Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
meine drei Pakete angekommen, damit meine kleinen Geschenke Euch dann auch zur Hand sind. Heidis Gesicht möchte ich dabei gern einmal sehen, ob ihr wohl der Schlitten Freude macht und was wird sie wohl zu dem Esel sagen. Für Dich habe ich dieses Jahr nun wieder nicht viel und möchte doch einmal wieder mit vollen Händen vor Dir stehen, aber auch das wird wieder einmal kommen.
Nach der Kompanie-Feier werde ich mich gleich auf meine Bude zurückziehen und Punkt 9 Uhr abends stelle ich mich dann bei Dir ein, schmuggle schnell noch die Tasche und das ‘Kölnisch Wasser’ auf Deinen Platz, aber das ist doch noch nicht alles, denn mit meinem Weihnachtsgruss komme ich mit meiner grossen Liebe zu Dir und mit der grossen Sehnsucht und dann werden wir an die schönen Weihnachten denken, die wir schon zusammen feiern konnten und noch werden; vielleicht habt Ihr doch Glück mit einem Bäumchen gehabt und da zündest Du fix mal paar Lichter an und so werden wir zusammen das Weihnachtsfest verbringen. Ich werde mir hier auch ein kleines Bäumchen oder paar Zweige auf den Tisch stellen und zwei Kerzen davor anbrennen, Dein und Heidis Bilder, überhaupt alle Bilder von Euch mir vornehmen und so werden wir das Fest doch zusammen feiern. Zum Schluss werden wir uns dann wünschen, dass es das letzte Weihnachten sein möge, wo wir nicht zusammen sind und ich glaube, dass man das bald mit Gewissheit annehmen kann. Wie sieht es denn bei Euch nun mit einer Sonderzuteilung aus, da wird es wohl diesmal hapern; Ich hätte ja Euch zu gerne wieder mal geholfen, aber es ist wirklich nichts zu machen. Bei uns hat man jetzt auch die Rationen gekürzt, pro Tag gibt es 48 Gramm Butter und 90 Gramm Wurst, d.h. in zehn Tagen fällt die Butter zweimal aus dafür gibt es dann Kunsthonig. Aber immerhin, gegen Eure Zuteilung werden wir ja noch glänzend verpflegt und haben auch keinen Grund zum Klagen. Aber unsere Weihnachtssonderzuteilung an Schnaps und Zigaretten wird wohl auch wegfallen, aber das ist ja zu verschmerzen. Heute ist ja wohl nun der zweite Advent und wollte ich ihn etwas festlich begehen, zumal ich seit drei Wochen so gut wie keinen Sonntag gehabt habe. Wir hatten jetzt wieder mit unseren Fernsprechleitungen Pech. Da hat doch so ein Idiot in einem höheren Stabe ein Kabel von vier Kilometer Länge uns ausbauen lassen, auf dem wir zwei Leitungen liegen hatten. Jetzt bin ich nun gestern früh los mit meinem Fernsprechstörungssucher und sind wir so ca. 20 Kilometer rumgerast, wie wir unsere Leitung wieder nach Arnheim bringen. Dazu ein scheussliches Wetter, kalt und nass und kamen wir wieder schön durchnässt und frierend am Nachmittag hier an. Das gibt nun wieder für drei Mann für zwei Tage Arbeit und morgen früh geht es los. Heute habe ich bis ¾ 9 Uhr geschlafen, dann meine Bude fertig eingeräumt, einen kleinen Teppich habe ich nun auch, und da war es schon Mittag. Am Nachmittag hatte ich dienstlich allerhand zu schreiben und als ich um 5 Uhr Feierabend machte und mich waschen wollte, war das Licht weg. Bis um 7 Uhr musste ich warten und da habe ich zwischendurch geschlafen. Dann war es Zeit zum Abendessen und um 8 Uhr habe ich dann den Brief angefangen. Uebermorgen kommen Tapeten in meine Stube hier und lässt es sich bei genügender Heizung schon aushalten. Vielleicht interessiert Dich das und da will ich mal eine meiner berühmten Skizzen aufzeichnen.
Nun feix nicht so übers ganze Gesicht, ich hab nun einmal kein Geschick zum zeichnen. Jetzt habe ich mich selber über die Zeichnung geärgert, nun gehe ich mich waschen, dann in die Falle und morgen Abend schreibe ich den Brief zu Ende.
Den 15.12. 44. Ja, kleine Frau, fünf Tage sind nun wieder vergangen und heute komme ich nun zum Weiterschreiben. Die Woche fing ganz miserabel an. Früh sind wir zu dritt los, um Störungen zu beseitigen und neue Leitungen zu legen und am Abend haben wir noch bei Taschenlampenlicht auf dem Mast gearbeitet. Dabei hatten wir erst die Hälfte fertig, so dass wir am Dienstag noch den ganzen Tag zu tun hatten. Abends ½ 8 Uhr waren wir zurück und nach dem Essen war ich fertig und bin gleich ins Bett. Dienstag derselbe Jammer, abends wieder todmüde und nach dem Essen gleich wieder in die Falle, nun hatten wir alles in Ordnung gebracht. Am Mittwoch früh mit zwei Mann ans Tapezieren und Streichen meiner Bude, die nun gestern abend fertig wurde. Es ist ja ganz nett geworden, aber wohl fühle ich mich nicht, das wird wohl erst wieder sein, wenn
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