Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
ihm sein Trinkgeld zusprechen wollte, durchzuckte mich ein neuer von Emilys Gedanken. „Noah, ich ...“
Nur das . Kaum mehr als mein Name, aber immerhin – es war ein Anfang.
„Behalte n Sie den Rest!“, rief ich, warf die Autotür vor dem erstaunten Gesicht des Taxifahrers zu und wandte mich ab.
„Nicht wieder einschlafen , bitte“, wisperte ich. „Em, bitte, bitte ... zeig es mir! Zeig mir, was du siehst, Baby! Ich finde dich.“
Und, als hätte sie mich gehört, erreichten mich nur Sekunden später neue Eindrücke.
„Zwei Männer. ... Der Sicherheitsmann ... und ... der Fahrer, der uns zum Kino gebracht hat, denke ich “, erklärte sie mir schwach und brachte damit eine neue Welle der Wut ins Rollen . „Dieser heuchlerische Bastard!“, entfuhr es mir auf offener Straße, während ich krampfhaft versuchte, etwas zu erkennen. Allerdings flimmerte Emilys Sicht so stark, dass die Bilder wie die Aufnahmen einer uralten Super-8-Kamera wirkten – nur mit eingeschränktem Sichtfenster ... in extrem schlechten Lichtverhältnissen.
Ich erkannte so gut wie nichts, so sehr ich mich auch bemü hte. Mit einem starren Blick, der mir vermutlich einen irren Gesichtsausdruck verlieh, stand ich am Straßenrand und raufte mir mit beiden Händen die Haare. Die Sekunden verstrichen stumm und ließen mich in meiner steigenden Verzweiflung versinken.
Nie zuvor war mir mein Herzschlag so zuwider gewesen , wie in diesem Moment. Emily strengte sich unglaublich an, das spürte ich. Und sie tat mir so leid, dass mein Herz sich eigentlich schmerzhaft hätte zusammenziehen und aus meiner Brust springen müssen. Tat es aber nicht. Es klopfte unbeirrt weiter, so sehr ich auch innerlich zusammenbrach. Hinter meinen Augen brannten Tränen, die ich mir nicht zu vergießen gestattete.
„ Wage es nicht zu heulen, bevor du sie in deinen Armen hältst!“, gebot ich mir laut und strengte mich daraufhin noch stärker an, brauchbare Hinweise aus Emilys Kopf zu picken. Den Gedanken, ob es überhaupt jemals wieder dazu kommen könnte, sie in meinen Armen zu halten, verbannte ich beim ersten Aufflackern. Wenig später brachen alle Bilder und Geräusche ab und wichen tiefer Dunkelheit und Stille. Em war mir entglitten – und ich fühlte mich so einsam wie nie zuvor. Mein Atem ging flach und schnell. Ich rannte auf dem Bürgersteig auf und ab, wusste nicht wohin ... aber stehen zu bleiben erschien mir als die schlimmste aller Alternativen.
„Noah, ruhig!“, meldete sich Michael wieder. „Geduld! Hast du nicht gemerkt, dass sie dieses Mal schon viel länger durchgehalten hat? Sie kommt zu sich.“
Ich wollte ihn anbrüllen, ihm die Schuld für meine Verzweiflung geben und ihn am liebsten so lange schütteln, bis er sich für alle Zeiten aus meiner Existenz raushalten würde. Aber dann wurde mir klar, dass das, was hier gerade geschah, nicht Michaels Schuld war. Und dass er der einzige Freund war, der mir hier – inmitten dieser fremden Stadt und dieser alles entscheidenden Situation – geblieben war. Michael bildete die einzige vertraute Komponente, die einzige Zuversicht, den einzigen Hoffnungsschimmer in dieser anbrechenden Nacht.
D ie plötzliche Erkenntnis hielt mich davon ab, an Ort und Stelle die Nerven zu verlieren und durchzudrehen. Stattdessen übte ich mich im Flehen: „Bitte, Michael, hilf mir! Ich weiß nicht weiter. Siehst du denn nicht, dass ich scheitern werde? Wenn sie ihr etwas antun, sie berühren ... Michael, ich schwöre ... Sie könnten das genau jetzt tun, und ich wäre nicht einmal in ihrer Nähe.“
„ Nein, Noah, du scheiterst nicht. Im Gegenteil. Du machst das ganz fantastisch. Und wenn Emily dich jetzt bräuchte, wärst du da, dessen bin ich mir sicher. Aber es ist noch nicht an der Zeit.“
„ Wie meinst du das, ich wäre da? Ich weiß doch nicht einmal, wo sie ist.“
„Das spielt keine Rolle“, beharrte er. „Eure Verbindung steht. Und keine war jemals stabiler. Ihr ... habt etwas ganz Besonderes, Emily und du.“
Ich kam nicht dazu, sein Statement zu hinterfragen. Es war Ems Stimme, die mich davon abhielt.
„Noah, schau! Hilft das?“, fragte sie leise, unglaublich schwach. Sofort blieb ich wie angewurzelt stehen; Michael verschwand aus meinem Bewusstsein.
„Was, Süße, was? Zeig es mir!“
Die Bilder flackerten wieder, aber längst nicht mehr so stark wie die vorangegangenen. Dafür wirkten diese unmöglich verzerrt. Ich brauchte ein paar Sekunden, um zu verstehen, dass Emily noch
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