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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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hatten.
    Wie einsam konnte so eine Schwimmhalle liegen, fragte sie sich.
    Sie wollte gerade um Hilfe rufen, da hörte sie ein Geräusch.
    Ein metallenes Klappern.
    Miriam lag ganz still und lauschte.
    Als sie schon meinte, sich getäuscht zu haben, hörte sie es erneut, aber viel näher und lauter. Dann schlug eine Tür zu. Etwas Hartes wurde auf dem Boden abgestellt. Füße scharrten. Ein Schlüsselbund klirrte.
    Miriam zog instinktiv die Beine an, machte sich ganz klein, drehte hektisch den Kopf hin und her, konnte aber niemanden sehen. Sie hörte ihn irgendwo über sich am Beckenrand hantieren. Es gluckerte, so als würde eine Flüssigkeit von einem Gefäß in ein anderes gefüllt. Schließlich ein Rascheln, das mehrere Minuten lang anhielt und von leisen Flüchen begleitet wurde.
    Wie aus dem Nichts flog eine schwarze Stofftasche durch die Luft und landete scheppernd in der Mitte des Beckens.
    Ein Kopf erschien direkt über ihr.
    Das Gesicht war hinter einer großen schwarzen Atemschutzmaske verborgen.
    »Kann’s losgehen?«, fragte eine dumpfe Stimme hinter der Maske.
    Bevor Miriam etwas sagen konnte, verschwand er und schob einen Augenblick später wenige Meter links von ihr eine Aluleiter in das Schwimmbecken. Er testete sie auf festen Stand, indem er einige Male daran rüttelte, dann stieg er herab.
    Miriam beobachtete ihn. Bis auf die Maske war sein ganzer Körper weiß. Er hatte sich von Kopf bis Fuß in einen Plastikanzug gehüllt, sogar die Gummistiefel waren weiß. Über der rechten Schulter trug er an einem schwarzen Riemen eine große gelbe Druckflasche mit Schlauch und Sprühpistole. Miriam kannte die Dinger. Ihr Opa hatte sie oft benutzt, um das Unkraut zwischen dem Kopfsteinpflaster auf dem Hof mit Gift einzusprühen.
    Will er die Fugen reinigen, oder was?, schoss es Miriam durch den Kopf.
    Ein paar Meter von ihr entfernt stellte er die Druckflasche ab. Dann ging er die Tasche holen, die er zuvor ins Becken geworfen hatte.
    Schließlich stand er vor ihr.
    Aus ihrer liegenden Position heraus wirkte er ungeheuer groß.
    »Man sieht sich immer zweimal im Leben«, sagte er.
    Durch das getönte Glas der Atemschutzmaske konnte Miriam seine Augen erahnen.
    Er drehte die Tasche herum und ließ den Inhalt auf den Boden fallen. Es klapperte und schepperte. Er bückte sich, hob etwas auf und hielt ein silbernes Cuttermesser so, dass Miriam es sehen konnte.
    »Zwei Möglichkeiten«, sagte er mit seiner dumpfen Stimme. »Tun, was ich sage, und weiterleben, oder sich wehren und sofort sterben. Ich schneide dir jetzt die Kleidung vom Körper. Überleg dir also, was du tun willst.«
    »Und was dann?«, fragte Miriam und versuchte dabei, ihre Stimme fest und unbeugsam klingen zu lassen. Sie wollte ihn nicht wissen lassen, wie es in ihr gerade zuging. Ihr Innerstes war das Einzige, was sie noch vor ihm zu schützen vermochte. Alles andere konnte und würde er sich nehmen.
    Er hielt inne. Mit einer Frage hatte er offensichtlich nicht gerechnet.
    »Das willst du wirklich wissen?«
    »Was hast du mit mir vor?«
    Er lächelte wieder. »Wenn ich dich entkleidet habe, werde ich dich reinigen.«
    »Reinigen? Wieso reinigen? Was soll das alles? Kannst du mich nicht einfach …«
    »Ruhe jetzt!« Das klang scharf und unnachgiebig. »Wenn du sprichst oder dich bewegst, werde ich dich schneiden. Reiz mich also besser nicht.«
    Er bückte sich, legte das Cuttermesser beiseite und öffnete Gürtel und Reißverschluss ihrer Hose. Miriam musste sich zusammenreißen, um ihm nicht doch einen Tritt zu verpassen.
    Er zog ihr die Hose herunter und die Socken aus. Dann nahm er das Cuttermesser zur Hand, setzte die stumpfe Rückseite der Klinge neben ihren Bauchnabel und begann, ihren Pullover zu zerschneiden. Er arbeitete konzentriert und langsam. Schließlich erreichte er ihren Hals und kam ihr jetzt ganz nah. Miriam konnte nicht anders, sie musste hinsehen. Ihre Blicke begegneten sich. In seinen durch die Brille dunkel gefärbten Augen waren weder Aufregung noch Geilheit zu erkennen, höchstens so etwas wie kindliches Interesse.
    Mit einem Ruck durchtrennte er den oberen Saum des Pullovers. Dann schob er die beiden Hälften auseinander, setzte das Messer erneut an und zerschnitt den BH zwischen ihren Brüsten. Mit den Ärmeln des Pullovers ließ er sich ebenso viel Zeit. Zuletzt zerschnitt er den Slip. Dann zerrte er den restlichen Stoff von ihrem Körper, warf die Fetzen hinter sich, stellte sich aufrecht zwischen Miriams Beine und

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