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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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heute früh anmelden gewesen. Zum Arzt bin ich erst für heute Abend 8 Uhr bestellt, so daß wir die Bäder erst morgen früh holen können. Ich persönlich bekomme keine Ermäßigung. Vater dagegen auf seinen Ausweis hier überall. Der Betrieb hat gestern hier schlagartig eingesetzt. ... Von Oschatz sind wir gut hier angekommen, d.h. in Leipzig. In Dornreichenbach wollte Heidi immer aussteigen. “Mutti aussteigen, Omi gehen”, so ging es bei ihr immer. Am Sonnabend früh hatten wir auch zweimal Alarm und sind die Flieger auch über uns weg. Die Flak hat ganz schön geschossen. Eine Dame, die gestern von Berlin kam, sagte, daß diesmal besonders die Innenstadt getroffen worden sei. Auch das Luftfahrtministerium. Am Sonntag war ich auch bei Schramms noch mal. Vielleicht hat Dir Papa schon davon erzählt. Schramms wollen nun doch den zweiten Stock vermieten, weil es für sie mit der Arbeit zu viel wird. Ich habe nun sofort geackert. Allerdings muß Hausarbeit mit übernommen werden (vorn die Steintreppe und Sockel und hinten und die Kellertreppe). Für Dich persönlich kommt das nun ja nicht in Frage, aber wenn Du Deinen Ausweis hast, will Lisa auf dem Arbeitsamt sehen, daß sie für Dich eine Hilfe bekommt. Wenn das nicht gleich klappt, werde ich einstweilen sonnabends oder auch mittwochs mit diese Arbeit übernehmen. Es sind oben zwei große Stuben, ein kleiner Raum, soll als Küche eingerichtet werden (Herd und Ausguß) und ein Klo. Wäre doch wunderbar für Euch. Schramms vermieten es auf keinen Fall anderweitig. Wenn Du die Butter hinschaffst, kannst Du selbst noch mal mit ihnen reden. Ihr Haus sollen sie gemacht bekommen, das mache ich schon, wir wollen nicht, daß sie unserthalber was zurückgehen. Ist das Butterpaket denn nun da? Ich habe mit zwanzig Pfund gerechnet. Mutter bekommt davon drei Pfund und ich zwei Pfund. Hat Dir Papa gesagt daß Du uns ein Telegramm schicken sollst, sobald die Butter da ist? Brauchst nur zu schreiben ‘Sofort kommen’. Mutter will, daß die Butter von uns geholt wird, damit sie nicht auf dem Weg nach hier noch wegkommt. Ich werde dann wohl diejenige sein, welche kommt, und sehen wir uns da hoffentlich bald. Heute kamen nun die Schuhchen für Heidi und das Briefpapier und danke ich Dir recht herzlich dafür. Ich glaube Dir so sehr, daß Du Dich recht einsam ganz allein fühlst, es dauert aber nicht lange und dann ist wieder Betrieb. Schon im Garten. Und wenn Ihr zu Schramms zieht, werden wir wohl jeden Tag mal gekrochen kommen. Mein großes Radio habe ich nun doch zu Hohmanns geschafft. Papa wollte, daß Ihr Euer eigenes raus nehmt. Lisa hat es ja in Ordnung gebracht. Ich habe dazu den Antennentisch oben gelassen, so daß Ihr den kleinen Apparat bloß draufzusetzen braucht. Holt es Euch nur und macht es Euch recht schön. Wenn Du Kartoffeln brauchst, so stehen sie hinten neben meinen Kohlen in einer Kiste. Augenblicklich steht nur das Rad davor. Wenn das Gas alle wird, so haben wir Münzapparat. In dem kleinen Blechkasten in der Uhr liegt eine Münze, die ein paar mal eingeworfen werden muß. Wirst Dich schon zurecht finden. Bei Luftgefahr 15 wird das Haus durch Schramms nachts geweckt, Herr Lehmann klopft auch oben mit. Melde Dich nur, daß Du da bist. Er weiß Bescheid. Hast Du nicht meine Raucherkarten bei Dir mit den weißen Sonderkarten? Sind weg und ich weiß nicht wo. Gretel hüllt sich in Stillschweigen, auch nach hier hat sie noch keine Nachricht gegeben.
    Für heute will ich mal schließen, mein Helenchen, will jetzt noch an Hans schreiben, wenn mich Heidi schreiben läßt.
    Dir und auch Papa, wenn er da ist, viele liebe Grüße und einen Kuß von Deiner
    Leni und Heidikind.
    Grüße von den Eltern.
     
     
     
    d. 24.5. 44
    Liebe Leni!
    Gestern Mittwoch, früh 9 Uhr, nachdem feindfrei war, habe ich mich nach Schleußig geschwungen um sauber zu machen. Ich hatte das Päckchen für Heidi in der Rochlitzstraße zur Post gegeben und eine Karte nach Kiel geschrieben, die ja inzwischen einen Terrorangriff über sich haben ergehen lassen müssen, als plötzlich Alarm kam. Da bin ich gesaust, so gut es bei mir eben geht und zu Frau Kürbis. Dort habe ich eine halbe Stunde gesessen um auf den Alarm zu warten, er kam aber nicht und bin ich hoch um Feuer zu machen und ein wenig Kaffee hatte ich mir auf Gas gekocht. Ich wollte abgießen und trinken, da kam Alarm. Ich hinunter, so wie es eben bei mir geht. Frau Kürbis ist dann hoch und hat mir meinen Kaffee und Deinen

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