Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Bleischwer

Bleischwer

Titel: Bleischwer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Christiane Wünsche
Vom Netzwerk:
Frank Becker saß mit
dem Rücken zu ihnen auf einem Drehstuhl an seinem Schreibtisch. Auf dem
Computerbildschirm rekelte sich eine nackte Vollbusige zwischen zwei ebenso
unbekleideten Muskelmännern. Lustvolles Stöhnen schwoll durch den Raum. Es kam
nicht bloß aus den Lautsprechern. Leise tappten die beiden Eindringlinge näher.
Micha machte eine abfällige Grimasse. Mit schnellen Schritten war er bei Becker
und hielt ihm die Waffe in den Nacken.
    »Hand
aus der Hose und beide Arme heben!«, kommandierte er verächtlich.
    Frank
Becker zuckte zusammen, klappte den Mund zu und gehorchte. Micha presste den
Lauf der Pistole fest in die Haut des anderen Mannes und drehte mit der freien
Linken den Stuhl zu sich und Jule herum. Die Jeans des Dorfpolizisten stand
offen. Sein abrupt erschlafftes Geschlechtsteil hing heraus. Jule schluckte
ihren Ekel herunter.
    »Pack
das ein, Frank. Ist ja widerlich«, befahl Michael.
    Mit
zittrigen Fingern schloss Frank Becker seinen Hosenstall. Jule sah es in seinen
kleinen blauen Augen böse aufglimmen. Dieser Mann war ihr nicht geheuer. Micha
stupste Becker die Waffe fester an den Hals.
    »Hände
auf den Rücken!«
    Becker
schien kurz zu überlegen, dann aber seufzte er, leckte sich mit der Zunge über
die Lippen und tat wie geheißen.
    »Jule,
da drüben liegt Klebeband.« Micha nickte zum Schreibtisch hin. »Fessle ihn
damit an seinen Stuhl. Aber sei nicht zimperlich.« Sie war seinem Blick gefolgt
und griff nun zögernd nach der Rolle aus dem Durcheinander an Rechnungen,
Stiften, Notizzetteln und Büroklammern.
    »Umwickle
erst beide Hände, dann fixierst du sie an der Lehne, okay?«
    Mit
klopfendem Herzen tat sie ihr Bestes. Himmel, sie entwickelte sich zur echten
Kriminellen. Wo sollte das nur hinführen?
    »Danke.«
Micha nickte zufrieden, machte ein paar Schritte rückwärts, während er
weiterhin die Pistole auf den Kopf seines Gefangenen gerichtet hielt, und zog
sich mit der freien Hand einen Klappstuhl heran. Jule wusste erst nicht, wohin
mit sich, hockte sich aber schließlich auf die Kante einer Schlafcouch.
    »Das
wird dich für immer in den Bau bringen, Faßbinder«, höhnte Frank Becker.
»Bewaffneter Raub, Nötigung, Geiselnahme. Dann hast du endlich Grund, dir die
Pulsadern aufzusäbeln.«
    »Halt’s
Maul, Wichser.« Gelassen stand Michael auf und ging auf den Gefesselten zu. Der
zuckte zusammen und duckte sich. Micha schüttelte bloß grinsend den Kopf. Lässig
griff er um den Mann herum und betätigte den Ausschaltknopf des Computers. Das
Ächzen und Stöhnen aus den Computerboxen verstummte. Der Bildschirm wurde
schwarz. Noch immer feixend kehrte Micha zu seinem Stuhl zurück.
    »Wer
hier im Bau landet, das wirst wohl zur Abwechslung mal du sein«, sagte er
bedächtig, als spräche er zu einem Schwachsinnigen. »Soll ich den Bullen
stecken, dass von dir damals der Tipp mit den Klunkern in der Sparkasse kam?
Oder die Knarren, die wir für den Überfall brauchten?«
    Frank
Becker starrte ihn gleichermaßen fassungslos wie entsetzt an. Jule stellte
fest, dass der muskelbepackte Polizist auf archaische Weise attraktiv war. Er
erinnerte sie an einen Zuchtbullen.
    »Du?«,
stammelte er. »Du warst der zweite Mann?«
    »Richtig
geraten. Und Stefan hatte dir einen fetten Anteil an der Beute versprochen,
stimmt’s?« Micha nickte, als er den Gesichtsausdruck des anderen
identifizierte: dumpf und dümmlich. »Ganz schön scheiße, dass daraus nichts
wurde, was? Mir hatte er nämlich nichts davon erzählt. Ich Idiot bin erst
gestern von selbst drauf gekommen, als ich mich daran erinnert habe, dass du
dich schon immer gern für deine Ratschläge hast bezahlen lassen.«
    »Du
kannst mir gar nichts beweisen«, presste Becker zwischen zusammengebissenen
Zähnen hervor. »Du Versager.« Seine Augen glitten zu Jule hin und tasteten sie
von oben bis unten ab. »Ganz schnuckelig, die Kleine. Kommt mir bekannt vor. Wo
hast du die denn aufgelesen?«
    »Ach,
nicht weit von hier«, antwortete Jule leichthin an Stelle ihres Freundes. »Im
›Eifelwind‹. Ich bin Jule Maiwald. Auf meinem Grund und Boden haben 25 Jahre
lang sehr viel Geld und sehr wertvolle Diamanten gelegen.«
    Es
bereitete ihr geradezu eine diebische Freude, den Schock in der Miene des
Polizisten zu sehen.
    »Dann
habt ihr die Beute!«, rief er aus.
    »Kann
schon sein«, antwortete Micha schnell und fuhr damit Jule über den Mund. Die
streifte ihn kurz mit fragendem Blick, schwieg jedoch.
    »Es war
also ganz unnötig,

Weitere Kostenlose Bücher