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Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod

Titel: Bleicher Tod - Winkelmann, A: Bleicher Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Andreas Winkelmann
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Terrasse hinter seiner Hütte und sah auf den zugefrorenen Teich hinaus. Die Birken und Tannen an den Ufern wurden von heftigen Windböen immer wieder stark durchgebogen, und einige würden diesen Sturm sicher nicht überleben. Kleine Schneeflocken schossen durch die diesig-graue Luft und blieben an den Stämmen der Bäume kleben. Die Temperatur betrug genau null Grad. Der Schnee würde über Nacht also liegen bleiben, da Xynthia sich verspätet hatte und sich wohl bis weit in den nächsten Tag hinein austoben würde.
    Alex sah auf seine Armbanduhr.
    Jördis und Carla mussten bald zurück sein. Es wurde Zeit, dass sie von den Straßen herunterkamen.
    Er zog fröstelnd die Schultern hoch, ging wieder hinein und brühte in der Küche einen weiteren Kaffee auf. Bereits der sechste heute, trotzdem wurde er nicht richtig wach. Schon seit dem Aufstehen fühlte er sich merkwürdig abwesend. Bahnte sich da etwa eine Grippe an?
    Mit der heißen Tasse in der Hand kehrte Alex an seinen Schreibtisch zurück.
    Es gab noch etwas Wichtiges zu erledigen.
    Neben der schwarzen Tastatur lag der Zettel, den er bei Daniela im Zimmer unter dem Schreibtisch gefunden hatte.
    Lovers World
    darkdeepeyes
    92GJ8M10TDAGE
    Alex nahm an, dass es sich bei Lovers World um einen Kontaktchat handelte, darkdeepeyes Danielas Nickname war und der Zahlen- und Buchstabencode ihr Passwort.
    Er loggte sich ins Internet ein und fand auf Anhieb die Homepage von Lovers World.
    Es stellte sich als Kontaktforum der etwas deutlicheren Art heraus. Die Seite war stylisch in Schwarz, Rot und Silber gehalten und garniert mit erotischen Aktfotografien von Frauen und Männern. Die Fotos waren zugegebenermaßen hochwertig und überschritten nicht die Grenze zur Pornografie.
    Alex machte sich mit der Seite vertraut und gab schließlich an entsprechender Stelle den Zahlen- und Buchstabencode ein. Sofort wurde er als darkdeepeyes begrüßt, und man teilte ihm mit, dass fünf ungelesene Mails in seinem Postfach warteten.
    »Volltreffer«, sagte Alex und trank von seinem Kaffee.
    Dann rief er Danielas Postfach auf und klickte die erste Mail an.
    Hey, darkdeepeyes, du wolltest doch gestern hier sein! Habe lange gewartet. Was ist los? Vermisse dich! Freedomwriter.
    Die Mail war sechs Wochen alt.
    Die nächste, die Alex anklickte, war zwei Tage später abgeschickt worden und stammte ebenfalls von Freedomwriter.
    Warum hast du das Date platzen lassen?
    Die nächste war einen Tag später eingegangen.
    Weiß nicht, was ich machen soll! Melde dich bitte!!!
    Dann, wiederum einen Tag später und abermals von Freedomwriter, aber in drastischerer Wortwahl:
    Ist das deine Art? Mich erst anmachen und aufgeilen und dann kalt abservieren? Machst du das immer so?
    Die letzte Mail bestand nur aus einem einzigen Wort:
    Bitch!
    Mit der Kaffeetasse in der Hand saß Alex da und starrte das Wort an. Er wusste, dass unter Jugendlichen gerade online dieser Ausdruck häufig benutzt wurde und quasi schon zur Umgangssprache gehörte, so wie für die älteren Generationen Arschloch oder Blödmann.
    Bitch!
    Es schien mehr dahinterzustecken als nur der verletzte Stolz eines abservierten Teenagers. Das Ausrufezeichen machte es irgendwie nachdrücklich und bösartig. Außerdem waren die Mails in einer für Teenager unüblichen Sprache und Grammatik verfasst. Groß- und Kleinschreibung spielte im Web in der Regel kaum noch eine Rolle.
    Und dann dieser Nickname.
    Freedomwriter.
    Ohne die Kenntnis von Danielas Leidenschaft wäre es einfach nur ein Nick, für Alex jedoch war es ein weiterer, deutlicher Hinweis auf die Welt der Literatur. Auf Horst Schöns Welt!
    »Auf wen hast du dich da eingelassen, Mädchen?«, sagte Alex leise.
    »Das frage ich mich auch«, kam es von hinten.
    Alex erschrak heftig und konnte gerade noch verhindern, den Kaffee über die Tastatur zu kippen.
    Er fuhr herum.
    In der Tür stand Jördis und lächelte ihn an.
    »Verdammt«, fluchte Alex laut. »Warum klingelst du nicht?«
    »Ich hab doch jetzt einen Schlüssel«, sagte Jördis, kam näher und ließ den einzelnen Schlüssel am Ring um ihren Finger kreisen.
    Sie hatte ihn erst seit gestern und war damit der einzige Mensch, der freien Zugang zu seiner Hütte hatte.
    Alex stand auf. Sein Herz pochte wild. »Mach das bitte nie wieder«, sagte er, als sie vor ihm stand.
    »Habe ich den alten Mann erschreckt? Das tut mir leid.«
    Jördis lächelte spitzbübisch und legte die Arme um seine Hüfte. Ihre Augen leuchteten vor Aufregung. In

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