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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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verstand selbst nicht, warum ich so aufgewühlt war. Nur eines stand fest: Ich zog Noah mit mir. Er reagierte wie ein Spiegel auf mich, und da meine Nachtruhe gestört war, war es seine auch.
    Als der Morgen kam, setzte er sich auf und griff nach dem Telefon auf meinem Nachttisch. Ich traute meinen Ohren kaum, aber er bestellte tatsächlich den Zimmerservice und orderte „Ein englisches Frühstück, mit allem, was dazu gehört“ .
    „Was?“, fragte er, als ich die Augen aufschlug und entgeistert zu ihm aufblickte. „Ich werde dich in deinem Zustand bestimmt nicht meiner hyperaktiven Schwester aussetzen. Zumindest nicht, bevor ich sichergestellt habe, dass du ordentlich gegessen hast. Du kriegst doch sonst keinen Bissen mehr runter.“
    „Und warum englisch?“, hakte ich nach.
    Noah zuckte mit den Schultern. „Ich dachte, gerade heute könntest du etwas Vertrautes gebrauchen.“
    „Absolut“ , stimmte ich dankbar zu.
    Wir aßen im Bett. Ziemlich dekadent, ja, aber eben auch sehr gemütlich, romantisch und entspannend. Sobald Noah den Servierwagen neben unser Bett schob und die silberne Tellerglocke liftete, strömte der deftige Geruch von Toast, Speck, Eiern und gebackenen Bohnen durch den Raum und erfüllt e ihn. Und Noah behielt recht: Als ich die Augen schloss und den wohlbekannten Geruch inhalierte, saß ich in Gedanken wieder in unserer Küche in Manchester und plauderte mit Jane, während ich mir Gabel um Gabel in den Mund schob und genüsslich kaute. Ehe ich mich versah, spürte ich tatsächlich Metall an meinen Lippen, die sich unter dem verlockenden Duft wie von selbst teilten.
    „Hmmm“, brummte ich wohlig und verdrehte vermutlich sogar die Augen, denn Noah grinste breit und zögerte keinen Augenblick, die Gabel neu zu beladen.
    „Gut?“
    „Hm -hm“, machte ich. Plötzlich fiel mir etwas ein, das die Erinnerung an Jane und unsere gemeinsame Zeit in Manchester zutage gebracht haben musste. Ich beeilte mich zu schlucken und hielt Noahs Hand fest, die sich mit der Gabel schon wieder in Richtung meines Mundes bewegte. „Sag mal, was ist eigentlich mit Jane und meinem Dad? Was hast du gehört?“
    Kaum hatte ich meine Frage ausformuliert, schob er mir die nächste Ladung in den Mund. Ich kaute demonstrativ, sah ihn dabei aber erwartungsvoll an.
    „Jane ist hin und her gerissen“, begann Noah zögerlich. „Sie bereut ein wenig, nicht mit euch nach Amerika gegangen zu sein. Sie hat deinen Vater sehr genau gemustert, und zwar ... na ja, anders , als es Freunde tun würden. Viel ... intensiver.“
    Ich war mir nicht sicher, ob ich diese Details wirklich hören wollte, was Noah wohl auch spürte.
    „Sie hat ihn auf jeden Fall unglaublich gern. Er fehlt ihr sehr. Ihr alle fehlt ihr viel mehr, als sie es gedacht hätte. So richtig ist ihr das wohl erst gestern Abend bewusst geworden. Viel mehr kann ich dir nicht sagen.“
    „Macht nichts, das reicht!“, rief ich aus und klatschte begeistert in meine Hände. Oh Gott, voll wie Lucy!
    „Ja, habe ich auch gerade gedacht“, sagte Noah und schaute etwas befremdlich.
    Ich blickte an uns herab; wir berührten einander nicht. Nicht einmal leicht. „Wie ...?“, fragte ich verwundert.
    Noah lachte. „Manchmal sind deine Gedanken so transparent, dass ich sie auch so lesen kann. Jetzt gerade war es der plötzlich einsetzende Schock in deinen Augen.“
    Ich verpasste ihm einen Klaps auf den Oberschenkel und nahm ihm dann die Gabel aus der Hand, um allein weiter zu essen und ih n zwischendurch auch mit dem einen oder anderen Happen zu füttern.
    „Hättest du denn gerne, dass die beiden zusammenkommen?“, fragte Noah ein wenig später.
    „Ja, schon irgendwie“, gab ich zu. „Jane war fast wie eine Mutter für uns, und mein Dad ... ist im Prinzip genauso allein wie sie. Die beiden haben sich immer blendend verstanden. Irgendwie wäre es ... ja, gewissermaßen sogar logisch. Ich hätte jedenfalls nichts dagegen, wenn sie ... ähm ... tiefere Gefühle zueinander entwickeln würden.“
     
    So schön unsere Zweisamkeit auch war, gegen zehn Uhr mischte sich ein schlechtes Gewissen unter die Zufriedenheit und breitete sich bis halb elf so weit aus, dass wir schweren Herzens beschlossen, die anderen aufzusuchen. Von denen hatten wir eigenartigerweise bislang nicht mal einen Mucks gehört. Unsere Wahl fiel auf Adrians Zimmer. Der beantwortete unser Klopfen sofort mit einem „Moment, bitte!“ und öffnete uns etwa eine halbe Minute später völlig verschlafen

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