Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
Vom Netzwerk:
die Tafel schrieb – die übrigens an keiner einzigen Stelle mit meiner eigenen übereinstimmte.
    Verdammt noch mal, bin ich wirklich so blöd ?
    Sobald Lucy die Kreide niederlegte und ihre Hände aneinander rieb, um sie zu säubern, kritzelte ich ihr Ergebnis so unauffällig wie möglich ab.
    Tom klatschte Beifall. Lucy knickste elegant vor ihm und erntete dafür schallendes Gelächter der gesamten Klasse. Selbst die sonst so steife Mrs Rodgins konnte sich das Lächeln nicht verkneifen. Ich beobachtete, dass Adrian zwar die Augen verdrehte, doch als seine Schwester an ihm vorbei zu ihrem Platz ging und er kurz zu ihr aufsah, war sein Blick sanft. Nahezu liebevoll. Obwohl er in seinem Rollstuhl saß und Lucy aufrecht lief, überragte sie ihn nur um etwa anderthalb Köpfe.
    Trotz ihrer Ähnlichkeit wirkten die Geschwister in diesem Moment sehr gegensätzlich. Adrian war nicht nur groß, sondern auch muskulös. Lucy sah regelrecht winzig gegen ihn aus. Ihre großen Augen glänzten nahezu schwarz, was mir schon in der Kantine aufgefallen war. Die Pupillen unterschieden sich farblich kaum von der Iris. Die Farbe ihrer Haare glich der von gerösteten Maronen. Tiefbraun und warm.
    Als Lucy im Vorbeigehen über die Schulter ihres Bruders strich, legte Adrian seine große Hand auf ihre zierliche und drückte kurz zu. Ich bemerkte die liebevolle Szene zwischen den Zwillingen und fragte mich, welche Rolle Noah in der Familie Franklin spielte. Berührte Lucy ihn auch so wohlwollend? Grinste Adrian ihn auch ab und zu so gutmütig an? Die Gedanken um den eigenartigen Jungen ließen mich nicht mehr los. Nicht einmal, als schließlich die Schulklingel erklang. Frei ! 

    Ich verschloss die Bücher, die ich nicht für meine Hausaufgaben benötigte , noch in meinem Spind, verabschiedete mich von Kathy, die sich wie immer beeilen musste, um zu ihrer wartenden Mutter zu gelangen, und lief dann auf direktem Wege zu meinem Mini, der mich auf dem riesigen Parkplatz erwartete.
    Neben meinem Winzling stand ein brandneuer, silberner VW Amarok, ein wahrhaftiges Monster von einem Auto. Ich kannte das Modell nur, weil es das neueste war – einer der zahllosen materiellen Wünsche meines Bruders. Der Wagen stach mir sofort ins Auge. Ich hatte ihn hier noch nie gesehen, da war ich mir sicher.
    „Hey, Emily!“, rief jemand.
    „Hallo Lucy!“, antwortete ich, noch bevor ich mich ihr zuwandte. Die Korkenzieherlocken hüpften lustig um ihr hübsches Gesicht, während sie leichtfüßig auf mich zulief.
    „Noah ist kein schlechter Kerl“, sagte sie bestimmt, als sie mich erreichte. „Es ist mir egal, was die anderen über ihn sagen. Ich weiß, er hat ein gutes Herz.“
    Okay?! ... Mit offenem Mund starrte ich sie an. Wie sollte ich darauf reagieren? Sekundenlang fiel mir nichts ein, bis ich mich schließlich für ein simples Nicken entschied. Dann senkte ich den Blick auf ihre winzigen Füße, die sich auf die Zehenspitzen reckten und herabließen – immer wieder, immer schneller – und mit dieser hibbeligen Geste keine Zweifel zuließen: Lucy war noch nicht fertig.
    Erneut sah ich in ihr Gesicht und begegnete einem breiten Lächeln.
    „Wir geben Samstagabend eine kleine Back in Town -Party. Es wird nichts Großes, aber ich würde mich sehr freuen, dich dabei zu haben, Emily. Dann könnten wir uns in Ruhe und ohne die strafenden Blicke der Lehrer näher kennenlernen. Die Mittagspausen sind dafür doch viel zu kurz. Also, was meinst du?“
    Ihre dunklen Augen glänzten erwartungsvoll; sie erinnerten mich an die eines aufgeregten Kindes vor dem geschmückten Weihnachtsbaum.
    „Ich … ähm …“ Na super! War ich zuvor schon verwirrt gewesen, wusste ich jetzt überhaupt nicht mehr, wie ich reagieren sollte. Tausend Gedanken tobten durch meinen Kopf. Ich versuchte möglichst unauffällig und schnell das Für und Wider meiner gesammelten Eindrücke gegeneinander abzuwägen, als weit hinter Lucy plötzlich Adrian erschien. Mit seinen kräftigen Armen stieß er die Räder seines Rollstuhls nur dreimal an, überquerte so den kompletten Parkplatz und gesellte sich zu uns, ehe ich meine Entscheidung getroffen hatte. Lucy stellte sich hinter ihren Zwillingsbruder und legte ihm die Hände auf die Schultern.
    „Ich habe Emily gerade zu unserer Party eingeladen”, erklärte sie ihm. „Aber irgendetwas scheint nicht mit ihr zu stimm en. Sie spricht nicht mit mir.“ Unter hochgezogenen Augenbrauen sah sie mich an. Frech, herausfordernd ... und sehr

Weitere Kostenlose Bücher