Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Expresskarte brachte. Nun habe ich die Butter ausgepackt und habe einen Teil verteilt. Nun wird wohl auch Wunderpaket noch ankommen.
Am 13.1. hatten wir Alarm, aber es ging gnädig vorüber. Auch gestern Abend um 7 Uhr mußten wir wieder in den Keller. Gekracht hat es mächtig, so viel Getöse war am 4. Dezember nicht. Die schwere Flak hat mächtig gearbeitet, und konnten wir nach eineinhalb Stunden wieder in unsere Wohnung gehen. Sei mir nicht bös, daß ich Dir nicht gleich geschrieben habe, mir war aber die ganze Zeit nicht gut. Am Montag war ich bei Frau Dr. Weise. Sie hat mich gründlich untersucht. Will eine Blutprobe machen, weil ich gar so blaß bin. Mein Herz ist nicht ganz in Ordnung, es rast so sehr. Na, wir wollen im Mai alle vier, Vater, Leni, Heidi und ich nach Elster zur Kur. Vater hat schon Zimmer gemietet, er ist von Pöhla hin. Frau Dr. Weise schreibt uns die Zeugnisse, Leni gegen Reißen und für mich fürs Herz und Blutarmut. Hoffentlich wird es in Elster genehmigt. Ich glaube, die ganze Zeit macht die Menschen fertig. Nimm Dir nur mit der Arbeit Zeit und haste nicht so wie immer.
Vater und ich wollen nun Dienstag, den 1. Februar zu Elli fahren. Ich freue mich sie wiederzusehen. Da will ich ihr zu essen mitnehmen, das arme Ding ist ja um ihr Weihnachtspaket gekommen. Sie wird wohl schon auf uns warten. Ich schreibe Dir bald mal wieder.
Für heute will ich Schluß machen. Sei von uns beiden herzlich gegrüßt und von mir einen Kuß. In aller Liebe
Deine alte Mutter.
d. 24.1. 44
Mein lieber Junge!
Schönen Dank für Deinen lieben Brief vom 18.1 43, über den ich mich sehr gefreut habe. Wir haben jetzt oft in den Keller gemußt, ich schrieb Dir schon davon, auch heute Mittag ½ 12 Uhr und kamen wir ½ 2 Uhr wieder herauf. Gott sei dank ging es gnädig ab. Aber schon die Unruhe macht Dich fertig, das Runterschleppen der Sachen, da muß man drei- bis viermal mal laufen. Aber man will das ja gern, wenn alles noch so abläuft.
Gestern war ich in Oschatz, Du hättest das kleine Kerlchen sehen sollen, wie das ganze kleine Gesicht strahlte, da habe ich erst wieder gemerkt, wie mir das Kind fehlt. Sie hat aber immer noch einen häßlichen Husten. Möge sie der liebe Gott immer behüten und in seinen Schutz nehmen.
Dienstag, den 1. Februar wollen wir zu Elli fahren. Ich freue mich, daß Vater mitfährt. Da wird sich Elli sicher sehr freuen. Ich will nun etwas backen. Die Butter ist in gutem Zustand angekommen. Heute brachte mir Herr Liebau 100 Mark. Ich soll Dir sagen, sie lassen Dir vielmals danken, sie hätten sich sehr gefreut. Sobald ich alles Geld beisammen habe, schicke ich es gleich ab. Da kannst Du vielleicht wieder einkaufen. Auch wir danken Dir für die Mühe, die Du Dir machst.
Von Helene Neunhöfer haben wir es in der Zeitung gelesen. Gotthold ist noch beim Militär. Er hat mir sehr leid getan. Hast Du die Adresse von dem Soldaten erfahren, der das Päckchen mitgenommen hat, vielleicht hatte er keine Gelegenheit. Vielleicht hat er es zur Post gegeben und es ist nicht angekommen. Na, wir werden ja sehen.
Das ist ja schrecklich, der Unglücksfall mit den beiden Helferinnen. Hat sich der Zustand der 20-jährigen gebessert? Es gibt doch so viel Unglück und Elend auf der Welt. Jetzt standen mal elf Personen aus einer Familie in der Zeitung, die bei dem Terrorangriff umgekommen sind.
Geht es Dir noch gut, bleib mir nur recht gesund. Dies wünsche ich von ganzem Herzen. Nun will ich Schluß machen. Hoffentlich können wir ruhig schlafen.
Viele liebe Grüße von Vater und mir und von mir noch einen Kuß.
In aller Liebe Deine treue Mutter.
29.1. 44.
Mein lieber Junge!
Für Deinen lieben Brief vom 25.1., den ich gestern am 28.1. erhielt, recht vielen Dank, aber Du mußt doch noch Post mehr bekommen haben. Gestern kam auch Dein Wunderpaket an. Recht vielen Dank für alles, das Gebäck ist sehr gut und nehme ich davon Elli mit. Am Donnerstag erhielt ich einen Brief von Tante Bertha, welche Elli am vergangenen Sonntag besucht hatte. ... Wie werden wir sie finden?
Diese Woche hatte ich viel Lauferei und heute zum Sonntag kamen 14 Zentner Kohle. Da habe ich nach dem Mittagessen dieselben gleich geschichtet, und bin dann anschließend gleich baden gegangen.
Gestern Abend und heute früh ½ 3 Uhr hatten wir Alarm. Es war aber nichts bei uns, nur wo sie hingekommen sind, können die Menschen einem leid tun. So sitzt man und horcht, ob das Radio noch da ist. Am Donnerstag
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