Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
Vom Netzwerk:
Ordnung, wirklich.«
    Wieder dieser durchdringende Blick, dem Nicola sogar einen Moment lang standhielt, lange genug, um Mitleid in seinen Augen zu entdecken. Mitleid und Traurigkeit. Plötzlich lag seine Hand auf ihrem Unterarm. Nicola zuckte zusammen.
    »Versuchen wir es mal mit der Wahrheit«, sagte Dr. Beck. »Ich glaube Ihre Geschichte vom Sturz im Badezimmer nämlich nicht. Nein, sagen Sie jetzt bitte nichts. Hören Sie mir einfach nur zu. Keine Frau muss sich so etwas heute noch gefallen lassen. Keine! Sie haben das Recht auf Ihrer Seite, wissen Sie das? Wenn Ihr Mann Sie geschlagen haben sollte, wovon ich ausgehe, können Sie ihn mit Hilfe der Polizei aus dem Haus werfen. Er darf sich Ihnen nicht mehr nähern, und Sie sind in Sicherheit. Wichtig ist aber, dass nicht Sie flüchten müssen. Er muss das Haus verlassen. Haben Sie das verstanden? Er muss gehen!«
    Nicola sah den Arzt an. Ihre Lippen zitterten, sie spürte Tränen aufwallen.
    »Die Polizei hat das Recht, Ihren Mann der gemeinsamen Wohnung zu verweisen. Dagegen kann er nichts tun. Und dann können Sie ein gerichtliches Kontaktverbot erwirken.«
    »Ich weiß nicht …«
    Dr. Beck nahm ihre Hand. »Ist Ihnen eigentlich klar, wie schwer Ihre Verletzung ist? Sie haben wirklich Glück gehabt. Ebenso gut hätten Sie das Auge verlieren können.«
    »Das … Das hat er vorher noch nie getan.«
    Dr. Beck schüttelte den Kopf. »Mag sein, aber er wird es wieder tun. Wer so etwas einmal getan hat, tut es immer wieder. Das dürfen Sie nicht zulassen, hören Sie! Ich habe hier so oft mit den Opfern häuslicher Gewalt zu tun, und diejenigen, die nichts dagegen tun, landen immer wieder im Krankenhaus. Wollen Sie das?«
    Nicola schüttelte den Kopf.
    Dr. Beck drückte ihre Hand. »Das wusste ich. Sie sind meine Heldin, wissen Sie das? Wenn Sie jetzt dagegen ankämpfen, jetzt sofort, dann sind Sie meine große Heldin. Sie können das, glauben Sie mir. Aber Sie müssen es jetzt sofort tun, nicht erst noch darüber nachdenken, nicht erst noch das Gespräch mit ihm suchen. Jetzt geht es um Ihre Sicherheit, nur um Ihre Sicherheit.«
    Er war ihr sehr nahe gekommen und hielt immer noch ihre Hand. Nicola starrte auf seinen Ehering.
    »Aber ich weiß nicht, was ich tun soll«, sagte sie leise.
    »Darf ich sie Nicola nennen?«
    Sie nickte.
    »Nicola«, begann er, und aus seinem Mund gesprochen klang ihr Name unglaublich schön. »Ich wusste, dass Sie meine Heldin werden, ich habe das gespürt. Erschrecken Sie jetzt bitte nicht … Draußen steht eine Beamtin der Polizei, die speziell für solche Fälle geschult ist. Wenn Sie wollen, hole ich sie herein. Sie müssen nicht mit ihr sprechen, aber … Bitte, tun Sie es für mich. Ich möchte Sie nicht eines Tages mit noch schlimmeren Verletzungen hier wiedersehen. Werden Sie mit der Polizistin sprechen?«
    Nicola biss sich auf die zitternde Unterlippe und nickte.
    Jonas Bömeke lebte in einem gemischten Wohn- und Gewerbegebiet in der Leibnitzstraße 7. Die Adresse lag am hinteren Ende der Sackgasse.
    Alex parkte seinen Wagen am Straßenrand, stieg aus und ging zu dem weitläufigen Grundstück hinüber, das von einem Zaun umgeben war. Die breite Zufahrt versperrte ein metallenes, zwei Meter hohes Tor. Links davon gab es eine schmale, ebenfalls versperrte Pforte. Alex entdeckte eine Gegensprechanlage und eine in den Backsteinpfeiler eingelassene Videokamera.
    Er drückte den Klingelknopf und wartete.
    Nach zwei Minuten klingelte er noch einmal.
    »Ja?«, ertönte es schließlich aus dem Lautsprecher.
    »Ich würde gern mit Jonas Bömeke sprechen.«
    »Warum?«
    »Mein Name ist Alexander Seitz, ich bin Privatdetektiv und bin in Zusammenhang mit einer Ermittlung hier.«
    »Was habe ich mit einer Ermittlung zu tun?«
    Statt etwas zu sagen, hielt Alex das Deckblatt des Manuskripts, das Horst Schön ihm ausgehändigt hatte und auf dem der Titel »Zerstörte Seelen« stand, so, dass es durch die Überwachungskamera gelesen werden konnte.
    »Ich komme«, sagte die Stimme.
    Kurz darauf kam ein junger Mann über den weitläufigen Betriebshof auf ihn zu. Er war groß, mindestens eins neunzig, schlaksig, hatte flachsblondes Haar und ging, als gäbe es das Wort Eile für ihn nicht. Auf der anderen Seite der Pforte blieb er stehen und sah Alex misstrauisch an.
    »Woher haben Sie das?«, fragte er.
    »Bist du Jonas?«
    »Klar. Aber woher haben Sie das?«
    »Lässt du mich rein? Ich muss wirklich dringend mit dir über Daniela Gerstein

Weitere Kostenlose Bücher