Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
dann auf der Unterkunft, denn die drei Kameraden, mit denen ich zusammenliege, fliegen ja jeden Abend nach Arnheim aus und sonst haben wir auch keine grossen Interessengemeinschaften. Na, Du weisst ja auch, dass es mir dann schwer fällt, mich anzuschliessen und habe ich mich ja so halbwegs dran gewöhnt. Ich wünsche Dir nun einen recht schönen Sonntag, vielleicht schafft es die Post bis dahin und schicke Dir viele liebe Grüsse und einen Kuss.
Dein Hans
d. 14.1. 44
Mein lieber Junge!
Soeben sind wir aus dem Keller wieder herausgekommen, wo wir reichlich eine Stunde waren. Es ist wieder gut für uns gegangen. Nun will ich Dir Deinen lieben Brief vom 2.1. beantworten, wir danken Dir recht herzlich dafür. Auch wir haben am Silvester an Dich gedacht und haben ein Gläschen auf Dein Wohl getrunken, und sind mit unseren Gedanken bei Dir gewesen und haben Dir alles Gute gewünscht. Nun ist Leni mit Heidi fort, ich weiß nicht, ob Du Dir denken kannst, was es für mich ist. Vater war ja auch seit Dienstag fort und ist heute ½ 6 Uhr zurückgekommen. Als ich Leni und Heidi zur Bahn gebracht hatte, bin ich zu Frau Mary gefahren und war dann ½ 4 Uhr zu Hause. Mir graute vor der leeren Wohnung, es war alles wie ausgestorben. Ich will nun so schnell wie möglich Heidis Mantel fertigmachen und werde denselben dann nach Oschatz schaffen. Auch will ich dann in 14 Tagen einmal zu Elli fahren, Sie hat ihr Weihnachtspäckchen nicht bekommen, das tut mir nun sehr leid, denn Elli hat bestimmt darauf mit Schmerzen gelauert. Nun will ich nichts wieder schicken, sondern selbst hinfahren, vielleicht fährt Vater mal mit, ich glaube, Elli würde sich sehr darüber freuen.
Weißt Du, wer durch den Terrorangriff den Tod gefunden hat, Helene Neunhöfer, Marias und Gottholds Mutter. Ich habe ihnen auch in Deinem Namen unser Beileid ausgesprochen.
Wie ist es denn, hat es in Zwolle geklappt? Hattest Du das Päckchen mit Schoko einem Kameraden mitgegeben? Es ist noch nicht angekommen. Wie geht es denn mit Deiner Gesundheit, ist Dein Bäuchlein wieder in Ordnung, warst Du im Revier? Du darfst es nicht so lange hinhängen lassen, tu ja was dagegen. Frau Dr. Weise haben wir aufgestöbert, sie praktiziert in der Fockestr. 6. Wir waren am Dienstag nochmals mit Heidi dort. Das kleine Kerlchen hatte hohes Fieber, sie aß und trank nichts und wollte immer getragen sein. Frau Doktor war auch dafür, daß Leni mit ihr fortfuhr. Atmungsorgane und der kleine Bauch waren in Ordnung, vielleicht hat sie sich die Blase ein wenig erkältet. Am Mittwoch war Heidi fieberfrei und hatte auch wieder gegessen und getrunken. Wir wollen hoffen, daß es mit ihr an der anderen Luft bald wieder ganz gut wird. Als wir bei Frau Doktor waren, kam auch Alarm, wir waren gerade bei der Untersuchung und mußten Heidi gleich anziehen und hinunter in den Keller, es dauerte eine Stunde. Ich will nun am Montag zu Frau Doktor gehen. Mal hören, was sie sagt. Also folge Du auch, und tue was für Deinen Bauch.
Nun will ich aber zum Schluß kommen, es ist 10 Uhr, wir wollen zu Bett gehen. Recht viele liebe Grüße von Vater und mir.
In Liebe Deine alte Mutter, die Dir noch einen Kuß gibt.
d. 21.1. 44
Mein lieber Junge!
Für Deine lieben Briefe vom 13.1. und 16.1 recht herzlichen Dank. Wir haben uns sehr darüber gefreut. Den letzteren erhielt ich heute. Ich freue mich sehr, daß es Dir gesundheitlich wieder besser geht. Das Paket aus Gütersloh ist am Mittwoch eingetroffen, nur das Päckchen mit der Schoko fehlt. Weißt Du denn nicht, wo der Kamerad wohnt, daß man ihn mal aufsuchen könnte? Wegen den ‘Nachrichten’ werde ich mal nachschauen und sehen, an was es liegt, daß Du keine bekommst. Es ist jetzt 22 Uhr, Vater kommt gerade von einem Gläschen Bier trinken, ich war bei Frau Kürbis, habe an Heidis Mantel genäht, ich will ihn am Sonntag nach Oschatz schaffen. Ich freue mich sehr, mein Kerlchen wiederzusehen. Gestern, am Donnerstag kam Leni und habe ich mich sehr gefreut. Wir beide sind am Nachmittag erstmal bei Schramms gewesen. Sie lassen Dich vielmals grüßen. Onkel Max fuhr abends nach Stuttgart. Dann sind wir ins Kino gegangen, ‘Lache, Bajazzo’. Er hat mir sehr gut gefallen. Heute Vormittag ist Leni wieder nach Oschatz gefahren. Vater freut sich schon auf den Spirituskocher.
Heute kamen auch die Butterpakete in gutem Zustand an. Leni war gerade eine halbe Stunde fort, als der Briefträger mit Deinem Brief vom 16. und die
Weitere Kostenlose Bücher