Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Wintermantel in den Keller gebracht. Eine Viertelstunde und dann kam die Entwarnung. Das ist doch tatsächlich zum Verrücktwerden. Dann habe ich mir erst Butter und Brötchen geholt und meine zwei Eier gemacht und Mittagbrot gegessen. Es war inzwischen ½ 1 Uhr geworden. Dann habe ich losgelegt, Deine Zimmer, Deine Kammer, dann Mutters beide Zimmer, Clo und Korridor und zuletzt Küche sauber gemacht, Staub gewischt, gelüftet, aber keine Fenster geputzt, Mutters Fenster sind auch nicht schmutzig, da Jalousien herunter waren. Um 6 Uhr bin ich dann raus und als ich hier war, lag Dein Brief da, daß heute Fr. M. kommt zum Saubermachen. Er kam mit der Nachmittagspost. Nun habe ich am Abend Frau Kürbis angerufen. Sie wird die Frau wieder fortschicken. Vielleicht kann sie dann in der nächsten Woche Mutter die Fenster putzen. Denn zwölf Stunden später noch einmal auswaschen wäre doch sinnlos.
Papa ist nun gestern Abend, d. 26., wieder eingetrudelt. Er hat nicht zugenommen, sondern abgenommen und sah ganz erbärmlich aus. Die ersten Tage hat er Durchfall gehabt, die restlichen Tage Magenschmerzen. Es gab viel Kartoffelsalat und Bratkartoffeln. Mitgebracht hat er gelbe Erbsen und drei bis vier Pfund Mehl, etwas Quark , das ist alles. Ich muß ihn nun erst wieder rausfuttern. Er freut sich nun auf die Wohnung. Gestern habe ich nun noch mal nach Plagwitz angerufen. Das Paket kann noch kommen, denn der Schein ist doch noch nicht da. Das Fräulein meinte, Du solltest einmal nach Arnheim schreiben, wenn es dort aufgegeben ist. Also hoffen wir noch. Das einzige wäre, wenn sie ranzig geworden ist, wäre aber doch noch zu verwenden. Du tust recht daran, mit Heidi nach Saaz einmal zu fahren.
Das Wetter ist scheußlich diese Woche. Es regnet nur so an die Scheiben, hoffentlich ist es Pfingsten schön. Da es auf die 4 doppelt Kalb gibt, machen wir ... eine Kalbsniere. ... gab es schon am Donnerstag. Aber so lange kann ich es nun für die Mutter nicht aufheben und habe ich es Frau Mump gegeben. Die wäscht nächste Woche meine Wäsche. Also genießt diese paar Tage noch ausgiebig. Und nun herzlichen Pfingstgruß an Dich und Heidi, sowie an die Eltern
Deine Eltern
???
Liebe Leni!
Ich habe nun Hans schon zweimal geschrieben und warte sehnlichst auf Antwort. Du willst kommen, wenn kein Telegramm an Dich kommt, das ist doch nicht nötig. Der Käse hält sich, den eßt Ihr dann eben hier. Er ist knochenhart und die Apfelsinen, zwei Stück sind es, für Heidi und die zwei Eier, die ich durch frische wieder ergänzt habe, kann ich Dir schicken, wenn Du es willst. Auch Reis habe ich für Dich da, da kocht Ihr eben zum Abend einmal Milchreis. Soll ich die Haferflocken und Grieß schicken? Vater wird schon genügend Vorrat an Fleisch und Eiern mithaben und braucht sich Mutter nicht zu ängstigen. Soeben brachte mir Karin einen Brief von Hans. Die Dresdner Butter, ein Kilo, ist auch weg, ausgeraubt. Leni, laßt in Zukunft das Schicken sein, Du wirst nicht froh in Deinem Leben über den Verlust. Was anderes ist es, wenn Hans selbst mitbringen kann. Gestern Nacht 1 Uhr klopfte Herr Lehmann. Ich war erschrocken und bin gleich aus dem Bett gesprungen. Konnte nachher gar nicht wieder einschlafen. Ich gehe schon mit Strümpfen und Hosen ins Bett um schnell angezogen zu sein, denn ehe ich die Treppen hinunter komme, vergeht schon eine Weile, dann kam aber nach einer Weile Herr Lehmann, es wäre vorbei.
Von Frau Kürbis’ Freundin, welche heute von Erfurt zurückkommt, ist nun der Mann gefallen und wollen sie es ihr erst nach den sechs Wochen sagen. Hat Gretel von sich hören lassen und hast Du Dein Kleid? Gestern und heute den ganzen Tag Luftgefahr. Ich habe das Buch hier angefangen, “Schweizerspiegel”, Papa hat den “Enkel” gelesen. Ich hatte Eure Badewanne halb voll Wasser gemacht, für den Fall aller Fälle, aber das ist riskant. Ich hatte dann zwei Nächte bei Lisa geschlafen, noch eine Nacht und sie wäre übergelaufen. Der Hahn tropft ja kolossal. Ich habe es wieder abgelassen und heute ausprobiert. Wird in 24 Stunden viertelvoll. Das müßt Ihr doch mal machen lassen. Wenn Vater es nicht machen läßt, läßt Du es machen. Andere wären froh, wenn sie eine solche Wanne voll Wasser hätten, denk an Deine Möbel. Soeben war ein Herr hier, hatte eine Versicherung für Herrn Helm, aber ich weiß von nichts, mein Geld hätte auch nicht gereicht, 15 Mark. Er hatte auch einen Wecker mit, habe ihn auch nicht angenommen,
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