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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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umziehen müssen und dazu war ich offen gestanden zu faul. Nach dem Aufstehen und Kaffeetrinken habe ich dann für die andere Heidi ein Schaukelbrett fertig gemacht. Mittags gab es bei uns Kartoffelmus, Gulasch und Kompott. Letzteres schmeckte wie Mehlkleister, sodass ich es verschenkt habe, aber das Essen war sonst nicht schlecht. Von 1-2 Uhr habe ich geschlafen und dann mich in meine Galauniform geworfen und da es draussen warm war, sind Rolf und ich ½ 3 Uhr losgezogen und sind erst etwas spazieren gegangen. Der Schnee taut jetzt langsam weg und roch es schon ein klein wenig nach Frühling; hoffentlich lässt er nicht zu lange mehr auf sich warten, denn den Matsch bekommt man langsam satt. Pünktlich ½ 4 Uhr landeten wir bei Feises und gab es einen schönen Rosinenkuchen, den ich und Rolf bald allein aufgegessen haben. Erst haben wir Radio gehört, dann legte Frau Feise Rolf die Karten. Das dauerte über eine Stunde, aber ich habe nicht gross zugehört, denn so interessant schien es mir nun nicht zu sein. Da ich ja nun von Dir über mein ferneres Wohlergehen bereits unterrichtet war, wollte ich die Götter nicht versuchen, aber habe mich doch der Unterhaltung willen daran beteiligt. Das Endergebnis war im Grossen und Ganzen dasselbe, der Wohlstand blüht mir, kleine Frau, wenn es auch vorher für mich noch etliche Unannehmlichkeiten geben soll. Zum Schluss gab es noch ein Heißgetränk ähnlich wie Grog und hochbefriedigt sind wir ½ 8 Uhr zu unserem Lager zurückgegangen.
    Heute habe ich auch drei Päckchen fertig gemacht für Dich, zwei mit dem Trockengemüse und eins mit 20 englischen Zigaretten und etwas Gemüse. Das letztere geht morgen per Einschreiben ab und hoffe ich, dass Du es unbeschädigt bekommst. Sowie Du es erhältst, gehen die zwei anderen ab und dann eine Dose Milch sowie die englische Büchse Gemüse. Schreib mir bitte sofort nach Eingang der Zigaretten. Die restlichen 25 Stück gehen Dir dann auch zu. Weisst Du, kleine Frau, dass ich heute Mittag im Traum zu Hause war? Wir beide aalten uns auf der Couch, als es draussen klingelte und Tante Anna Seidel kam. Wir waren ob der Störung etwas unangenehm überrascht und hatten nur den gastfreundlichen Wunsch, dass sie sich nicht zu lange aufhalten möchte. Leider hat mich dann Rolf geweckt, so dass ich Dir nicht sagen kann, ob der Besuch sich lange ausgedehnt hat.
    Wie Du nun wohl schon aus Vaters Brief gehört hast, ist es möglich, dass ich mit der Möglichkeit rechnen muss, in den nächsten Tagen versetzt zu werden, und zwar entweder nach Delmenhorst oder Celle. Wenn mir auch im ersten Augenblick dies alles sehr unangenehm war, so habe ich mich doch jetzt damit abgefunden. Ich werde auch niemand in Anspruch nehmen um hier zu bleiben, sondern wenn es eine Verschlechterung meiner Lage mit sich bringt, meinen nächsten Urlaub eher als im Mai zu nehmen und das weitere wird sich dann finden. Auf alle Fälle schreibe ich Dir dann umgehend, damit Du recht bald meine neue Anschrift hast. Das wäre jetzt wohl alles Neue, was ich Dir mitzuteilen hätte.
    Um nochmals auf das Kartenlegen zu kommen, so wurde uns ein Knäblein prophezeit. Ueber dieses Thema haben wir uns ja ausgesprochen und wenn die Zeit dazu gekommen ist, so wünschen wir uns doch lieber ein Mädel, oder bist Du anderer Meinung? Aber zuerst musst Du wieder richtig auf dem Posten und die Zeiten besser sein. Kleine Frau, Du wirst sehen, wenn ich dann wieder bei Dir bin, wird es für Dich auch wieder leichter sein und kommen auch wieder bessere Zeiten. Ich habe jetzt immer solche grosse Sehnsucht nach Dir; da hat man gar keine richtige Ruhe mehr; nur gut, dass es bis zum Mai nicht allzu lange mehr ist. Wie geht es Dir jetzt und fühlst Du Dich gesund? Und was macht das Kerlchen, hat es schon mal wieder nach mir gefragt? Und wie geht es Deinem Vater, ist es nun besser mit ihm? Hat denn Erie Dir oder dem Helenchen geschrieben? Ich warte immer noch auf Post aus Holtensen oder ist sie mir böse, weil ich von Göttingen aus nicht mit ihr getrampt bin?
    Jetzt will ich mal Schluss machen, ich habe Eisfüsse und fange mächtig an zu frieren. Dir, kleine Frau, recht viele liebe Grüsse und Küsse, dasselbe dem Kerlchen
    von Deinem Dichliebenden Hans
    Grüsse beide Eltern vielmals von mir.
     
     
     
    Nr. 2Leipzig, den 10.3. 46
    Mein lieber Hans!
    Heute will ich Dir nun wieder einen Brief schreiben, sonst wird die Spanne ja gar so groß. Gestern kam Dein Einschreibebrief für Mutter vom 4. oder 5.3. (!)

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