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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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sprechen.«
    Während Alex den Namen des Mädchens erwähnte, betrachtete er das Gesicht des Jungen. Ein Flaum, der wahrscheinlich niemals ein richtiger Bart werden würde, bedeckte Kinn und Wangen, darunter leuchteten fiese Pickel. Jonas’ Augen waren milchig blau und zeigten deutliche Überraschung, als der Name fiel.
    Er musste einen Moment überlegen, bevor er schließlich die Pforte öffnete.
    Alex trat hindurch.
    Auf dem Hof parkten zehn rote Handwerkerwagen mit der Beschriftung der Firma. Weiter hinten gab es eine Lagerhalle, daneben eine Freifläche, auf der Holz und Dachpfannen lagerten.
    »Ist das eine Dachdeckerei?«, fragte Alex.
    »Ja, gehört meinen Eltern.«
    »Sieht alles noch sehr neu aus.«
    »Wir sind erst seit einem Jahr hier. Deshalb wohnen wir auch noch über dem Geschäft.«
    Jonas ging voran auf eine Tür neben den Büroräumen zu. Die Treppe dahinter führte ins Obergeschoss hinauf.
    »Deine Eltern können gern bei dem Gespräch dabei sein«, sagte Alex.
    »Sind nicht da.«
    Oben in der Wohnung brachte der Junge Alex in eine Art Konferenzraum. Ein großer schwarzer Holztisch mit acht Stühlen füllte die Mitte aus. Die Fenster wurden durch Faltjalousien verdunkelt, und es herrschte ein diffuses Zwielicht.
    Jonas blieb mit verschränkten Armen vor dem Tisch stehen und sah Alex an.
    »Woher haben Sie das?«, fragte er noch einmal und zeigte auf das Deckblatt.
    Alex reichte es ihm. »Horst Schön hat es mir gegeben. Kennst du den Mann?«
    »Klar.« Jonas nahm das Deckblatt, faltete es schnell und steckte es in die hintere Tasche seiner Jeans. »Warum hat er es Ihnen gegeben?«
    Alex zuckte mit den Schultern. »Weil ich ihn darum gebeten habe. Jonas … Ich darf dich Jonas nennen?«
    Der Junge zuckte lässig mit den Schultern.
    »Können wir uns einen Moment setzen?«
    »Meinetwegen.«
    Sie setzten sich.
    »Kennst du Daniela Gerstein?«
    Jonas nickte. Seine Augen huschten hin und her. Die Coolness war nur gespielt, er fühlte sich offensichtlich überhaupt nicht wohl in seiner Haut.
    »Woher?«
    »Erzählen Sie mir doch erst mal, warum Sie das interessiert. Ich meine, Sie kommen hierher, erwähnen Namen und so … Was soll das alles?«
    Alex fand, dass der Junge jedes Recht hatte, diese Frage zu stellen.
    »Es geht um Daniela. Sie ist verschwunden. Ihre Eltern haben mich beauftragt, sie zu finden. Ich war in diesem Literaturclub, und Herr Schön hat mir von dir erzählt. Er meinte, dass ihr beiden, Daniela und du, euch gut verstanden hättet. Stimmt das?«
    Zweierlei geschah mit dem Jungen. Seine Augen weiteten sich, und er wurde rot bis über die Ohren. »Daniela ist verschwunden? Seit wann?«
    »Seit einem Monat. Ihre Eltern sind krank vor Sorge, wie du dir sicher vorstellen kannst. Wann hast du Daniela zuletzt gesehen?«
    »Ich weiß nicht genau … Warten Sie mal.« Er stand auf, verließ den Raum und kam mit einem spiralgebundenen Kalender wieder. Mit seinen langen, schlanken Fingern blätterte er einige Seiten zurück. »Hier! Am zwanzigsten Januar.«
    »Am zweiundzwanzigsten ist sie verschwunden«, sagte Alex.
    Jonas starrte ihn an.
    »Was habt ihr an dem Tag zusammen gemacht?«, wollte Alex wissen.
    »Da waren wir im Literaturcafé.«
    »Habt ihr euch nur dort getroffen oder auch noch anderswo?«
    »Nur dort«, sagte Jonas. »Ich … An dem Tag habe ich sie gefragt, ob wir mal zusammen was machen wollen. Ich fand sie cool … nett.«
    Die Röte wurde noch intensiver.
    »Wie hat sie reagiert?«
    »Hat gesagt, dass es diese Woche nicht ginge und wir sollten doch beim nächsten Mal drüber sprechen … Ab da ist sie dann nicht mehr gekommen. Damit war die Sache für mich klar. Ich wusste ja nicht … Ich meine, wer ahnt denn so etwas? Verschwunden? Ist sie abgehauen, oder was?«
    Alex hatte das Verhalten des Jungen die ganze Zeit über genau beobachtet und war sich sicher, dass er die Wahrheit sagte. Auch dass er den Kalender geholt und freimütig zugegeben hatte, Daniela zwei Tage vor ihrem Verschwinden zuletzt gesehen zu haben, sprach für ihn.
    »Das weiß ich nicht. Sie hat keinen Brief hinterlassen oder so etwas, hatte aber vorher einen Streit mit ihrem Vater. Zunächst sah es wirklich danach aus, als wollte sie einfach nur ihre Ruhe haben, aber daran glaube ich jetzt nicht mehr.«
    Alex sah den Jungen aus schmalen Augen fest an.
    »Erzähl mir doch mal, wie diese Treffen im Literaturclub so abgelaufen sind. Was habt ihr da gemacht?«
    »Da treffen sich Leute, die gern

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