sie unmöglich hier die ganze Hausarbeit machen. Den großen Teil mach ich ja jetzt. Man soll eben nicht froh werden. Man könnte schon manchmal die Mütter beneiden, die ihren eigenen kleinen Haushalt haben und ganz ihren Kindern leben können. Na ja, das ändert aber alles nichts an den Tatsachen, und wollen wir nicht davon sprechen. Morgen fahr ich mit Heidi wieder in den Garten und kann bei dem Wetter wohl mit sechs bis acht Körbchen Erdbeeren rechnen. Hoffentlich hilft Lisa mal, bis jetzt habe ich immer allein abgenommen und tut mir da ganz schön das Kreuz weh. Da kann dann ja die Einkocherei und Marmelade kochen losgehen. Hoffentlich bleibt es jetzt schön, denn augenblicklich ist es wunderbar. Morgen früh wollen wir mal Tante Gretchen besuchen. Lange werden wir sie ja nicht mehr bei uns haben. Gestern hat Mutti die Mitteilung bekommen, daß die Wohnung an der Märchenwiese leer ist. Wollen aber erst mal abwarten, vielleicht klappt es mit der Wohnung in der Preußenstraße bei Kunads Kontor im Hause. Die Lage wäre günstiger und hätten sie auch die Wohnung ganz allein. Jetzt habe ich mich auf den Balkon gesetzt, denn drin kann ich nichts mehr sehen. Da schreibe ich also in diesem Jahr das erste Mal auf unserem Balkönchen. Von Erika bekam ich auch einen Brief, sie ist nun mit Ulli in Siebenbürgen, und ist das gut so, denn Budapest wird jetzt ziemlich oft angegriffen. Und nun mal zu Deinem lieben Brief.
    Daß Dir der Kuchen und die Zwiebäcke geschmeckt haben, freut mich, da haben sie doch wenigstens ihren Zweck erfüllt. An den Stäbchen habe ich keinen Anteil, denn ich habe ja schon seit etlichen Monaten Vaters Karte nicht mehr. Meine ... Zigaretten habe ich bis jetzt allein gequalmt. So ein Egoist was? Daß das Butterpäckchen angekommen ist, habe ich Dir doch schon geschrieben. Kleiner Mann, sie ist bereits alle. Das Geld dafür hast Du ja inzwischen auch erhalten. Mit der Vergeltung ist es so eine Sache. Vielleicht werden wir die Vergeltung hier ... zuerst zu spüren bekommen. Momentan sieht es doch wieder ziemlich duster aus. Wie denkst Du jetzt darüber? Hier in Leipzig nehme ich keine Moorbäder mehr, wir hatten alle zusammen zu Hause mal gebadet. Herbert arbeitet im selben Geschäft wie Ilse. Es ist ja gut, daß Ihr nicht gar so viel Dienst mehr habt. Den Schlaf braucht der Mensch doch. Ich jedenfalls brauche viel Schlaf. ... Ob Vater nüchtern von Naumburg kam, kann ich nicht sagen, da ich nicht zu Hause war, als er kam. Mit den Paketen ist es so eine Sache. Wie können wir dann reklamieren, wenn die Pakete von außen tadellos in Ordnung sind. Und warum sollte auch ausgerechnet ein Käse beschlagnahmt werden, und die anderen zwei kommen an. Gestern kam eine Karte vom Plagwitzer Bahnhof, ich

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