Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946

Titel: Bleib uns gesund und behalt uns lieb 02: Briefe und Feldpostbriefe einer deutschen Familie 1928 bis 1946 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Unknown
Vom Netzwerk:
alte Heimat auffrischen. Dann habe ich mir das Januargehalt von der Bank geholt und Mutter ihre 200 M zurückgezahlt. Mutter hat sich wirklich sehr gefreut, als ich kam. Sie gefiel mir gar nicht recht, hat es in letzter Zeit wieder mit dem Herz. Sie nimmt fünf Pfund Butter, und die wird ihr gut tun. In Elster muß sie Stahlbäder (?) mit nehmen, so lange muß sie sich halten, und dann wird’s wieder besser. Am Nachmittag war ich mit Mutter mal in der Schauburg ‘Lache Bajazzo’ war wirklich sehr gut. Um 7 Uhr blieben dann alle Sender weg und kam auch kurze Zeit darauf der Alarm. Es hat ganz schön geknallt bei uns, aber passiert ist nichts. Dafür mußten sich aber in Berlin wieder soviel auf die Beine machen. Gegen Morgen ist mir etwas Schreckliches passiert. Ich träumte, ich säße auf dem Lokus und mußte eine große Pfütze machen und, pfui Teufel, da hat doch Deine Frau regelrecht ins Bett gemacht! Was sagst Du dazu? Heute gegen Mittag war ich wieder hier. Heidi hat brav gefolgt und ihre Mutti gar nicht groß vermißt. Am Sonntag ist bei uns ein großer Tag. Wir bekommen Besuch, nämlich Mutter, Lisa und Maschwitzens Else. Wird mal wieder schön werden. Lisa hat sich mal wieder sehr über ihre Schwiegermutter geärgert und heulte sogar. Sie hatte zu einer anderen Frau geäußert, das Schicksal von den Eltern ihrer Schwiegertochter berühre sie gar nicht, sie ständen doch auf einer ganz anderen Stufe und entsprächen nicht ihrem Stande, sie würde sich mit ihrer Tochter zurückhalten. Was sagst Du dazu? Ich kann ja nur über so was lachen. Diese Leute mit ihrem Standesdünkel haben ja einen großen Hieb. Erwähne aber bitte nichts davon an Mutti und Papa, denn wie verschweigen es ihnen, sie regen sich sonst bloß über diesen Blödsinn auf. Für heute will ich schließen, alter Stromer.
    Bleib Du uns gesund und behalt uns lieb und nimm 1000 Grüße und einen Kuß
    von Deiner Leni und Heidi.
    Gruß von Mutti und Papa.
    Heute steht von Föhr die Todesanzeige drin, Frau, Kind, Vater und Mutter, und auch eine Todesanzeige vom 4.12. aus der Nürnbergerstr. 48.
     
     
     
    Oschatz, den 24.1. 1944
    Mein lieber alter Stromer!
    Deinen lieben Brief bekam ich gestern zum Sonntag gerade, als Mutter da war, und danke ich Dir herzlich dafür. Mutter brachte uns auch unsere Butter mit, und danke ich Dir recht herzlich dafür. Von hier aus habe ich nun alles geregelt, und Mutter bringt es nun in Leipzig in Ordnung. Auf alle Fälle haben sich alle sehr gefreut, kleiner Mann. Heidi strahlte über ihre vier Backen, als sie ihre Oma sah, das hättest Du sehen sollen, es war einfach rührend. Leider war die Zeit ein bissel sehr kurz, denn um 16 Uhr sind sie schon wieder weggefahren. Lisa kam ja erst gegen Mittag und M. Else überhaupt nicht. Sie wollten nicht in die Alarme kommen, und ist es ja auch richtig so. Wir haben sie alle an die Bahn gebracht, d.h. nur Papa, Mutti, Heidi und ich. Es war dort aber so voll, daß dann alles Hals über Kopf ging und man sich gar nicht richtig verabschieden konnte. Mutter hat dann ja noch einen Sitzplatz bekommen. Heidi hat nun ihr neues Mäntelchen bekommen und ist sehr stolz damit. Mutter hat es aber wirklich auch wieder sehr hübsch gemacht. Nur ein bissel weißer Pelzbesatz fehlt noch. Sonst hält es aber sehr schön warm. Gestern Abend war ich lange wach im Bett, so berühmt kann ich ja mit Heidi sowieso nicht schlafen (heute Morgen war ich auch schon von 4 Uhr ab munter), und Heidi mit Wühlen und Würgen und kratzte an der Wand rum, daß es so eine Lust war. Dafür hat sie dann aber heute früh lange geschlafen. Gestern Abend also habe ich ich nun so an vergangene Zeiten gedacht, vor allem an Schweden. Es liegt schon so sehr weit zurück, und ist schon fast wie ein Traum so unwirklich. Nun aber mal zu Deinem lieben Brief. Ja, weißt Du, vor Alarmen bleiben wir hier nicht verschont, ich hoffe doch aber vor Angriffen. Wenn Leipzig Alarm hat, so ist hier auch welcher. Heute Mittag um 12 Uhr auch, erst Luftwarnung, dann Alarm, dann Vorentwarnung, dann Entwarnung. Auch am Freitag Abend, wir waren gerade zu Bett, ging die Sirene und sind wir da in die warme Stube runter. Mit Mutti und Papa geht es jetzt, die Aussicht auf eine Wohnung läßt sie wieder etwas lebensbejahender werden. Halte den Daumen, daß es klappt. Es wäre wenigstens eine kleine Wohnung für sich. Sicher ist heute nirgend jemand, das siehst Du ja auch bei Eurem Autounfall, und das sind Sachen die sich .... Mit Deiner

Weitere Kostenlose Bücher