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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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gerade passiert? Atme, Emily! Atme!
    Dieser unverschämte, ungehobelte Typ, der zufälligerweise wie ein gottverdammtes Unterwäschemodel aussah, hatte mich blöd angemacht und beleidigt – zweimal – und war dann auf und davon gebraust, ohne mir auch nur den Hauch einer Chance zu geben, mich bei ihm zu entschuldigen. Oder nach seiner Telefonnummer zu fragen.
    Moment mal. Was???
    Gott, was war heute eigentlich los mit mir?
    Noah hatte sich grob und gemein verhalten und verdiente ganz sicher keine Entschuldigung von mir . Ich blickte in den makellos blauen Himmel und blinzelte die Tränen zurück. Mit tiefen Atemzügen bezwang ich meinen rasenden Puls. Auch das Dröhnen in meinen Ohren, verursacht durch den Fluss meines eigenen Blutes, ließ schließlich ein wenig nach. Nichts desto trotz stand ich, wie festgefroren, immer noch auf demselben Fleck; nur der Asphalt unter mir schien zu schwanken. Als ich wieder klar denken konnte, blickte ich mich um und war erleichtert, dass es offenbar keine Zeugen unseres peinlichen Intermezzos gegeben hatte. Niemanden außer Lucy und Adrian.
    Hastig sammelte ich meine Bücher ein und schloss nun endlich meinem Mini auf. Neue Tränen stiegen empor, also versank ich tief in meinem Sitz, um im Schutze des Armaturenbretts in Ruhe heulen zu können. Ein Zittern packte mich und breitete sich über meinen gesamten Körper aus. Warum war ich denn bloß so fertig?
    Komm schon, reiß dich zusammen, Emily!
    Bis zum heutigen Morgen hatte ich nicht andauernd wie eine Vollidiotin in der Gegend herumgestanden und fremde, höchst unsympathische Typen angestarrt. Bis zum heutigen Morgen war es mir auch noch egal gewesen, was andere von mir hielten oder wie sie über mich dachten.
    Auch wenn mich zuvor noch nie jemand so beleidigt hatte wie dieser, dieser ... na, wie er eben, war ich mir dennoch sicher, dass mir bis zum heutigen Morgen eine schlagfertige Antwort auf eine Unverschämtheit dieser Art eingefallen wäre. Außerdem hätte ich einen solch unangenehmen Zwischenfall bestimmt lockerer weggesteckt. Schließlich hatte ich einen älteren Bruder. Und zwar einen, der es in sich hatte.
    Also, in welchem Moment dieses Tages war bitte schön meine Würde abhandengekommen? Ich kannte die Antwort erschreckend genau, auch wenn sie mir überhaupt nicht gefiel: Eindeutig in dem Augenblick, als Noah Franklin den Geschichtsraum betreten und mit seiner Ankunft meine Kinnlade außer Gefecht gesetzt hatte. Verflixt!
    Ein Klopfen am Beifahrerfenster ließ mich aufschrecken. In meinem verschwommenen Sichtfeld erkannte ich lediglich einen tellergroßen hautfarbigen Fleck mit dunkelblonder Umrahmung und hellblauem Brillengestell. Kathy .
    Ich winkte ihr zu, versuchte vergeblich, die Schluchzer zu unterdrücken und öffnete umständlich die Beifahrertür.
    „Ich wusste nicht, dass du noch da bist”, begrüßte ich sie schniefend, als sie neben mir Platz nahm.
    Kathy sah mich besorgt an. „Was hat er gemacht?“, fragte sie schlicht.
    „Hm?“
    „Na , Noah. ... Meine Mom hat angerufen und gesagt, dass sie es heute nicht pünktlich schafft mich abzuholen. Dummerweise war der Bus auch schon weg. Also wollte ich sehen, ob ich dich vielleicht noch erwische. Da kamen mir die Franklins entgegen. Noah saß am Steuer und sah aus, als würde er nur allzu gerne jemanden umbringen. Gut, das mag ja nichts Neues sein. Aber Adrian wirkte ebenfalls aufgebracht. Er fuchtelte wild mit den Armen, was echt untypisch für ihn ist.“ Kathy schüttelte den Kopf. „Na, und jetzt finde ich dich hier, aufgelöst und weinend. Und das, nachdem du Noah vorhin so zurechtgewiesen hast. Also, was hat er gemacht, Emily?“
    Ich konnte mich wirklich glücklich schätzen, eine Freundin wie Kathy gefunden zu haben.
    Wir saßen bestimmt eine halbe Stunde nebeneinander in meinem winzigen Auto und redeten. Nachdem ich kurz von dem unangenehmen Zusammenstoß mit Noah berichtet hatte, empörte sich Kathy energisch: „Wie hat er dich genannt? Bitch? So ein aufgeblasener, arroganter ... Ehrlich, Emily, mach dir nichts draus! Ich habe dir gesagt, dass er gemein ist. Am besten, du machst es wie wir anderen und ignorierst ihn einfach. Selbst die Lehrer handhaben das so. Glaub mir, er ist die Aufregung nicht wert.“
    Für den Moment ergaben Kathys Worte Sinn. Sie passten zu meinem letzten, frischesten Eindruck von Noah. Außerdem tat mir ihre aufrichtige Wut gut, bewies sie doch Kathys Loyalität. Also wischte ich mir die letzten Tränen aus den

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