Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Georg Alexander; ich habe Tränen darüber gelacht. Sollte er mal in Leipzig auftauchen, dann musst Du ihn Dir ansehen. Warst Du wieder mal im Kino? Wie geht es denn dem Helenchen? Ist sie noch in Dösen oder ist sie wieder soweit hergestellt, dass sie wieder zu Hause ist? Das war wieder mal eine schwere Sorge für Dich, kleine Frau! Grüss vielmals von mir und wünsche ich ihr recht gute und schnelle Genesung. Heute Abend brannte es hier auf der Heide und alle mussten zum Löschen raus, aber als ich hinkam, kamen schon die ersten wieder zurück. Viel Lärm um nichts. Jetzt ist hier der Dienst verlängert worden, früh um 6 Uhr schon wecken und geht es von 7 bis 8 Uhr abends mit zwei Stunden Pause; den Sinn bekomme ich nicht heraus und da muss man seinen Dienst eben danach einrichten. Morgen früh muss ich mal wieder in unsere alte Stellung; halte mal den Daumen, dass es nicht regnet. Was macht denn mein Kerlchen? Folgt sie jetzt Dir immer? Grüsse sie recht vielmals von mir und drück sie mal für mich. Jetzt will ich aber Schluss machen, es geht wieder auf 12 Uhr und die Nacht ist kurz.
Kleine Frau, ich denke oft an Dich, hab Dich sehr lieb und schick Dir viele liebe Grüsse und viele Küsse.
Dein Dichliebender Hans.
Nr. 9E.O., den 10.2. 45
Meine liebe kleine Lenifrau!
Vorgestern, nein gestern bekam ich Deinen lieben Brief Nummer ? vom 30.1., über den ich mich sehr gefreut habe und danke ich Dir dafür recht vielmals. Da ich ihn gestern nicht beantworten konnte, wir hatten wieder einmal kein Licht und tagsüber bin ich nicht dazu gekommen, so will ich jetzt aber gleich schreiben. Es ist zwar schon ½ 1 Uhr nachts, aber da ich um 2 Uhr meinen letzten Kontrollgang als O.v.D. habe, werde ich schon bis dahin fertig werden. In den letzten Tagen hatte ich allerhand zu tun und das geht nun noch die ganze nächste Woche so weiter, aber morgen früh will ich mal bis 9 Uhr schlafen und habe es schon dem Spiess gesagt und morgen Nachmittag mache ich auch um 3 Uhr Feierabend, denn sonst kommt man in der Woche zu keiner freien Minute. Gestern hatten wir wieder Film, ‘Kameraden’, mitt Willi Birgel und Karin Haardt; spielt 1813 um die Schill’schen Offiziere, ein anderer lustiger Film wäre mir lieber gewesen. Gestern früh war ich wieder mal in Arnheim; es sieht trostlos dort aus, fast alles ausgeräumt und ab und zu schiesst der Tommy mit Langrohrgeschützen oder Fliegerbomben rum. Ich hab mir mit Erlaubnis der Feldwirtschaftskommandantur paar Bücher mitgebracht, was anderes darf man ja nicht holen und laufen in jeder Strasse Streifen. Heute Abend und jetzt noch belegt der Tommy Arnheim mit Feuer und von hier aus sieht man den Feuerstein vieler Brandstellen. Am Nachmittag war ich wieder mal mit auf Störungssuche; eine Bombe hatte einen Mast in 1000 Atome zerrissen und lagen die Drähte auf 80 Metern wie Kraut und Rüben umher, sodass wir zu zweit allerhand Arbeit hatten um unsere Leitungen provisorisch klar zu kriegen. Dadurch waren wir erst um 8 Uhr abends zurück, wo ich gleich noch O.v.D. machen musste. Ich bin aber froh, dass meine Kontrollgänge günstig liegen, denn der letzte hätte auch um 4 Uhr sein können. Wettermässig sind wir zufrieden, denn ein Schneeregen erschwert den Jabos am Tage ihre Arbeit, dafür muss man eben in Kauf nehmen, dass man dadurch beim Aussendienst durch und durch nass wird. Jetzt hatte ich Gelegenheit, für 25 hfl eine Flasche Kognac zu kaufen; eigentlich wollte ich sie aufheben und mit gelegentlich nach Hause bringen, aber nun habe ich sie doch aufgemacht und trinke Tee mit. Weisst Du, ich habe Angst vor der Grippe, d.h. nicht vor der Krankheit, sondern vor Lazarettbehandlung. Nun brauchst Du aber nicht zu denken, dass ich mich krank fühle, sondern es ist eine Vorbeugung gegen Erkältung. So, das wäre von mir alles Neue und nun komme ich zur Beantwortung Deiner lieben Zeilen. Mein Weihnachtsbrief hat sich ja mächtig Zeit genommen, aber man muss froh sein, dass sie überhaupt ankommen. Die Briefe 6, 7 und 8 wirst Du nun vielleicht auch haben und nun kann auch noch das Paket mit dem Esel und das mit dem Fotoalbum ankommen. Dein Brief vom 30.1. ist ja nun nur neun Tage gegangen und nachdem meine nur sechs bis acht Tage von hier gehen, wollen wir hoffen, dass es dabei bleibt, denn in der heutigen Zeit ist das mehr als zufriedenstellend. Die Briefe, die ich in Meinerzhagen bekommen habe, liegen nicht so lange dort, sondern werden von der Einheit, die unsere alte
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