Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Werner dran, er wünscht sich “Zukunftsroman für Elektrotechnik”. Einen schönen Gruß von ihm.
(Rest fehlt)
Oschatz, d. 29.4. 44
Liebe Leni!
Ich möchte Dir nur einen Willkommensgruß nach Bad Elster senden. Wir wollen die Daumen drücken, daß das Wetter recht schön werden soll. Heute ist es den ganzen Tag kalt. Ich bin gerade fertig mit meiner Arbeit und die Füße tun mir rechtschaffen weh. Es ist 3 Uhr und Papa ist noch zu Herrn Schatz gegangen. Ich habe nun 100 Gramm zur Suppe noch geholt und machen wir uns am Sonntag einen schönen Reis. Sonntag gibt es zwei Schnitzel á 100 Gramm.
Heidis Schuhe habe ich eingepackt und gehen mit gleicher Post ab. Einen Kuchen habe ich auch eingerührt und wird heute Abend die neue Form eingeweiht. Zu meinem und sicher auch Deinem Leidwesen hast Du nun die Eier vergessen. Zwei davon habe ich nun in meinen Kuchen vermengt. Schicken kann ich dieselben von hier aus nicht, da muß es eben ohne gehen. Wir machen es so, wir verbrauchen sie und Du bekommst dann meine von Lisa, evtl. bringen wir welche mit, wenn wir Pfingsten nach dort kommen sollten. Papa will nun voraussichtlich Mittwoch zu Dr. Bock fahren. Auf meine Frage, wohin soll ich denn in der Zeit gehen, meinte er, Du gehst zu Leni hin. Also gehen wir. Vielleicht nähe ich dann meine Bettwäsche dort? Vielleicht auch nicht. Alarm war nun heute auch zweimal. Hoffentlich war in Leipzig alles ruhig.
Post ist nicht angekommen. Von Maschwitzens ist auch niemand durch. Es ist sehr ruhig um mich und behagt mir noch nicht so recht.
Sag Mutter einen schönen Gruß und ich danke ihr noch vielmals recht herzlich für den Schirm. Sie soll sich nur recht pflegen und soll denken, die sich pflegen, sind andern überlegen. Für alle vier Helms recht gutes Wetter und so verbleibe ich mit den herzlichsten Grüßen auch von Papa
Eure Mutti.
Mein Heidikind drückt mal recht derb. Anbei den Block. Ich wählte einen kleinen, damit Du nicht zu viel schreibst. Wenig, aber mit Liebe, ist besser.
d. 23.5. 44
Liebe Leni!
Vielen Dank für Deinen lieben Brief und Karte. Hast Du nun in Saaz etwas ausgerichtet, zumindest aber Deine Kleider mitgebracht. Den Muttertag haben wir Mütter nun hinter uns. Lisa stellte mir einen recht schönen Biedermeierstrauß auf den Tisch und ihre letzte Zuteilung Kaffee, den ich mir früh und auch nachmittags habe schmecken lassen. Mit Eurer Post geht auch Heidis Post ab und ich wünsche Euch guten Empfang. Die Wohnung in der Märchenwiese haben wir zugestanden bekommen und wird sie, wenn alles klappt, am 1. Juli frei. Freust Du Dich? Hat Hans geschrieben? Wenn er das Paket reklamiert, muß er da unbedingt Butter angeben? Bolk meinte, sie schreiben auf ihre Pakete “Haushaltgegenstände”......., denn der Butterverlust wäre doch untragbar. Deine zwei Schlüssel sind da, den einen hatte Papa, als er nach Oschatz fuhr und früh die Haustür aufgeschlossen hatte, bei der Frau Kürbis in den Briefkasten gesteckt. Ich werde nun nicht noch einmal schreiben. Wenn morgen, Mittwoch, nichts dazwischen kommt, so gehe ich rein nach der Steubenstr. und wasche Deine zwei Stuben und Clo aus, sonst wird es zuviel auf einmal, Fenster laß ich, es darf aber kein Alarm dazwischen kommen. Sind Deine Kleider nett, ich bin wirklich gespannt oder sind sie inzwischen verdreckert? Was macht Gretel?
Nun amüsiert Euch noch die paar Tage. Ich wünsche Euch gutes Wetter und bin mit den besten Grüßen
Deine Mutter
Gruß von Lischen. Sie bringt Lotte mit den Kindern jetzt zur Straßenbahn.
Holzhausen, d. 20.5. 44
Liebe Leni!
Erhielt heute Sonnabend Deinen lieben Brief und danke Dir recht herzlich dafür. Ich bin zu nichts groß gekommen in dieser Woche. Sitzen hier und warten auf Maschke Lotte. Ich wäre gern einmal raus nach der Steubenstraße, meine Hefe holen und schöne Semmeln holen und dann hatte Frau Kürbis hier angerufen, Käte sagte es mir am folgenden Tage, ich bekam aber keinen Anschluß bei Frau Lehmann. Sie wollte die Milchkarte haben. Allem Anschein nach hast Du noch Aussicht auf eine Büchse Milch. Du hast aber Deine Milchkarte, die alte, wohl eingesteckt. Wenn es nicht zu spät ist, so schicke sie nur an Frau Kürbis. Frau Kürbis wird die neuen Lebensmittelmarken wohl angenommen haben und will ich sie am Montag anmelden. Heute kam nun eine Zweipfund Büchse Honig an mich an.
Nun war ich am Mittwoch bei Tante Martha wegen der Möbel. Bei dieser Gelegenheit haben wir evtl.
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