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Bleischwer

Bleischwer

Titel: Bleischwer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Wünsche
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Sonja Bohr dabei zu helfen, Stefan aus dem Knast zu
befreien«, fuhr Micha ungerührt fort.
    Becker
wurde blass wie die Wand hinter ihm. »Woher weißt du … ?«,
begann er, klappte jedoch sofort den Mund wieder zu.
    Jule
beobachtete, wie seine Kieferknochen mahlten. Dann, urplötzlich, begann er mit
aller Kraft an seiner Fesselung zu reißen, doch Micha brachte ihn mit der Waffe
wieder zur Räson.
    »Was
willst du denn noch, Faßbinder?«, fragte der Polizist. Es klang weinerlich.
»Winter ist tot, Sonja ist tot und du hast die Kohle.«
    »Ich
will wissen, ob du Stefan erschlagen hast, du widerliches Schwein.« Jule hörte
den Schmerz in Michas Stimme. Unvermittelt sprang er auf und drückte Becker die
Waffe an die Stirn. »Dafür sollst du zahlen!«
    »Nein!«
Der Schrei des Mannes war hoch und schrill. Tränen quollen aus seinen Augen.
»Ich war das nicht, wirklich nicht!«
    »Ich
glaub dir nicht, perverse Sau.«
    Micha
blieb gefährlich ruhig, senkte die Waffe in den Schritt des Mannes und stieß
zu. Becker jaulte vor Schmerzen auf und krümmte sich.
    »Micha!«,
rief Jule alarmiert.
    »Schon
gut«, knurrte der, lehnte sich an die Schreibtischplatte und richtete die Waffe
auf Beckers bestes Stück. »Du hast nur eine Chance, Drecksau. Erzähl mir die
Wahrheit. Von vorne bis hinten.«
    »Okay,
okay«, jammerte Becker keuchend. »Aber bitte nicht schießen.«
     
    Und dann legte er los. Von
vorne bis hinten, wie Micha es gefordert hatte.
    Im
Dezember letzten Jahres war Frank Becker Sonja in der Sauna in Mechernich
begegnet. Ihn als Stammgast erstaunte es, die schmale Brünette dort zu treffen.
Natürlich wusste er, dass sie die Exverlobte von Winter war und seit ihrer
Trennung von dem Bad Münstereifeler Gastronom und passionierten Jäger Jürgen
Bohr im Haus der verstorbenen Großeltern lebte. Es verblüffte ihn, dass sie
sich sofort auf ein Gespräch mit ihm einließ, während sie zusammen im
sprudelnden Whirlpool saßen. Bisher war sie ihm arrogant und unnahbar
erschienen.
    Frank
Becker fühlte sich geschmeichelt. Zwar war sie eigentlich nicht sein Typ – zu
schmal, zu flachbrüstig, zu herb – ,
trotzdem fand er sie erstaunlich attraktiv. Als sie ihm unverhohlen schöne
Augen machte und sogar unter Wasser seinen Schwanz mit dem Fuß streichelte, war
es um ihn geschehen. Er fickte sie im verwaisten Fitnessraum des
Wellnesscenters. Danach trafen sie sich regelmäßig, mindestens einmal pro
Woche. Entweder schlich er sich nach der Spätschicht in ihr Häuschen oder sie
mieteten ein Hotelzimmer in Bad Münstereifel. Frank Becker merkte bald, dass er
der schlanken, kühlen und doch so leidenschaftlichen Frau geradezu verfallen
war. Dann, Ende Januar diesen Jahres, rückte sie mit ihrer Idee heraus.
    Sie
habe seit Kurzem wieder Kontakt mit dem inhaftierten Stefan Winter und der
wisse, wo die Beute aus dem Euskirchener Bankraub seit 1987 lagere. Das Geld
und die Edelsteine des arabischen Emirs seien immer noch unangetastet. Sonjas
Plan war es, Winter zur Flucht zu verhelfen, damit der das Versteck ausräumen
konnte. Leider fehlten ihr das nötige Know-how und die Kontakte, um den
Ausbruch zu organisieren. An dieser Stelle fragte Becker, ob es ihr nicht
möglich sei, dem lebenslänglich Verurteilten mittels Augenaufschlag und dem
Einsatz ihrer weiblichen Reize Hinweise auf das Versteck zu entlocken. Der sei
bestimmt nach der über zwanzigjährigen Haftstrafe sexuell total ausgehungert
und dankbar für jede noch so kleine Geste. Das habe sie hinlänglich versucht,
entgegnete Sonja kopfschüttelnd. Nichts zu machen.
    Beharrlich
beknetete sie ihn weiter:
    »Denk
doch, allein dein Anteil an den Diamanten wären um die 300.000 Euro. Und mit
deinen Beziehungen ist es sicher kein Problem für dich, einen Hehler zu finden,
der uns die Steine in Bares umtauscht, oder? Du bekämest endlich das, was dir
schon damals zugestanden hat«, rechnete sie ihm vor. »Könntest du das nicht gut
gebrauchen? Vergiss nicht deine Schulden. Stefan kennt einen korrupten
Schließer in Ossendorf. Wenn du als Bulle den Kontakt herstellst, einen auf
seriös machst und mit einer fetten Belohnung winkst, lässt der sich garantiert
überreden, ’ne Knarre einzuschleusen. Für dich besteht kein Risiko. Du
übergibst bloß die Waffe und eine Anzahlung an den Beamten und schon brauchen
wir uns über den Rest keine Gedanken mehr zu machen.«
    Nach
langem Überlegen willigte Becker ein, auch unter dem Druck seiner ständig
anwachsenden Spiel-und

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