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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Schon auf der zweiten Stufe bemerkte sie verschmiertes Blut am weiß lackierten Handlauf. Oben angekommen drehte Nele sich um. Von hier konnte sie den leblosen Körper der Polizistin sehen. Sie kannte ihren Namen: Simone Lachnitt. Eine fröhliche, ehrgeizige Frau, die es weit gebracht hätte bei der Polizei. Nele hatte sie nicht selbst für diesen Job ausgesucht, das hatte der Schichtleiter getan, trotzdem war die Frau jetzt tot, weil sie entschieden hatte, hier nur eine Beamtin einzusetzen.
    Das konntest du nicht ahnen. Und wenn zwei Beamte hier gewesen wären, gäbe es jetzt vielleicht zwei Tote … Drei, mit Miriam Singer.
    Rechts an der Wand neben der ersten Tür prangte ein blutiger Handabdruck. Die Hand war derart fest auf die weiße Tapete gedrückt worden, dass Nele sogar die einzelnen Linien erkennen konnte. Über einen dicken braunen Läufer, der alle Geräusche schluckte, schritt sie über den circa fünf Meter langen Flur, von dem vier Türen abgingen, zwei auf jeder Seite. Durch ein Fenster am Ende des Flures fiel bleiches Licht herein. Der erste Raum war ein Schlafzimmer. Niemand befand sich darin, und es war auch kein weiteres Blut zu entdecken. Hinter der gegenüberliegenden Tür war ein Bad: altmodische, dunkelblaue Kacheln, eine Badewanne, eine Toilette, ein Waschbecken, keine Möglichkeit zum Verstecken. Auch hier kein Blut.
    Blieben noch zwei Türen.
    Bei der einen, der rechten, war das Schloss aus dem Holz gebrochen, und sie stand sperrangelweit offen.
    Nele verharrte einen Moment. Sie versuchte, sich auf den Anblick einer weiteren Leiche vorzubereiten. Ein kindischer, zweckloser Versuch. Schon jetzt spürte sie Übelkeit aufsteigen.
    Trotzdem gab sie sich einen Ruck und betrat das Zimmer.
    Und taumelte entsetzt zurück.
    »Literaturbrunch« stand auf dem handschriftlich beschriebenen, weißen Din-A4-Blatt, das leicht schief mit zu viel Tesafilm an die große Fensterschreibe geklebt worden war.
    »Sieht das hier schmierig aus«, sagte Carla und rümpfte die Nase.
    Jördis zog sie ein Stück vom Eingang weg.
    »Wir machen es genauso, wie Alex gesagt hat«, flüsterte sie ihr zu.
    Carla hob abwehrend die Hände.
    »Schon gut, ich halte mich dran. Vielleicht überrascht mich der Kerl ja, und ich finde ihn nicht zum Kotzen.«
    Jördis verdrehte die Augen. Sie war sich nicht sicher, ob ihre impulsive und oft beleidigend offene Freundin die Richtige für diesen Job war, aber sie war die Einzige, mit der Jördis so etwas durchziehen konnte. Außerdem verfügte sie über Fachwissen – und nicht zu vergessen neuerdings über Führerschein und Auto, mit dem sie sie hierhergefahren hatte.
    Jördis atmete tief ein und brachte ihre Kleidung in Ordnung. Sie hatte sich dem Zweck dieses Besuches entsprechend aufreizend angezogen. Zu einem kurzen braunen Rock im Schottenmuster, der wirklich nur den Hintern bedeckte, trug sie dicke braune Strumpfhosen und kniehohe Stiefel mit hohen Absätzen. Und natürlich war auch die Wolljacke kurz genug, um die Wirkung des Rocks nicht zu beeinträchtigen.
    »Also los!«, sagte sie.
    Vier Personen hielten sich bereits im Literaturcafé auf. Drei Frauen, ein Mann. Der Beschreibung nach zu urteilen, die sie von Alex bekommen hatte, musste es sich bei dem Mann um Horst Schön handeln. Er befand sich gerade im Gespräch mit den Frauen älteren Jahrgangs, schielte aber über den Rand seiner Brille hinweg, als Jördis und Carla eintraten.
    In Nähe der Tür blieben sie stehen und sahen sich um. Jördis begann zu schwitzen. Es war viel zu warm hier drinnen, aber daran lag es nicht allein. Sie half Alex zum ersten Mal bei einem Job und musste dafür auch noch schauspielern. Das war neu und ziemlich spannend, und obwohl sie so etwas mochte, war sie doch aufgeregt.
    Horst Schön ließ die drei älteren Frauen stehen und kam auf sie zu.
    Er lächelte, und seine Augen drückten ehrliche Freude über die neuen Gäste aus. Oder doch nur darüber, dass es hübsche junge Frauen waren? Für Jördis war dieser Mann schon jetzt ein notgeiler Bock, und dass er mit dem Verschwinden von Daniela Gerstein etwas zu tun hatte, stand für sie völlig außer Frage.
    »Ah, guten Tag die Damen«, sagte er mit dem Anflug einer großen Geste und streckte seine rechte Hand aus.
    Jördis hatte sich vorgedrängt und ergriff sie als erste. Er beließ es aber nicht dabei, sondern umfasste mit seiner linken Hand ihren Ellenbogen. Eine Geste, die Jördis einfach nur widerlich fand, aber trotzdem ertrug.
    Ebenso

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