Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
nach.
„So lautet der Plan, ja“, erwiderte der Sicherheitsmann in nüchternem Ton, bevor er beschloss, dass der andere seine Nerven genug strapaziert hatte: „Scheiße, hast du deine Hausaufgaben nicht gemacht, oder was? Das ganze Ding ist geplant wie ein gottverdammtes Filmskript.“
„Schon“, gab der Fahrer zu. „Aber warum tut Jim das? Warum lockt er die Bullen und den Regisseur auf direktem Wege zu sich? Das habe ich bis jetzt nicht verstanden.“
„Was weiß ich! Ist auch nicht unsere Sache. Er hasst Rossberg aus tiefstem Herzen, das hat er doch mal angedeutet. Vermutlich hat er noch eine persönliche Rechnung mit ihm offen. Ist mir auch egal.“
Schweigen machte sich breit und schnürte mir die Luft zum Atmen ab. Die Erkenntnis war furchterregend und sehr bedrohlich; sie ließ mich erneut erzittern: Dieser Jim wollte kein Geld. Vermutlich wollte er nicht einmal unerkannt bleiben. Er wollte meinen Dad treffen, so schmerzhaft und effektvoll wie nu r irgend möglich, das war sein einziges Ziel. Rache. Die beiden Männer hinter der provisorischen Wand waren lediglich seine Gehilfen, Marionetten. Und ich ... ich war der Pfeil, mit dem er plante, das Herz meines Vaters zu durchbohren.
„Du meinst, er wollte die Kleine, um diese Rechnung zu begleichen?“ Die ängstliche Frage des Chauffeurs ließ mich den Atem anhalten und brachte sogar den sonst so redegewandten Sicherheitsmann fü r einige Sekunden zum Stocken.
„Vermutlich, ja. ... Und jetzt lass uns endlich schlafen, bis Jim anr uft. Morgen wird ein langer Tag.“
Ich hörte ein Schnauben und kurz darauf das erneute Aufächzen der Holzkisten. Vermutlich hatte der Fahrer eingelenkt und sich wieder hingelegt. Der flackernde Schein erlosch, dann wurde es für eine unmessbare Ewigkeit still. Minuten oder Stunden, in denen ich in Gedanken immer wieder das Gespräch zwischen den beiden Männern Revue passieren ließ, damit Noah alles erfuhr, was ich mittlerweile wusste. Falls er mich überhaupt hörte. Denn langsam, aber sicher bezweifelte ich das stark. Ich fühlte mich so allein, so hilflos und ausgeliefert ohne seine Nähe.
Die vorangegangene Nacht, die wir gemeinsam in meinem luxuriösen Hotelzimmer verbracht hatten, Noahs atemberaubendes Liebesgeständnis unter den zarten Klängen unseres Liedes, der warme Schimmer seiner unbeschreiblichen Augen, seine Liebkosungen, die Geborgenheit, die mich in seinen Armen umfangen hatte ...
All das schien in der Kälte dieser schrecklichen Nacht Lichtjahre entfernt zu sein. Hier lag ich allein, konnte mich nicht einmal bewegen oder sprechen, und von Noah war weit und breit keine Spur. Seine Stimme, sanft und liebevoll, hätte Wunder bewirkt, mich mühelos beruhigt und getröstet. Doch alles, was ich hier hörte, war das Schnarchen der Männer, die mich an diesen trostlosen Ort verschleppt hatten. Sekunden, Minuten, ja, mehrere Stunden vergingen, ohne dass der Schlaf kam und mich zumindest für einige Zeit erlöste.
Irgendwann hallte ein hölzernes Knarren durch die Halle, zerfetzte meine Gedanken und ließ mich erneut zusammenfahren. Mit angstgeweiteten Augen starrte ich in Richtung der Lärmquelle.
Es war der Sicherheitsmann, der sich von seinem Schlaflager erhoben hatte. „Verflucht! Einen Scheißbrand habe ich“, murmelte er und knipste seine Taschenlampe an. Die leuchtete zunächst nur sehr schwach auf. Der bullige Mann trat hinter der Holzkistenwand hervor und ließ das Licht wirr durch die Halle schweifen. Schnell schloss ich die Augen, sah jedoch in letzter Sekunde noch die angebrochene Wasserflasche, die auf dem Betonboden zu meinen Füßen stand. Schon kam der Mann mit schweren Schritten näher, bis mich sein unverkennbarer Geruch erreichte, sich wie eine Schlaufe um meinen Magen legte und ihn einquetschte. Ich hörte das Zischen der Wasserflasche, sowie jeden einzelnen Schluck, als mein Entführer in gierigen Zügen trank.
Mit einem widerwärtigen Rülpser stellte er die Flasche schließlich zurück. Ich hoffte, dass er sich abwenden und wieder gehen würde. Umso schockierter war ich, seinen Atem Sekunden später dicht über meinem Ohr zu spüren – unmittelbar bevor er mir mit der Tasch enlampe ins Gesicht leuchtete. „Ich weiß, dass du nicht schläfst, Püppchen. Keiner kann so lange am Stück pennen wie du. Nicht mal nach der kleinen Betäubung, die ich dir verabreicht habe.“
Ich weigerte mich, die Augen zu öffnen oder unter meinem verklebten Mund einen erstickten Laut von mir zu
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