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Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
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an, und von Mutter weiß ich nun ja auch, daß Ihr glücklich über die Grenze gekommen seid. Ich habe seit Deiner Abreise noch nichts von Dir bekommen, aber da Du ja geschrieben hast, muß es in den nächsten Tagen ankommen. Wir sind glücklich, daß Ihr nun doch heil über die Grenze gekommen seid. Alles Nähere darüber wird mir wohl Dein nächster Brief sagen. Habt Ihr denn was Positives über Eure Entlassung erfahren? Wir wollen ganz fest daran glauben daß es in zwölf Wochen wird. Hoffentlich kommt Erika nun bald zurück, damit sie sich um Ulli kümmern kann, denn dadurch, daß er fast keine Nacht richtig schläft, wird es für Mutti zuviel. Trotzdem, die schlechteste Zeit hat er hinter sich. Gestern ist Papa nun operiert worden, für eine große Operation, die sie erst vornehmen wollten, war Papa zu schwach, und so haben sie nun gestern ein großes Magengeschwür rausgeschnitten und den Magenausgang verlegt. Sie mühen sich dort sehr um ihn, und tun alles Menschenmögliche. Nach der Operation hat er ganze Packungen bekommen, Lichtkästen zum Wärmen, Heizkissen, inhaliert. Sie sind immerzu um ihn bemüht. Wir alle können ihm dadurch helfen, daß wir ganz fest an sein gesund werden glauben. Ich war heute mit Mutti drin im Krankenhaus. Eine halbe Stunde waren wir bei ihm, länger war uns nicht erlaubt. Ich war später noch mal drin und habe ein Fläschchen Kölnisch Wasser reingetragen, weil er danach verlangt hatte. Mutter war mit Heidi in der Märchenwiese bei Ulli. Ich will morgen die langen Hosen für Heidi aus dem alten Militärmantel von Dir nähen. Gewaschen, zertrennt, gebügelt und zugeschnitten habe ich es schon. Evtl. kann ich ihr noch ein Trachtenjäckchen daraus machen. Aber ich muß mich jetzt schon tüchtig dahinter setzen, denn bald geht die Arbeit im Garten los, und da werde ich wohl die meiste Arbeit allein haben. Morgen oder übermorgen muß ich auch mal aufs Arbeitsamt. Es muß jetzt jede Person in Leipzig eine Arbeitskarte haben. Ausgenommen waren Mütter mit Kindern unter sechs Jahren. Diese mußten sich auf dem Polizeirevier eine Befreiungskarte ausstellen lassen, und da war ich am Freitag dort. Nun ist es aber so, daß die Befreiungskarte nur die Frauen bekommen, die keine Unterstützung bekommen, alle anderen Frauen mit Kindern bis sechs Jahren müssen sich beim Arbeitsamt melden. Nun muß ich eben dieser Tage mal hin. Evtl. verzichte ich auf die 42 M Unterstützung, ich werde schon hinkommen, zumal jetzt 300 M von den Sparkonten freigegeben werden. Es ist dies zwar Heidis Geld, aber Vater meint, ich solle das nehmen, da ja sowieso noch nicht feststeht, was mit dem Geld wird. Was meinst Du dazu? Gestern sagte ich Heidi, daß Du in zwölf Wochen wiederkommst. “Ja”, sagte Heidi, “aber da binde ich ihn fest.” “Warum”, frug ich. “Na ja, daß er nicht wieder fortkann.”
    Ich will schließen kleiner Mann. Sei nicht böse, aber meine Gedanken schweifen immer ab, sobald Dein Brief ankommt, antworte ich Dir, spätestens jedoch am Mittwoch.
    Bleib gesund und behalt uns lieb, und nimm viele liebe Grüße und Süße
    von Deiner Leni und Heidi.
    Viele Grüße von allen.
     
     
     
    Nr. 3Leipzig, den 12.3.1946
    Mein lieber alter Strolch!
    Heute kam nun Dein lieber langer und ausführlicher Brief an und danke ich Dir recht herzlich dafür. Es hat ja nun mit dem Grenzübertritt direkt geklappt, und hatte ich schon deswegen starke Bedenken. Die erschwerenden Umstände waren doch die Zeit vor und nach dem Übertritt, und da habt Ihr ja schon mehr als Pech gehabt. Ich glaube, am Gescheitestens wäre es gewesen, Du wärest ganz hier geblieben, denn ich glaube nicht, daß der Russe geht, und wenn man uns nicht noch kürzt in der Lebensmittelzuteilung, wollen wir uns noch nicht mal so groß beschweren. Na, hoffen wir endgültig nun auf den Mai. Recht vielen Dank auch für das Stäbchen, kleiner Mann, ich habe es genossen, als ich den Eltern Deinen Brief vorlas. Die englischen habe ich das Stück zu fünf Mark verkauft. Sag, wärest Du auch gekommen, wenn Du vornweg gewußt hättest, was die Reiserei für Strapazen mit sich bringt? Ich glaube mich brächten keine zehn Pferde zur Reise, wenn es nicht unbedingt sein müßte, und verstehe ich auch Erika in dieser Beziehung nicht. Im Übrigen kann ich sie mir ganz gut vorstellen. Im Übrigen hast Du ganz richtig gehandelt, und brauchst Dir durchaus keine Vorwürfe zu machen, und so kleinlich ist ja Erika auch nicht, daß sie Dir das groß

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