Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
guttun.“
Also verabschiedeten wir uns von den anderen, wünschten ihnen viel Spaß und machten uns dann auf den Weg zurück zum Hotel. Ich lernte die breiten Bürgersteige zu schätzen, denn sie ermöglichten es uns, geschlossen nebeneinanderher zu laufen. Meine rechte Hand hielt Noahs linke; Jane hatte sich nicht nur bei mir, sondern auch bei meinem Dad untergehakt und strahlte wie ein Honigkuchenpferd.
Mein Vater und sie machten sich einen Heidenspaß daraus, mich vor Noah in Verlegenheit zu bringen, indem sie Erinnerungen austauschten, die allesamt mit einem „David, weißt du noch ...“ von Jane begannen, und mit einer gemeinsam geschilderten Peinlichkeit aus meinen Kindheitstagen endeten. Beispiel gefällig? In etwa so:
„David, weißt du noch, als du in diesem schrecklich kalten Winter mit Emmy um die Wette gerannt bist? Sie war damals vier Jahre alt und so dick eingepackt, dass sie wie ein zu klein geratener Teletubbie aussah. Die kleine Maus konnte sich so schlecht bewegen, dass du es trotz aller Mühe kaum geschafft hast, sie gewinnen zu lassen.“
Ja, genau, eines dieser Gespräche, bei denen sie so taten, als wäre man nicht einmal in der Nähe. Eines, bei dem man nur verlieren konnte .
Mein Dad lachte l aut auf. Dass er dabei wie Jay klang, konnte kein gutes Omen sein. „Ja, das waren noch Zeiten, nicht wahr? Und ... oh ja, jetzt weiß ich, worauf du hinaus willst. ... Als sie gewonnen hat, wusste sie nicht, wohin mit sich und ihrer Freude. Ich war ja noch nicht bei ihr, immer noch bestrebt mit großem Abstand zu ihr zu verlieren. Also umarmte sie in ihrer Euphorie einen vereisten Laternenpfahl ...“
„Dad, bitte!“, jammerte ich an dieser Stelle. Vergeb ens natürlich.
„... und leckte einmal quer drüber“, offenbarte er mit einem breiten Grinsen. „Nun ja, zumindest hätte sie das getan, wäre ihre Zunge nicht auf der Stelle festgefroren.“
Jepp , Peinlichkeiten dieser Art. Solche, auf die jedes Mädchen gut und gerne verzichten konnte, während es Hand in Hand mit seinem Freund durch das nächtliche Edelviertel Manhattans schlenderte.
Noah hingegen amüsierte sich königlich. Er versuchte gar nicht erst, sich das Lachen zu verkneifen, besaß aber die Güte, mir zumindest von Zeit zu Zeit einen mitleidigen Blick zuzuwerfen – bevor er einem neuen Lachanfall verfiel. Heuchler!
Ich streckte ihm die Zunge heraus, mehr als nur einmal, aber eigentlich wärmte es mein Herz, ihn so unbeschwert zu erleben. Dass sein Spaß dabei voll auf meine Kappe ging ... Nun, seiʼs drum!
Jane war diejenige, die irgendwann aufrichtiges Mitleid mit mir bekam und das Thema auf die unfassbar hohen Wolkenkratzer der Stadt lenkte.
Auf dem verbleibenden Weg gähnte ich einige Male demonstrativ. Niemand sollte auf die Idee kommen, mich no ch für irgendetwas einzuplanen, geschweige denn in die Nähe meines Zimmers zu kommen – außer Noah natürlich. Ich wollte nur noch zwischen den Kissen dieses riesigen, sehr bequem aussehenden Bettes versinken und schlafen. In seinen Armen, verstand sich.
Die Zimmer von Jane und meinem Dad lagen zwei Stockwerke über unseren, also verabschiedeten wir uns schon im Fahrstuhl. Noah bedankte sich sehr höflich für den schönen Abend „... und überhaupt, für die großartige Möglichkeit, Emily auf diese r Reise begleiten zu dürfen.“
Mein Dad winkte einfach ab, ein wenig verlegen vielleicht, während ich Jane ansah, dass sie unter Noahs Worten förmlich zerfloss. Sie hatte ihn bereits in ihr Herz geschlossen, ohne jeden Zweifel. Ich umarmte sie fest, ließ sie noch einmal wissen, wie sehr sie mir gefehlt hatte, und verließ den Fahrstuhl dann hinter Noah, der schon im Gang stand und mit einem sanften Lächeln auf mich wartete.
„Zu dir oder zu mir?“, fragte er, sobald sich die Fahrstuhltüren geschlossen hatten. Der Schalk funkelte aus seinen Augen. Mehr bedurfte es nicht – schon war ich wieder hellwach.
„Mein Zimmer!“, beschloss ich und zupfte ungeduldig am Ärmel seiner Jacke. Noah verschwand nur kurz in seinem Raum und holte seine Tasche. Wieder erwartete uns diese ruhige, klassische Musik und auf dem Glastisch vor dem beigefarbenen Sofa im meinem Zimmer stand ein mit Eis gefüllter Sektkübel.
„Die scheinen nicht zu wissen, wie alt wir sind“, bemerkte ich.
„Hm, ich bezweifle, dass sie dir so ohne weiteres Alkohol aufs Zimmer bringen würden“, brummte Noah und legte seine Arme von hinten um meine Taille.
„Vertrage ich sowieso nicht “,
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