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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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auch immer so bleiben. Du weißt doch: Bis dass der Tod uns scheidet. Für mich gilt das nach wie vor.«
    »Was war das?«, fragte Nicola.
    »Was meinst du?«
    Nicola hatte aus dem Hintergrund ein Geräusch gehört. Es war nur kurz und sehr leise gewesen, hatte aber geklungen, als spräche jemand mit ihrem Mann.
    »Ist jemand bei dir?«
    »Bitte? Ich bin allein. Was soll diese Frage. Traust du mir etwa nicht?«
    »Ich dachte nur …«
    »Was dachtest du, hä! Dass ich mich mit einer anderen vergnüge, oder was? Sag mal, was ist eigentlich los mit dir? Du bist doch selbst schuld, wenn ich dir …«
    Wieder bewegte sich der Daumen wie von selbst und schnitt seine Tirade ab. Dann drückte sie eine andere Taste, damit der Anschluss besetzt war, legte den Apparat beiseite und rollte sich in ihrer Ecke zusammen.
    Sie war allein, und daran würde sich nichts ändern.
    Ihre Zukunft hieß Einsamkeit.

Sonntag, 28. Februar 2010
    Schon in der fragilen Phase zwischen Schlaf und Erwachen spürte sie Schmerzen überall in ihrem Körper und traute sich nicht, sich zu bewegen. Es war dunkel, und sie fragte sich, was sie geweckt hatte.
    Ein Geräusch!
    Es wiederholte sich, und sie meinte, diese eindringliche Tonfolge zu kennen. Sie mochte sie nicht, hatte aus einem unbestimmten Grund sogar Angst davor und wünschte sich, die Ohren verschließen zu können. Stattdessen wurde das Geräusch immer lauter und fraß sich regelrecht in ihren Kopf.
    Schließlich öffnete sie die Augen. Ihr völlig verhärteter Nacken sandte sofort unangenehme Stiche in ihren Kopf. Nur langsam verstand Nele, dass sie im Wohnzimmer auf der Couch lag und das Geräusch die Signalmelodie ihres Handys war. Geistig noch in einem nebelverschleierten Niemandsland, tastete sie nach dem Handy, fand es und presste es sich ans Ohr, ohne vorher auf das Display geschaut zu haben.
    »Ja«, krächzte sie mit fremder Stimme.
    »Wer ist dort?«
    Nele räusperte sich. »Karminter.«
    »Hauptkommissarin Karminter?«
    »Ja.«
    »Hier ist die Zentrale. POM Wirth. Sie haben gestern eine Beamtin zur Bewachung von Frau Singer abgestellt.«
    »Ja, und?«
    »Die hätte sich turnusmäßig um sechs Uhr melden müssen. Hat sie aber nicht. Ich kann sie weder über Handy noch über den Festnetzanschluss von Frau Singer erreichen. Sie hat sich zuletzt um zweiundzwanzig Uhr gemeldet, da war alles in Ordnung.«
    »Wie spät ist es?«
    »Zehn nach sechs.«
    Nele setzte sich auf und fuhr sich mit der Hand durchs Haar. »Haben Sie die Handynummer von …« Nele stockte, weil ihr einfiel, dass sich das Handy immer noch im Wagen bei der Spurensicherung befand. »Okay, schicken Sie einen Streifenwagen raus. Ich fahre ebenfalls sofort los. Wenn die Kollegen vor mir da sind, sollen sie warten.«
    Auf dem Weg ins Bad wählte Nele Anous Nummer.
    Sie ging nicht ran.
    »Scheiße!«, fluchte Nele laut.
    Ihr eigener Wagen stand noch vor dem Präsidium. Jetzt konnte sie sich in den Hintern treten dafür, gestern Abend auf Klaus Quandt gehört zu haben. Sie rief noch einmal in der Zentrale an und beorderte den Streifenwagen zu sich nach Hause.
    Im Bad spritzte sie sich kaltes Wasser ins Gesicht, richtete notdürftig ihr Haar und legte ein wenig Rouge auf. Ein schneller Blick in den Spiegel verriet ihr, dass sie trotzdem aussah, als hätte sie nicht nur die Nacht auf der Couch verbracht, sondern davor auch noch eine ganze Flasche Rotwein geleert.
    Na ja, wenigstens musste sie sich nicht anziehen, da sie in ihren Klamotten geschlafen hatte.
    Sie schnappte sich Waffe und Jacke und lief ins Treppenhaus hinaus. Schon auf den ersten Stufen spürte sie ihre vom verkrümmten Liegen auf der viel zu kurzen Couch verspannten Muskeln. Sie konnte kaum den Kopf drehen, so verhärtet war ihr Nacken, und wahrscheinlich war er schuld an dem leichten Schwindel, den sie spürte.
    Wie sollte sie diesen Tag überstehen?
    Einen ruhigen Sonntag hätte sie gebraucht. Mal wieder in die Sauna gehen, danach ein gutes Essen und ein langer Spaziergang, um den Kopf frei zu bekommen. Stattdessen schien sich eine Katastrophe anzubahnen.
    Mach dich nicht verrückt. Das muss doch nichts heißen.
    Draußen auf dem Bürgersteig presste ein starker Wind ihr eiskalte Luft ins Gesicht, sodass sie kaum atmen konnte. Das Sturmtief war da. Nele hatte gar nicht mehr daran gedacht. Zumindest schneite es noch nicht, aber das würde sicher bald kommen.
    Während sie auf den Streifenwagen wartete, probierte sie es erneut bei Anou. Wieder erfolglos.

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