Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
mir nach einiger Anstrengung lediglich, zumindest unsere Fingerspitzen in Kontakt zu bringen. Während ich ihn an meinen Gedanken teilhaben ließ, sahen wir einander tief an. Auffällig tief, wie es schien.
„Verdammt, nehmt euch ein Zimmer!“, flüsterte uns Tom zu und wackelte mit seinen Augenbrauen, bis Noah ihm einen Tritt versetzte und mir kaum merklich zunickte.
Was, du spürst es auch? Zwischen Jane und meinem Dad ...?
Wieder nickte er, bedeutete mir dann aber – in einem weiteren tiefen Blick – zu warten und legte seine Hände zurück auf den Tisch.
Jane saß zu Noahs rechter Seite, Lucy links von ihm. Ich hatte keine Ahnung, was er im Schilde führte, aber als er sich seiner Schwester zuwandte und sie fragte, was sie für unseren Aufenthalt hier noch geplant habe, strich er mit seinen Fingern, wie zufällig, über den Sockel seines Wasserglases und berührte Janes Arm dabei federleicht. Sie schien es nicht einmal zu bemerken, so sehr war sie in das Gespräch mit meinem Vater vertieft. Außerdem wirkte es vermutlich förderlich, dass Noahs Körpertemperatur so anpassungsfähig war. Es verstrich kaum eine halbe Minute, bis sein Blick von Lucy zu mir schoss, er seine Hand zurückzog und mir breit und sehr eindeutig zulächelte.
„Wow!“, entfuhr es mir mit einem Seufzen. Viel zu laut, wie ich schnell merkte.
„Was ist, Liebling?“, fragte Jane.
Noah verkniff sich sein Lachen so mühevoll, dass es den anderen nicht verborgen blieb.
„Na, habt ihr Spaß? Ist die Tischdecke lang genug?“, fragte nun auch Jason und verhalf mir mit dem blöden Kommentar binnen Sekunden zu glühend heißen Ohren.
„Nein, es ist nur ... dieser Heilbutt war einfach göttlich“, stammelte ich verlegen und schob mir demonstrativ die letzte Gabel voll in den Mund.
„Der Heilbutt, hm?“ Sogar mein Dad lachte über dieses erbärmliche Statement.
Um meine Scham zu ertränken, nahm ich schnell einen Schluck meines Wassers und stellte dabei fest, dass es bereits mein drittes war. Kaum hatte mich der Gedanke gestreift, meldete sich auch schon meine Blase. Ich entschuldigte mich und rutschte mit meinem Stuhl zurück – im gänzlich ungünstigsten Moment.
Ich sah weder den weißgekleideten Kellner hinter mir, noch den Teller dampfender Suppe, den er eiligen Schrittes zu einem der benachbarten Tische trug. Ich sah nur Noahs Augen, in denen sich blanker Schock widerspiegelte, unmittelbar bevor ich mit dem Kopf gegen den Ellbogen des Kellners stieß.
Noah sprang auf und beugte sich in einer Bewegung, die so schnell war, dass ich sie kaum wahrnahm, mit ausgestreckten Armen über den Tisch, zwischen die überschwappende heiße Suppe und meinen Kopf. Als ich endlich begriff was geschehen war, blickte ich erschreckt zu ihm auf.
„Alles klar? Hast du was abbekommen?“, fragte Noah nur – noch immer mit Panik im Blick – und begann dabei schon mich zu inspizieren, so sehr ich auch den Kopf schüttelte.
Der arme Kellner wurde ebenso knallrot wie ich. Obwohl ich das kleine Malheur verursacht hatte, entschuldigte er sich in aller Höflichkeit und erkundigte sich ebenfalls immer wieder nach meinem Wohlbefinden. Im Anschluss beeilte er sich, den Patzer ungeschehen zu machen und einen neuen Teller Suppe zu ordern.
Endlich gelang es mir, mich aus meiner Schockstarre zu befreien und Noahs Hände abzuschütteln, denn der untersuchte meine Arme immer noch auf eventuelle Blessuren. „Es geht mir gut“, versicherte ich ihm eindringlich. „Was ist mit dir?“
Gemeinsam blickten wir auf seine Hand, die im Gegensatz zu meiner einen Schwall der Suppe abgekriegt hatte.
„Hast du dich verbrannt?“, fragte nun auch Lucy. Noah wischte mit der Serviette über seine Haut, die stellenweise ziemlich rot und geschwollen aussah. „Nein“, erwiderte er bedacht, „Alles okay.“
Jane wäre nicht Jane gewesen, hätte sie Noahs Arm und seine Hand nicht dennoch genauer unter die Lupe genommen. „Sieht aus, als hättet ihr beide Glück gehabt. Trotzdem solltest du kühles Wasser über deine Hand laufen lassen, Noah. Die Suppe muss ziemlich heiß gewesen sein.“
Er nickte, wischte noch ein paarmal über sein Jackett, das auch einige Spritzer abbekommen hatte, und ging dann um den Tisch herum, um mir aufzuhelfen und mich zu den WCs zu begleiten.
„Tut mir leid“, murmelte ich auf unserem Weg, plötzlich den Tränen nahe. Wehe, du heulst jetzt, sagte ich mir gleichzeitig und biss die Zähne fest zusammen.
„Was tut dir leid?“, fragte
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