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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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schloss, versuchte Nele, den Schwindel in ihrem Kopf zu vertreiben, doch er wurde nur noch stärker.
    »Ich bin annähernd doppelt so lange dabei wie Sie«, sagte Quandt, »aber so etwas habe ich noch nicht gesehen. Partielle Verätzungen, ja. Im Gesicht, an den Fingern, ja. Aber hier wurde der komplette Körper mit Wasserstoffperoxid behandelt. Die Verletzungen sind allerdings nicht so gleichmäßig, als hätte das Opfer in der Flüssigkeit gelegen. Es könnte sein, dass er sie eingesprüht oder übergossen hat.«
    Plötzlich war nur noch Taubheit in Neles Kopf. Es war wie damals, als sie eine Gehirnerschütterung gehabt und ihr Kopf sich wie in Watte verpackt angefühlt hatte. Quandts Stimme klang weit entfernt und verzerrt und schien sie nichts anzugehen.
    »… Karminter … Nicht gut …«
    Als Nele ihn das nächste Mal bewusst wahrnahm, lag sie auf der Couch, die Füße hoch auf der Lehne, ein Kissen im Nacken. Quandt saß neben ihr und knisterte mit irgendwas zwischen seinen Fingern herum.
    »Geht es wieder?«
    Nele nickte nur.
    »Wann haben Sie zuletzt gegessen?«
    »Ich … Frühstück.«
    »Das ist mehr als acht Stunden her. Mund auf, das ist Traubenzucker. Sie sind total unterzuckert.«
    Wie ein braves kleines Mädchen öffnete Nele den Mund und bekam von Quandt das Plättchen auf die Zunge gelegt. Es begann sofort, sich aufzulösen.
    Nele schluckte es hinunter und legte sich einen Unterarm über die Augen. »Das ist mir so peinlich.«
    Quandt tätschelte ihre Schulter. »Zu Recht. Als erwachsene Frau sollten Sie es besser wissen. Seien Sie froh, dass es hier und nicht während der Fahrt passiert ist. Darüber hinaus …«, er grinste schief, »bleibt es unser Geheimnis, würde ich sagen.«
    »Danke.«
    »Aber Sie fahren heute nirgendwo mehr hin! Rufen Sie jemanden an, der Sie abholen kann. Oder ich fahre Sie.«
    »Ich denke, es geht schon …«
    »Wenn Sie sich nicht abholen lassen, erzähl ich es am Montag jedem Kollegen, der mir über den Weg läuft.«
    »Okay, okay. Meine Partnerin kann mich abholen. Ich rufe sie gleich an.« Nele drückte sich in eine sitzende Position hoch. »Das hatte ich noch nie. Könnte es auch etwas anderes sein?«
    »Wahrscheinlich nicht. Zu wenig Essen, zu viel Stress, da kann das schon mal vorkommen. Aber Sie gehen besser zu Ihrem Hausarzt und lassen ein Blutbild machen, dann sind Sie auf der sicheren Seite. Oder ich mache Ihnen einen Termin bei meinem guten Freund Dr. Böckmann im Zentralkrankenhaus. Er ist der beste Internist, den ich kenne.«
    »Sobald ich Zeit habe.«
    »Sie haben ja nicht mal Zeit zum Essen.«
    Quandt erhob sich von der Couch und kehrte hinter seinen Schreibtisch zurück. Nele wollte aufstehen, sackte aber sofort wieder auf das Kissen zurück.
    »Hab ich doch gesagt«, kam es vom Schreibtisch her.
    »Besserwisser.« Nele stützte ihren Kopf in die Hände. »Hab ich alles mitbekommen, was den Fall betrifft?«
    »Heute bekommen Sie von mir keine Einzelheiten mehr. Warten Sie bis Montag.«
    »Wenigstens zur Person des Opfers.«
    Quandt schwieg.
    »Bitte!«
    »Also gut. Weiblich, zwischen vierzehn und zwanzig Jahre alt. Haarfarbe kann ich noch nicht sagen. Toxikologisches Gutachten ist in Arbeit. Keine weiteren Auffälligkeiten.«
    »Größe?«
    »Eins fünfundsechzig.«
    »Ist sie missbraucht worden?«
    »Sie meinen, über die Verätzungen hinaus?«
    »Ich meine sexuell.«
    »Ich glaube nicht. Jungfrau war sie nicht mehr, aber die Verätzungen gehen bis tief in … Nein, genau das wollte ich Ihnen heute nicht mehr berichten.«
    Nele sah ihn an. »Ich muss es aber wissen.«
    Er erwiderte ihren Blick und seufzte. »Ja, das müssen Sie wohl. Es ist mir nicht möglich festzustellen, ob er sie zuvor penetriert hat oder nicht. Verstehen Sie, was ich damit sagen will?«
    Nele verstand es, wollte sich aber nicht vorstellen, was das bedeutete.
    Plötzlich erschien es Nele noch viel dringlicher, den Täter zu finden. Er würde es wieder tun, das sah Quandt genauso, deshalb hatte er vorhin den Plural benutzt und von Opfern gesprochen.
    »Wohin führt diese Tür?«
    Die Polizistin deutete auf die Metalltür, ging darauf zu und legte eine Hand auf die Klinke.
    Nicola wurde gleichzeitig heiß und kalt, Schweiß brach ihr aus, und plötzlich wusste sie, dass es verkehrt gewesen war, mit der Polizei zu sprechen. Alles würde nur noch schlimmer werden.
    Gehen Sie da weg, wollte sie rufen , da darf niemand rein, das ist ganz allein sein Reich.
    »In die Garage«,

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