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Bleischwer

Bleischwer

Titel: Bleischwer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Wünsche
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dich ruhig im
Weinkeller, wenn du magst. Lebensmittel bringe ich nachher mit. Und bitte mach
kein Deckenlicht an. Es soll keiner merken, dass jemand hier ist … «
    So
quasselte sie die Enge im Hals einfach weg. Wenige Minuten später trug sie der
Audi zurück nach Büttgen. Zehn vor drei. Na bitte, knapp geschafft.
     
    Wesseling und seine Kollegin
kamen pünktlich auf die Minute. Beide ließen sich einen Kaffee kredenzen.
Zusammen nahmen sie am Esstisch Platz.
    »Frau
Maiwald, lassen wir die Spirenzchen. Sagen Sie uns, wo Faßbinder ist.«
    Jule
hätte sich fast an ihrem Kaffee verschluckt. So schnell hatte sie nicht mit
einem Angriff gerechnet.
    »Ich
weiß es nicht! Bis zu Ihrem Anruf heute Morgen wähnte ich ihn in
Untersuchungshaft.«
    Leise
mischte Frau Schneider sich ein. »Leider hatten wir aufgrund Ihrer Aussage und
der Spurenlage keinerlei Handhabe gegen ihn. Er verließ die Wache gestern gegen
17 Uhr.«
    »Frau
Maiwald. Ihnen muss doch auch daran gelegen sein, dass wir den Mann kriegen.
Aller Wahrscheinlichkeit nach hat er Ihren Stellplatz in Schutt und Asche
gelegt.« Wesseling beugte sich aggressiv vor, um sie aus nächster Nähe aus
seinen Schweinsäuglein anzustieren.
    »Das
ist ausgemachter Blödsinn!«, entfuhr es Jule. »Warum sollte Micha so etwas tun?
Aus Spaß? Der gefährdet doch nicht absichtlich seinen Job bei Gerti und
Hermann!«
    »Und
warum ist er dann spurlos verschwunden? Er hätte heute Morgen einen Termin bei
seinem Bewährungshelfer gehabt!«, blaffte der Kommissar zurück.
    »Keine
Ahnung! Woher soll ich das wissen? Herr Wesseling, ich bin seit gestern
Nachmittag wieder zu Hause. Mit meinem Mann. Ich habe kein Interesse daran, mit
Herrn Faßbinder in Verbindung zu bleiben. Egal, wie sympathisch er mir ist. Zur
Zeit zählt bei mir nur eins, und das ist meine Ehe!«
    Die
Lüge kam ihr glatt über die Lippen, wahrscheinlich weil sie erst während des
Sprechens überhaupt merkte, dass es eine war. Michael Faßbinder und sein
Schicksal ließen sie nämlich ganz und gar nicht kalt. Auf einmal befürchtete
sie, rot zu werden. Angestrengt bemühte sie sich um eine gleichmäßige Atmung.
    Wesseling
grunzte nur verächtlich und fügte ein »Ha, reichlich spät, wie mir scheint«
hinzu. Dann forderte er sie schroff auf zu berichten, was sie seit dem
Verlassen des Polizeireviers in Euskirchen getan und mit wem sie gesprochen
hatte. In chronologischer Reihenfolge bitteschön. Hellhörig wurde er, als sie
zu ihrem Telefongespräch mit Hermann Weyers vom ›Eifelwind‹ kam. Mit gesenktem
Rotschopf notierte Angela Schneider alles akribisch.
    »Über
Faßbinder haben Sie nicht geredet?«, forschte Wesseling argwöhnisch nach.
    Jule
schüttelte vehement den Kopf. »Nein. Ich hatte genug damit zu tun, den Schock
zu verdauen. Ich hing an diesem Fleckchen Erde, wissen Sie? Es ist alles, was
mir von meinen Großeltern geblieben ist.«
    Offene
Feindschaft loderte in den Augen des Kommissars auf. »Mir kommen gleich die
Tränen«, bemerkte er trocken.
    Worauf
Jule schwieg. Wenn sie jetzt etwas antwortete, wären Hass und Verachtung für
den schrecklichen Mann nicht mehr zu verbergen. Also biss sie sich auf die
Zunge.
    »Es tut
mir wirklich leid um Ihren Besitz, Frau Maiwald.« Jule war Frau Schneider
unendlich dankbar, als diese das Gespräch fortsetzte. »Hoffentlich wird die
Versicherung für den Schaden aufkommen. Obwohl es Brandstiftung war.«
    »Das
hat wirklich jemand mit Absicht getan?«
    Frau
Schneider nickte ernst.
    Jule
hatte Wesselings Sprüche von vorhin nicht für bare Münze genommen. Hermann
hatte doch von einer defekten Gasleitung gesprochen, oder? Das Bild von
Michaels verbrannten Händen und versengten Hosenbeinen stieg in ihr auf. War er
doch der Täter? Plötzlich wollte sie nur noch eins: ein zweites Mal zum
Bungalow ihrer Mutter nach Driesch fahren und ihn zur Rede stellen. Stattdessen
saß sie hier mit der Kripo fest.
    »Aber
der Brand kann doch unmöglich mit dem Mord an diesem Stefan Winter in
Zusammenhang stehen«, begehrte sie auf. »Das ist es, was Sie denken, stimmt’s?«
    »Wir
halten es zumindest nicht für ausgeschlossen«, formulierte Schneider
vorsichtig.
    »Wir
denken vor allem, dass der Mord etwas mit Faßbinder zu tun hat«, schnappte
Wesseling. »Wie dem auch sei. In Ihrem Blut war nichts Auffälliges zu finden,
außer etwas Restalkohol. Betäubt hat der kleine Scheißer Sie demnach
offensichtlich nicht. Also bleibt uns nur eine Schlussfolgerung: Sie, Frau
Maiwald,

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