Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
war nicht genug. Ich drängte mich enger an ihn, vergrub meine Nase in der Beuge zwischen seinem Hals und seinem Schlüsselbein und sog tief seinen Duft ein. Noah umschlang mich mit seinen Armen und küsste meinen Kopf. Noch immer nicht genug.
Im Bestreben, noch enger an ihn heranzurücken, schlang ich mein Bein über seines. Noah atmete scharf ein, und ich wusste, dass ich mich dicht an einer Grenze bewegte.
Still blieben wir liegen, reglos ineinander verschlungen. Die sanften Klänge und die gebrochene Stimme des Sängers umfingen uns. Noahs Herzschlag ging ruhig wie immer, sein Duft durchströmte mich. Selig, wie ich mich fühlte, bemerkte ich nicht einmal, dass meine Lider schwer wurden; ich gab einfach nach, schloss sie und ließ mich treiben. Als ich die Augen wieder öffnete, lag ich noch immer in Noahs Armen. Sein Griff war sanft und fest zugleich, was gut war, denn offensichtlich war es ihm auf diese Art gelungen, mich von meinen akrobatischen Meisterleistungen abzuhalten.
Die Sonne war bereits untergegangen; das schwindende Licht der Dämmerung fiel matt und kraftlos durch das Fenster. Die Zimmerdecke und Wände wirkten eher grau als weiß. Es musste schon spät sein. Noahs Atem ging ruhig, er schlief tief und fest. Und obwohl ich spürte, dass es Zeit war zu gehen, konnte ich mich nicht dazu bringen, mich auch nur einen Zentimeter zu rühren. Zu süß war der Moment mit ihm – seine Ruhe, seine Nähe, sein Duft. Ich fühlte mich so glücklich und zufrieden, so geborgen, wie schon lange nicht mehr. Endlich ließ ich, so vorsichtig wie nur irgend möglich, eine Hand in die Gesäßtasche meiner Jeans gleiten und zog mein Handy hervor. Ich t ippte eine SMS ein und bat Jay darin, unserem Vater auszurichten, dass ich erst spät nach Hause kommen würde und er sich keine Sorgen machen sollte. Ich wusste, dass mir mein Dad blind vertraute und konnte nur hoffen, sein Vertrauen mit dieser Aktion nicht zu verspielen. So etwas wie das hier hatte ich bisher noch nie gemacht. Ich bewegte mich also auf unergründetem Terrain. Nur wenige Sekunden später, ich hatte mein Handy gerade auf lautlos gestellt, kündigte ein kurzes Vibrieren Jays Antwort an.
Verflucht, wer bist du und was hast du mit meiner prüden Schwester gemacht? Ernsthaft, Emily, du lässt dich von diesem Amarok-Typen doch nicht bequatschen, oder? Ein cooler Wagen ist nicht alles, weißt du?
Ich verdrehte die Augen und legte mein Handy behutsam zur Seite, bevor sich ein Lächeln über mein Gesicht ausbreitete. Das war das erste Mal, dass ich Jay die Chance gab, den großen Bruder zu mimen – und irgendwie fand ich es ziemlich süß, dass er es tatsächlich sofort tat.
Noah atmete tief durch und festigte seine Umarmung um meine Mitte. Ergeben schmiegte ich mich zurück an seine Brust. Wieder einmal lauschte ich seinem unbeirrbaren Herzschlag.
Bumm-bumm ... bumm-bumm ... bumm-bumm ...
Die Minuten verrannen. Ich wartete ab und lauschte, ohne zu wissen worauf. Irgendetwas war auffällig an der Art und Weise, wie sein Herz schlug. Dass es so präzise wie das Pendel einer Uhr ging, fast mechanisch genau, und dass es sich offenbar nicht von Noahs Gefühlsregungen beeinflussen ließ – beides war seltsam. Wie war das anatomisch überhaupt möglich? Wenn er sich aufregte, seine Atmung flacher und hastiger wurde, musste dann nicht auch sein Herz schneller gehen und das Blut rasanter durch seine Adern schießen? Und wenn das Blut so schnell durch seine Adern floss, musste er dann nicht wärmer werden? Aber Noahs Haut fühlte sich immer so an, wie sie sich auch in diesem Moment anfühlte. Weder warm, noch kalt ... wenn ich ihn berührte, war es beinahe so, als würde ich über meine eigene Haut streichen, also hatten wir wohl identische Körpertemperaturen. In diesem Moment, als er so ruhig an meiner Seite schlief, schien das nichts Besonderes zu sein. Aber warum hatte ich nach dem Unfall keinen Temperaturunterschied zwischen uns gespürt, oder als ich im Pool gelandet war, oder als seine Arme an meinen entlangfuhren, unmittelbar vor unserem ersten Kuss? Seine Temperatur entsprach immer exakt meiner eigenen, stellte ich in diesem Moment fest.
Ich wusste mir keine n Rat auf diese neue Erkenntnis. Ich wusste nur, dass ich das noch nie zuvor bei einem Menschen festgestellt hatte.
„ Em ...“, flüsterte Noah in diesem Moment im Schlaf. Mein Herz tat einen Freudensprung bei meinem Spitznamen.
„Ich bin hier, Noah“, antwortete ich leise und
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