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Bleiernes Schweigen

Bleiernes Schweigen

Titel: Bleiernes Schweigen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: P Fogli
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jetzt kommst du daher und behauptest, du hättest nicht den leisesten Schimmer, genau wie wir. Dann frag doch deine Freunde, die werden’s dir schon erklären.«
    Er wendet uns den Rücken zu.
    »Die Freunde, die ich habe, sind fast alle in diesem Zimmer versammelt.«
    Adriano lächelt grimmig.
    »Dann bist du arm dran, Andrea. Sehr arm dran.«
    Ich sehe sie an. Diese Geschichte gleicht einem Virus, der dich nach und nach auffrisst. Wenn man es bemerkt, ist er schon beim Mark angelangt.
    »Das reicht nicht, Andrea.«
    Er wirft mir einen vernichtenden Blick zu.
    »Das reicht nicht«, sage ich noch einmal. »Und du weißt es.«
    »Was zum Teufel willst du?« Er wird laut. »Was zum Teufel willst du?«
    Schnaubend fährt er sich mit den Händen übers Gesicht.
    »Wir sind alle nervös«, fährt er fort. »Ich genauso wie ihr. Wollt ihr wissen, wie die Geschichte lautet? Ich will’s kurz machen. Falcone wurde von der Mafia umgebracht und Borsellino vom Staat. Was für eine Entdeckung. Und, Adriano,glaub nicht, ich hätte deinem Freund mit der Zigarette keine Fragen gestellt. Als es passiert ist, hatte ich noch einen anderen Job und trug Uniform. Glaub mir oder lass es bleiben. Das gilt auch für die anderen.«
    »Wir glauben dir, und das weißt du.«
    Danieles Stimme, leise, fern. Nur ganz kurz sieht er von seinen Unterlagen auf und blickt mich und meinen Vater an. Adriano kommt zum Tisch zurück.
    »Wir glauben dir«, wiederholt er. »In ein paar Tagen treffe ich mich mit einem Kollegen.«
    »Mit wem?«
    Ohne zu antworten legt er eine Hand auf die Mappe.
    »Der Staat hat Borsellino umgebracht«, fährt er fort. »Und wir haben es mit lauter seltsamen Gestalten zu tun. Vorher, währenddessen und nachher. Ein Kronzeuge aus der Retorte, Polizisten, die beim Geheimdienst auf der Gehaltsliste stehen. Wir glauben, durch diese Unterlagen haben wir etwas von der Vergangenheit begriffen. Schön. Aber es reicht tatsächlich nicht. Zwischen dem, was wir herausbekommen haben, indem wir dem Geld gefolgt sind, und den Ereignissen jener zwei Sommer klafft eine Lücke. Es reicht nicht, die Verbindungen zwischen der Danae und der Perseo bloßzulegen. Man muss viel weiter zurückgehen, begreifen, was zwischen Falcones Tod und dem Attentat in der Via d’Amelio passiert ist. Und das, was danach passiert ist, als die Bomben verstummt sind.«
    »Sie haben uns die Gelegenheit gegeben, und wir haben’s versaut. Du weißt, was Baldacci meinte«, sage ich.
    Daniele lächelt.
    »Vielleicht. Doch bevor wir darüber reden, muss noch eine Sache passieren.«
    Er senkt den Blick und sucht nach den richtigen Worten. Dann sieht er mich an.
    »Du musst einen Artikel schreiben.«
    Sein Satz ist wie ein Schuss in die Brust.
    Mein Vater antwortet. Ein unnötiger Verteidigungsversuch.
    »Das kommt gar nicht in Frage.«
    Daniele redet einfach weiter.
    »Früher oder später muss man den Kopf aus dem Sand ziehen. Wir müssen uns gar nicht zu erkennen geben, nur ein paar Köder auswerfen. Wir sagen, es gebe da gewisse Quellen, und versuchen eine Art Rekonstruktion.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    »Wir nennen keine Namen, nur das notwendige Minimum. Marsigli kannst du erwähnen, der ist bereits verurteilt. Benutz ihn als Vorwand, um von der Vergangenheit zu erzählen. Die Attentate lassen wir außen vor. Noch zumindest.«
    »Kommt nicht in Frage.«
    Ich drehe mich um und sehe ihn an. Ein kurzer Blick.
    »Adriano, bitte.«
    Er schüttelt den Kopf.
    »Vergiss es. Das hab ich schon mal erlebt. Und du auch.«
    Er rollt zu mir herüber. Ich greife nach seinem Handgelenk. Die Geste eines Sohnes, sanft, fast zärtlich.
    »Bitte.«
    Er schluckt trocken, würgt Trauer und Wut hinunter. Sein Blick richtet sich vernichtend auf Daniele, wird plötzlich weich, fast wehmütig, und sucht Andrea.
    »Und du sagst nichts?«
    »Wir riskieren hier unseren Kopf, Adriano, wir alle. Du, ich, Daniele, dein Sohn. Am Anfang dieser Geschichte stehen vier Tote. In meiner Branche kommt das nicht besonders gut an. Daniele ermittelt auf eigene Faust, du hast deine Recherchen gemacht, er ist ins Geldwäscheparadies gereist, um einer Spur nachzugehen. Keiner von uns tut das zum Spaß.«
    Adriano macht sich von mir los. Daniele scheint das Thema zu wechseln.
    »Heute ist Rossini der Kirche zugetan, richtig. Ein Vorzeigebürger, das hast du selbst gesagt. Als sein Vater stirbt und er erbt, laufen die Familiengeschäfte miserabel. Dann erholen sie sich. In jenem Sommer war die Perseo bis über

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