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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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dies verdient, daß er so wahnsinnig hat leiden müssen. Er war uns ein Vater, wie man sich keinen besseren denken konnte, er hat gearbeitet von früh bis spät, bis zum letzten Tag, und alles für seine Familie, nichts für sich. Wenn Du ihn so auf seiner letzten Ruhestätte gesehen hättest, Du würdest ihn nicht erkennen. Das war äußerlich nicht mehr unser Vater, das war ein alter Greis. Daß ein Mensch sich so verändern kann, hätte ich niemals geglaubt. Ich selbst bin am Freitag zu spät ins Krankenhaus gekommen. Da Frau Lehmann nicht da war, hat mich die Nachricht zu spät erreicht und als ich rein kam, war er bereits eingeschlafen. Die letzten Minuten seines Lebens waren Mutti, Lisa und Erika (sie ist am Mittwoch Abend hier gewesen) bei ihm. Die Ärztin sagte, sein Blick hätte sie noch aufgenommen. Am Dienstag 12.30 Uhr ist die Feier im Friedhof. Ich kann nicht sagen, wie mir vor diesem Tag graut und wünsche, daß er schon vorüber wäre. Du und Heinz könnt ja nun nicht mal in Gedanken bei uns sein, da Ihr ja bis dahin keine Nachricht haben könnt. Vielleicht schicke ich auch noch ein Telegramm, damit Ihr wenigstens in Gedanken dabei sein könnt. Martin fällt auch weg, da Lisa am Donnerstag geschieden worden ist. Aber auch im anderen Falle hatte ihm das nötige Ehrgefühl gefehlt.
    Uns geht es sonst allen gut, nur das Kerlchen hustet. Mach Dir um uns keine Sorgen kleiner Mann. Sobald alles vorüber ist schreibe ich Dir wieder.
    Sei nicht böse, wenn ich schon aufhöre, und nimm Du für heute viele liebe Grüße und einen Kuß
    von Deiner Leni und dem Kerlchen.
    Viele liebe Grüße von allen.
     
     
     
    (17.3.)
    Lieber Vati!
    Heute hat der Opa Geburtstag. Zu meinem Geburtstag sollst Du kommen. Lieber Vati komme bald nach Hause. Ich habe dem Opa einen Blumenstrauß geschenkt und Mohnkuchen gegessen und zu Mittag Klöße. Gruß und Kuß
    Kerlchen.
     
     
     
    Nummer 5B., den 18.3. 46
    Meine liebe kleine Lenifrau!
    Dreimal hab ich nun seit vergangenem Freitag angesetzt, Dir zu schreiben und jedesmal bin ich nicht über den Anfang hinausgekommen, denn die Versetzung hierher hat mich doch etwas umgeworfen. Heute hat mir nun ein Kurier, der in Nienburg war, Deinen lieben Brief vom 3. mitgebracht und nun soll aber der Brief bestimmt fertig geschrieben werden. Zunächst aber erst einmal recht vielen Dank für Deine lieben Zeilen; sie waren ein rechter Lichtblick für mich hier in dieser Hundetürkei, zumal ich jetzt immer so viel herumgegrübelt habe. Hoffentlich hast Du nun inzwischen etwas von meiner Post bekommen, am 3., 7., 10., 12.habe ich Dir je einen Brief und am 14. bereits von hier eine Karte geschickt, sodass Du bis zu meinem Eintreffen hier auf dem Laufenden bist.
    Nun aber erst einmal zu Deinem Brief. Siehst Du, kleine Frau, jetzt grüble ich immer herum, warum ich überhaupt wieder zurückgefahren bin. Es waren zwar Vernunftgründe, die mich dazu bewogen haben, aber besser wäre es vielleicht gewesen, wenn ich unvernünftig gewesen wäre. Das mir die Trennung sehr schwer fällt, das kannst Du mir glauben, und kann ich mich in das PoW-Los überhaupt nicht mehr reinfinden, aber auch das muss eben noch überstanden werden. Dir müssen ja jetzt dauernd die Ohren klingen, da ich so oft mit meinen Gedanken bei Dir bin. Dann denke ich an die ganzen Jahre, die wir uns kennen; was wir alles zusammen erlebt haben und wie es noch werden wird. Es ist doch zu schön, dass Du mich so lieb hast und weisst Du ja, wie es mit mir steht und das kannst Du versichert sein, dass es immer so bleiben wird. Jetzt habe ich ein Buch gelesen mit dem Titel: ‘Und das Leben fängt mit vierzig an’ und ich muss sagen, das ist gar nicht so verkehrt, denn bei mir ist es ja altersmässig nun auch so weit, aber im Inneren hab ich Dich doch noch vielmehr lieb, als wie seinerzeit, als ich Dich mit 22 Jahren kennen lernte und habe Dich immer mehr als Frau und Kameradin schätzen gelernt. Nur schade um die letzten verlorenen sechs Jahre, aber da ich immerhin optimistisch auf unsere Zukunft baue, hoffe ich, dass wir uns in den kommenden Jahren unser Leben für uns einrichten können.
    Sehr leid tut es mir, dass es dem Vater so schlecht an seinem Geburtstage ging, aber kleine Frau, wir wollen da die Hoffnung nicht aufgeben und wünsche ich nur, dass die wohl inzwischen stattgefundene Operation ihm die völlige Besserung bringt. Wenn auch die jetzigen Zeiten nicht die besten sind, so hofft man doch, dass die alten Leutchen auch noch zu

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