Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
FP-Nummer hat, dorthin weitergeleitet und gehen dann mit dem nächsten Kurier von uns hierher und da ich damals gerade dort war, habe ich alle Briefe für uns mitgenommen und natürlich gleich die Meinigen herausgesucht. Wie lange muss denn Helenchen noch im Krankenhaus zubringen? Wenn es sich lohnt, dass ich ihr dorthin schreibe, dann teile mir doch ihre dortige Adresse mit; ist denn Tante Anna auch noch im Krankenhaus? Ich wollte
Schramms schon vergangene Woche schreiben, hatte aber tagsüber viel zu tun und abends ging es nicht, da hier das Netz ausgefallen war und erst seit heute haben wir wieder Licht. Da wird es nun erst Ende nächster Woche, ehe ich dazu komme. Inzwischen grüsst Du mir Helenchen recht herzlich; es tut mir sehr leid, dass ihr dieser Unfall zugestossen ist und wünsche ich ihr recht schnelle und gute Besserung. Dasselbe kannst Du auch Tante Anna sagen und falls Du Onkel Max grüssen und fragen, ob er mir eine neuere Ausgabe vom Volks-Brockhaus besorgen kann; den ich jetzt habe, der ist von 1935 und seitdem hat sich doch allerhand geändert und Du weisst ja selbst, dass ich das Ding gut gebrauchen kann. Obwohl es für Erie schwer ist, ihren Mann im Osten zu wissen, so darf sie doch nicht den Mut sinken lassen; die Postverbindungen sind ja dort in diesen Zeiten genau wie bei uns bei der Landung von Arnheim schlecht. Hat sie denn nun inzwischen was von Heinz gehört? Grüsse sie vielmals und sie soll in Bezug auf ihren Mann nicht gleich so schwarz sehen. Habt Ihr in Schleussig noch mehr Flüchtlinge gesehen und bekommen? Es wäre schöner gewesen, uns wäre dieses Elend erspart geblieben. Wir haben ja hier das Elend bei der Invasion an den Holländern gesehen. Und jetzt hungern sie sich in den Grossstädten zu Tode; in Amsterdam und Rotterdam sollen sich Frauen, die früher nie dafür in Frage kamen, für ein Stück Brot hingeben. 500 Gramm in der Woche dort ist auch verdammt wenig. Hoffentlich gehen Eure Alarme immer so gut ab; jetzt haben sie ja Chemnitz, Jena, Eisenach zur Sau gemacht und dieser Tage war der Trümmerhaufen Emmerich mal wieder an der Reihe. Gestern hatte ich, als ich von Arnheim zurückfuhr, wieder mal Massel. Kurz vor Velp flog ein Jabo ca. 300 Meter tief über die Strasse zurück und ich war gerade aus Velp heraus im Wald, als er zurückkam und die Strasse Velp-Arnheim unter mörderisches Feuer nahm. Aber ich pass schön auf, denn die Raketenbomben und der Bordbeschuss damals in unserer alten Stellung liegen mir heute noch im Magen.
    Es wurde aber auch Zeit, dass Schramms nun mal jemanden in die Wohnung nahmen; Mutter werde ich mir in meinem nächsten Brief mal vornehmen. Ueber unser Kerlchen staune ich immer mehr, sie macht sich ja beizeiten selbständig und Du wirst Dir ja auf der Rodelbahn höchst überflüssig vorgekommen sein. War sie denn wieder mal mit im Kindergarten? Ist sie da nicht noch zu klein dazu? Ich hab für sie ein kleines Bilderbuch, holländisch. So gut ich kann will ich es morgen übersetzen und ihr dann mit einem kleinen Brieflein schicken. Hoffentlich hast Du den Winter noch öfters ausgenützt und bist fleissig die grossen ‘Abfahrten’ hinunter gerast; aber es kommen auch wieder die Zeiten, dass wir gemeinsam zum Skifahren starten. Jetzt wollte man hier wieder die Stuben bis zu den Unteroffizieren spartanisch und kasernenmässig einrichten, hat aber davon abgesehen; offen gestanden, ich hätte da keine Träne geweint; denn auch die gemütlichste Ecke ersetzt doch nicht das Zuhause. Wie gedenkst Du denn nun in Zukunft Dein Haar zu tragen? Ich sehe Dich schon mit dem Gretelzopf oder wird’s ein Kranz? Na, Ihr Frauen werdet schon Rat finden, um auch in dieser Frage nicht den Kürzeren zu ziehen. Wenn es auch nicht richtig war, dass die Leute den Piloten misshandelten, so kann man sie doch verstehen; ich glaube, ich könnte mich da auch nicht beherrschen, zumal dem einen oder dem anderen das Dach über dem Kopf kaputtgeschmissen wurde oder wird. Ich will mal sehen, ob ich noch solche Teetabletten bekomme und glaube auch, Dir bald einen Schreibblock schicken zu können. Wegen Maja mach Dir nur ja keine solchen dummen Gedanken; ich glaube nämlich, dass wir ihren Brief nicht bekommen haben. Mit den Füssen geht es jetzt einigermaßen, aber zum Zahnarzt gehe ich, sobald ich mit der Arbeit etwas Luft bekomme. Hoffentlich kann ich den neuen Schlafanzug bald begutachten; der Inspektor will diesen Monat herkommen und da werde ich ihn dementsprechend

Weitere Kostenlose Bücher