Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946
Du mich noch so lieb hast und mich nicht ausgelacht hast, weil ich doch ein wenig eifersüchtig auf diesen Rudi war. Und wenn ich dann für immer zu Hause bin, dann will ich schon sorgen, dass die Sorgenfalten verschwinden und Du wieder so fröhlich und unbekümmert wie früher wirst. Lass Dir von Erie nicht den Kopf schwer machen und denk dran, dass es meine Mutter immer gut mit Dir meint und wenn Du denkst, dass sie nicht recht hat, dann nimm es ihr nicht übel. Wie lieb ich Dich habe, kleine Frau, das weisst Du ja und das wird auch immer so bleiben und wollen wir immer hoffen und glauben, dass uns die Zukunft immer fester aneinander bindet und viel Schönes im Zusammenleben bringt. Es muss ja auch wirtschaftlich mal wieder besser werden und ihr Frauen und Mütter dann wieder sorgloser leben könnt. Für heute nun Dir und dem Kerlchen recht viele liebe Grüsse und Küsse und bleibt mir alle recht gesund.
Dein Dichliebender Hans
Viele liebe Grüsse beiden Eltern.
Brief 1Leipzig, den 3. März 46
Mein lieber alter Hans!
Heute ist nun Sonntag, und Du wirst sicher wieder in Deiner alten Bude sitzen. Wie seid Ihr über die Grenze gekommen? Darüber wird mir wohl Dein nächster Brief Auskunft geben. Hier geht nun alles wieder seinen alten Trott seit Du fort bist. Ich vermisse Dich so sehr und muss immerzu an Dich denken, und dabei muss ich Dir auch gleich noch mal sagen, dass ich Dich sehr lieb habe, und Du keine dummen Gedanken haben sollst. Du bist so gut, und bei Dir fühle ich mich immer so geborgen und zufrieden und werde wohl erst wieder ganz glücklich sein, wenn Du erst wieder für immer daheim bist.
Am Donnerstag waren wir alle im Krankenhaus versammelt, und ich muss Dir sagen, dass es Papa sehr schlecht ging, viel schlechter als wie Du ihn das erste Mal gesehen hattest. Am selben Tag ist er noch nach der Chirurgischen Klinik geschafft worden, und soll dort nun operiert werden. Dort muß man sich genau an die Besuchszeiten halten und waren heute nur zu Lisas Geburtstag wieder alle drin versammelt. Da fanden wir ihn heute nun sehr gut vor. Auch Papa ist dort zufrieden und fühlte sich gut aufgehoben. Auch hat er dort die richtige Pflege und Behandlung, mit guten Schwestern und Ärzten. Ich war am Freitag und Sonnabend mit Heidi in der Märchenwiese wegen der Wäsche. Heidi und Ulli haben sehr schön gespielt, und wollen sich nie trennen. Ulli scheint doch den Keuchhusten zu haben. Mein Hals und Schulter machen sich jetzt auch wieder. Am Freitag war es schlimm, da konnte ich mich kaum rühren, so daß ich schon zu Frau Dr. Weise gehen wollte. Haben dann aber am Abend ein großes Pflaster aufgelegt, und das tut schon seine Schuldigkeit. Hast Du schon Deinen Rasierpinsel und Klingen vermißt? Ich werde ihn dieser Tage mit der Schuhkreme wegschicken. In der englischen Zone sind ja nun auch die Rationen gekürzt worden. Wie weit betrifft das Euch mit? Da werden wohl nun auch die Bauern mehr auf ihren Vorräten sitzen als bisher. War Erika brav unterwegs, und hat sie Deine Stäbchen mitgeraucht? Hat nämlich selber am letzten Tag hier von einer Frau 24 Stück bekommen. Kleiner Mann, ich weiß heute nichts weiter zu berichten. Das Heidikind ist lieb, und läßt Dich tausendmalhundertmal grüßen, auch von Mutter, Vater, Mutti und Lisa viele Grüße. Lisa hatte die Tage, wo sie kommen wollte, noch eine Kiefernvereiterung bekommen, und hatte einen Kloß als Backe. Sie bedauert sehr Dich nicht getroffen zu haben, sie hätte gern mal mit Dir gesprochen. Wenn Du im Mai da bist, können wir ja mal rausgehen, aber da kommen ja sowieso die Geburtstage dazwischen und wir sehen uns alle zusammen. Hast Du mal was wegen einer Entlassung und Versetzung gehört, und hast Du den Schnaps ganz über die Grenze gebracht, und hat es bei Gustav und Heinz noch etwas abgeworfen?
Und nun kleiner Mann behalt uns lieb, und nimm 1000 liebe Grüße und Süße
von Deiner Leni.
Nr. 3Sonntag, den 10.3. 46
Meine liebe kleine Lenifrau!
Nun ist Gott sei Dank wieder der Sonntag vorbei und zum Abschluss will ich mich mit Dir noch etwas unterhalten. Froh bin ich immer, wenn wieder ein Tag herum ist, denn damit rückt immer mehr der Tag heran, wo ich wieder und für immer nach Hause komme. Heute früh bin ich erst gegen 10 Uhr aufgestanden; ich hatte zwar vor, bei Frau Feises Wirtin das Holz in den Keller zu schaffen, aber da wir nachmittags bei Feises zu Kaffee und Kuchen eingeladen waren, hätte ich mich mittags nochmals
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