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Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)

Titel: Blessed - Für dich will ich leben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Ernst
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korrupte Sicherheitsmann. Der andere packte meine Beine; gemeinsam schleppten sie mich durch eine kühle große Halle. Ich wusste das, ohne es zu sehen. Der Hall ihrer Stimmen und Schritte ließ auf kahle Wände und hohe Decken schließen.
    Dummerweise hatte ich keine Ahnung, ob Noah hören konnte, was ich hörte. Gott, ich wusste ja nicht einmal, ob er mich überhaupt hörte. Geschweige denn, ob es mir bislang gelungen war, ihm ausreichende Hinweise auf meinen momentanen Aufenthaltsort zu geben. Wie sollte er wissen, wo ich mich befand, wenn ich es selbst nicht einmal ahnte? Waren wir Minuten oder Stunden unterwegs gewesen? Ich wusste es nicht.
    Was, wenn dieser Immobilienmakler sein Büro am anderen Ende der Stadt hatte? War sein Schild der einzige Hinweis, oder war ich zuvor schon einmal lange genug aus meiner Versenkung aufgetaucht, um Noah brauchbare Eindrücke zuzuspielen? Ich wusste es nicht .
    Ich wusste gar nichts . Und plötzlich fühlte ich mich schrecklich allein.
    Brennende Tränen bahnten sich ihren Weg durch meine schwachen, geschlossenen Lider und rannen nur so aus den äußeren Augenwinkeln. So sehr ich es zu vermeiden versuchte, entrang sich meiner Kehle dennoch ein halbersticktes Schluchzen, dann ein jämmerliches Wimmern. Die Kälte, die in dieser Halle herrschte, schien den Prozess meines Erwachens zu beschleunigen und war nicht gerade hilfreich, was den einsetzenden Schüttel frost betraf.
    „Die arme Kleine “, flüsterte Brad, der Chauffeur, als sie mich auf einer harten Unterlage ablegten, die hölzern unter meinem Gewicht knarrte. Sofort krümmte ich mich, rollte mich wie ein Baby zusammen.
    Meine Zähne schlugen schnell und unkontrolliert aufeinander. Es war schrecklich, dem Drang , meine Arme um die angewinkelten Knie schlagen zu wollen, nicht nachgeben zu können; mir war so furchtbar kalt. Außerdem schmerzten meine Handgelenke unter dem Klebeband, mit dem mich die Männer gefesselt hatten.
    Es dauerte nicht lange, bis jemand eine Decke über mich legte.
    „Was Jim wohl mit dir vorhat?“, fragte die hellere der beiden Stimmen dabei dicht über mir. Dieser Chauffeur schien nicht allzu übel zu sein. Der Sicherheitsmann hingegen ...
    „Was soll dieses mitleidige Geschwafel, Brad? Das ist nicht unsere Sache. Wir erledigen unseren Job, kriegen die Kohle und hauen ab.“
    Wieder überrollte mich ein Geruchsschwall Schweiß, Tabak und Minze. Dann hörte ich ein reißendes Geräusch, bevor raue Hände meinen Kopf drehten, festhielten und einen breiten Streifen Klebeband über meinen Mund klebten.
    „Muss das wirklich sein?“, fragte der Fahrer.
    „Klar, sie wird wach. Du wolltest den Elektroschocker doch nicht benutzen, oder? Willst du vielleicht, dass sie hier alles zusammenbrüllt?“
    „Nein. “
    „Komm schon, Brad, reiß dich am Riemen! Wenn alles gut läuft, haben wir morgen um die Zeit schon längst ausgesorgt. Was Jim macht, was er mit der Kleinen vorhat, interessiert mich eine n Scheißdreck“, erklärte der Sicherheitsmann in einem Ton, der so eiskalt war, dass er meinen Schüttelfrost noch zusätzlich verstärkte. „Du kanntest die Bedingungen, also krieg jetzt bloß keinen Moralischen, hörst du? Ruf lieber Jim an. Der sitzt mit Sicherheit schon auf heißen Kohlen.“
    Der Fahrer atmete hörbar tief durch; er schien sich einen Ruck zu geben. „Okay“, sagte er schließlich, räusperte sich kurz und entfernte sich dann einige Meter weit. Ich lauschte angespannt, konnte jedoch nicht mal Fetzen des Telefonats hören.
    Auch der Sicherheitsmann richtete sich ächzend auf und verließ die Halle. Seine schweren Schritte entfernten sich mit jedem weiteren ein wenig mehr.
    Endlich wagte ich es, den Kopf so weit wie möglich abzuwenden und die Augen zu öffnen. Das Bild, das sich mir bot, entsprach dem, was sich meine anderen Sinne bereits zurechtgebastelt hatten: Hohe unverputzte Decken, dicke Belüftungsrohre, kahle Wände, deren stellenweise abbröckelnder Putz das darunterliegende Mauerwerk preisgab. Die Fenster lagen sehr hoch, eines am anderen, und waren winzig klein.
    Die Bilder verschwammen längst nicht mehr so stark vor meinen Augen wie noch Minuten zuvor, und so sah ich sogar, dass viele der milchig-staubigen Fensterscheiben gesprungen oder zerbrochen waren.
    Eine Lagerhalle, Noah.
    Plötzlich durchzuckte es mich, dass der Kontakt zu ihm, falls ich ihn überhaupt zustande gebracht hatte, inzwischen mit Sicherheit mehrfach unterbrochen worden war. Aber ich hatte

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