Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
sie so taub waren. Die Männer hatten mir die Handgelenke auf dem Rücken gefesselt. Für einen Augenblick verstand ich sogar, warum ich nicht mehr einschlafen durfte: Weil ich beim nächsten kurzen Auftauchen wieder von vorne beginnen müsste.
In diesem Moment wusste ich, was geschehen war, aber wie oft hatte ich das zuvor schon realisiert und war dann wieder in dieser wohltuenden Dunkelheit und Stille versunken? Wie viel Zeit war verstrichen, seitdem mir der Sicherheits typ die Spritze in den Oberschenkel gejagt hatte? Und wo waren wir nun?
Einige panische Herzschläge später entglitten mir meine klaren Gedanken erneut. Wieder erwartete mich meine liebste Halluzination, Noahs Gesicht. Aber warum sah er so verzweifelt aus? Was war geschehen?
„Nein!“ , rief er. „Nicht einschlafen! Du musst ... Zeig mir, was du siehst Emily! Sag es mir!"
Was ich sehe? ... Warum …?
Mühsam versuchte ich die Augen zu öffnen, aber meine Lider waren so schwer. Viel zu schwer. Und dieser Sog unter mir lockte, so verheißungsvoll. Noah, ich ...
„ Nicht wieder einschlafen, bitte“, wisperte Noahs Stimme. „Zeig es mir! Zeig mir was du siehst, Baby! Ich finde dich. "
Findest mich? … Richtig, der Wagen … die Männer … mein wild wummerndes Herz …
Sie waren der Grund.
Endlich öffnete ich die Augen, unter stark flatternden, unkontrollierbaren Lidern. Mir fehlte die Kraft, ich war zu müde ...
„ Em, bitte, du musst es nur wollen.“ Noah fleht e ; seine sonst so ebene Stirn lag in tiefen Sorgenfalten.
Unfähig ihn zu enttäuschen, nahm ich all meine Willenskraft zusammen, bündelte sie und blinzelte. Die hellgraue Decke des Wagens verschwamm immer wieder und ließ sich nur schwer fokussieren. Irgendetwas stimmte mit meinen Augen nicht.
Ich legte den Kopf ein wenig in den Nacken und sah aus dem Fenster über mir. Immer wieder fielen mir die Augen zu; es war sehr anstrengend, überhaupt etwas zu erkennen.
Der Himmel, grau und wolkenverhangen, dämmrig ...
Spitzwinklige Giebel zwischen flachen Dächern, die schnörkellos in einer waag erechten Linie zu enden schienen ... Helle Fassaden und rote ... Baumkronen ... Strommasten ... Laternen ...
Der Wagen hielt – und ich ergab mich dem Sog, der mittlerweile unerträglich stark an meinen Beinen zog.
I ch war mir sicher, tief und lange abgetaucht zu sein, doch als ich aufschreckte, standen wir immer noch neben demselben Elektrogeschäft, dessen gelb hinterleuchtetes Schild grell über meinem Kopf flimmerte. Schon drehten sich meine Augen erneut in meinem Kopf zurück. Wieder schwebte ich in wohltuender Gleichgültigkeit, wenn auch nicht allzu lange. Ich sank nicht mehr so tief, benötigte nicht mehr so viel Zeit zum Auftauchen.
Auch dieses Mal war Noah wieder da und vereitelte mein endgültiges Abdriften durch seine Verzweiflung, seine Ang st, sein flehendes Gesicht, das ich so sehr liebte. ... Mein armer Engel.
„Emily, sprich mit mir! Du musst es mir zeigen.“
Habe ich doch ...
Was wollte er von mir, dass er mich so tief und bedeutungsvoll ansah und den Kopf schüttelte? Ich verstand nicht, was er mir sagen wollte.
Nein, so funktioniert e es nicht ... Wie war das noch? ... Ich musste meine Gedanken mit ihm teilen ... bewusst teilen ... ihn ansprechen ... Ja, direkte Ansprache.
Noah, schau! , rief ich ihm in Gedanken zu und versuchte erneut, die Augen möglichst lange aufzuhalten. „ Zwei Männer“ , ließ ich ihn wissen, während ich ihre Hinterköpfe fixierte und dann weiterhin verbissen aus dem Fenster starrte.
Der Sicherheitsmann ... und ... der Fahrer, der uns zum Kino gebracht hat, denke ich.
Draußen flogen wieder die Häuser an mir vorbei und bewirkten mit ihrem Tempo, dass sich das flaue Gefühl in meinem Magen weiter ausdehnte. Ehe ich dazu kam, mir Sorgen über die zunehmende Übelkeit zu machen, hielt der Wagen abrupt. So ruckartig, dass ich vom Rücksitz rutschte, wie ein Sack Kartoffeln in den Fußraum plumpste und mir den Kopf schmerzhaft an der Tür stieß. Dennoch gab ich keinen Mucks von mir und drehte mich mühevoll auf den Rücken.
Der Fahrer betätigte die Hupe lange und anhaltend, der ande re schimpfte wütend auf ihn ein. „Zum Teufel, willst du uns umbringen? Und hör auf zu hupen, verdammt!“ Das Knarren seines Ledersitzes ertönte; eine neue Minze-Tabak-Wolke blies mir entgegen, als er sich zu mir umdrehte. Schnell schloss ich meine Augen.
„Scheiße Mann, s ie ist vom Rücksitz gefallen. Das meinte Jim mit Sicherheit
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