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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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Gedanken sofort.
    Einen Moment lang überlegte ich, ob ich nicht einfach wieder gehen sollte. Ich könnte Lucy Hallo sagen und Noah in aller Ruhe schlafen lassen , schoss es mir durch den Kopf, was bestimmt auch die vernünftigste Lösung gewesen wäre. Allerdings hatte ich seit geraumer Zeit nicht mehr allzu viel mit Vernunft am Hut. Also schlich ich auf Zehenspitzen in Noahs Zimmer, schloss die Tür hinter mir und setzte mich so vorsichtig auf die Bettkante neben ihn, dass er nicht einmal zuckte.
    Er sah so friedlich aus. Seine perfekt geschwungenen Lippen waren leicht geteilt, seine Atmung ging ruhig und tief. Die blonden Haare fielen wirr von seinem Kopf, selbst wenn er lag, und seine Hände lagen völlig entspannt neben seiner Körpermitte auf der Matratze.
    Ich wollte mich an ihn schmiegen, ihn in meine Arme schließen und halten. Stattdessen blieb ich reglos sitzen und beobachtete ihn weiter.
    Wie viel Zeit dabei verging, wusste ich nicht, denn ich versank in seinem Anblick und tauchte erst wieder auf, als sich Noahs Gesicht im Schlaf verzog. Seine Augen gingen unter den Lidern hin und her, immer schneller, seine Finger verkrampften sich und vergruben sich scheinbar haltsuchend in der Matratze. Die vollen Lippen pressten sich so stark zusammen, dass innerhalb weniger Sekunden nur noch eine schmale, gerade Linie übrigblieb. Der Wandel vollzog sich so schnell, dass mir keine Zeit zum Überlegen blieb, geschweige denn zum Handeln.
    „Nein“, murmelte Noah und schüttelte seinen Kopf dabei leicht. „Nicht, bitte! ... Bitte!“ Dann zuckte er zusammen, und sein Gesicht verzog sich so qualvoll, als hätte man ihm einen Schlag versetzt. Im selben Moment wurde mir klar, dass genau das auch geschehen war. Denn was immer Noah einst erlitten hatte, er durchlebte es gerade erneut. In seinem Traum.
    „Ich bin so müde, Emily.“ Das hatte er am Abend der Party gesagt. Nun hallten die Worte in meinem Kopf wider.
    War es immer so für ihn? Fand er nie zur Ruhe? Lief er deshalb nachts durch die Straßen?
    Panik kroch in mir empor und ließ mich endlich handeln. Ich beugte mich über ihn, legte meine Hände um sein verzerrtes Gesicht und küsste ihn in größter Behutsamkeit.
    Es war nicht vorsichtig genug.
    Noah schreckte hoch, packte mich an beiden Armen, und ehe ich mich versah, lag ich unter ihm und er kniete über mir. Mit geblähten Nasenflügeln und einem verbissenen Mund, der unkontrolliert zuckte. Eine Hand drückte mich fest in die Matratze, die andere schwebte zur Faust geballt über mir. Noah bebte. Und ich hatte für den Bruchteil einer Sekunde furchtbare Angst. Nicht um mich – nur um ihn. Ich ahnte, was geschehen würde – welche Vorwürfe er sich machen würde –, wenn er wieder klar sähe.
    „Du hast geträumt“, flüsterte ich und beobachtete, wie heftig und schnell er blinzelte. Sein Blick, der gerade noch durch mich hindurchgegangen war, festigte sich langsam. Endlich schien Noah mich wieder zu sehen und nicht länger die Dämonen seiner Vergangenheit.
    „Du hast nur schlecht geträumt, Noah“, wiederholte ich mit trockener Kehle. „Alles ist gut.“
    „Emily!“ Er hauchte meinen Namen, als sei ich der letzte Schluck Wasser auf Erden. Wie ein verzweifeltes Stoßgebet. Dann setzte der Schock ein, wie befürchtet. Ich spürte es an der Art, wie er seine Hand von meinem Arm nahm. Als hätte er ein glühendes Metallrohr umfasst, so ruckartig entzog er mir seinen Griff.
    Noah sprang auf und raufte seine Haare. „Hab ich ... gesprochen?“
    Ich nickte. „Aber du hast nicht viel gesagt.“
    „Hab ich dir wehgetan, Em? ... Und wage es nicht, mich in Schutz zu nehmen. Sag mir einfach, ob ich dich verletzt habe.“
    Ich schüttelte in aller Heftigkeit den Kopf und ignorierte das Schwindelgefühl, das dadurch schlagartig einsetzt e. „Nein, Noah, hast du nicht.“ Ich erhob mich und ging auf ihn zu. Langsam, beinahe schleichend.
    „Sieh mich an!“, forderte ich, aber er kam meiner Bitte nicht nach. Weiterhin wandte er mir seinen Rücken zu. Unsicher berührte ich seine Oberarme. „Darf ich?“
    Er schwieg – und ich beschloss, das als positive Antwort zu deuten. Behutsam schloss ich meine Arme um ihn, umfasste seinen Brustkorb und legte meinen Kopf zwischen seine Schulterblätter. Sein Herzschlag war derselbe wie immer. Er trotzte offenbar allen Gefühlsregungen; selbst der tiefen Verzweiflung, in die sich Noah momentan stürzte.
    „Tu das nicht!“, bat ich. „Es tut mir leid. Ich hätte dich

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