Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
Kopf in seinen Armbeugen. Mit den Händen raufte er sich die Haare am Hinterkopf ... und verteilte dabei die Remouladensoße in seinen blonden Strähnen.
„Ausgerechnet du ...”, hörte ich ihn murmeln und spürte in diesem Moment seine Scham. Ja, er schämte sich vor mir, dessen war ich mir nun sicher.
Zögerlich ging ich in die Knie und streckte, so langsam wie in Zeitlupe, meine Hände nach seinen aus. Federleicht ließ ich meine Fingerspitzen über seine Handrücken gleiten. Ich fürchtete, er würde zurückschrecken, doch er ließ die Berührung zu. Und so säuberte ich seine Haare so unauffällig wie nur möglich von der hellen Soße.
„Was, ausgerechnet ich , Noah?“
Er hob den Kopf und lenkte seinen Blick zurück in meine Augen. „Ausgerechnet du weißt nun, wie schwach ich bin.“
Empört schüttelte ich den Kopf. „Du bist nicht schwach. Du bist der mit Abstand tapferste Mensch, den ich kenne.“ Meine Worte wirkten in der Stille nach. Er musste einfach spüren, dass sie wahr waren. So, wie ich seinen Kummer spürte und die Kraft, mit der er ihn jeden Tag ertrug.
„Ich wünschte du hättest recht“, flüsterte Noah unter einem Kopfschütteln. „Aber du irrst dich. Du siehst mich völlig falsch – in jederlei Hinsicht.“
Ich berührte seine Hände, die nun auf seinen Knien ruhten, mit etwas mehr Druck. „Soll ich dir sagen, was ich sehe?“ Noah verharrte so lange still, bis ich beschloss, nicht länger auf seine Zustimmung zu warten.
„Wenn ich dich berühre, schrickst du manchmal zurück”, bega nn ich zaghaft. „Aber das hier ...“, ich nahm seine Finger und hielt sie behutsam, „... scheint in Ordnung zu sein.“ Er blickte auf unsere Hände hinab und drückte, wie zur Bestätigung, sanft zu.
„Und das hier ...“ Nun streckte ich ganz vorsichtig eine Hand nach ihm aus und ließ meine Fingerspitzen über seine Wange gleiten. Bei der Berührung flatterten seine Lider, und als ich meine zweite Hand für seine andere Wange hinzunahm, schloss er die Augen und atmete tief und zittrig aus. „... das auch?“, fragte ich leise.
Noah nickte mit geschlossenen Augen.
„Aber warum nur bei mir?“, fragte ich weiter, in der Hoffnung, er würde mich verstehen.
Er öffnete seine Augen und sah mich tief an. „Ich weiß es nicht”, antwortete er sehr ehrlich. „Ich ... vertraue dir. Wahrscheinlich muss das so sein.“
In diesem Moment wäre ich ihm am liebsten um den Hals gefallen und hätte ihn geküsst. Es kostete meine gesamte Selbstbeherrschung, es nicht zu tun. „Ich laufe nicht weg. Nicht vor dir“, versicherte ich ihm stattdessen. „Ich gehe nirgendwohin, solange du mich bei dir haben willst.“
Wieder schwiegen wir für eine unbestimmte Weile; sanft streichelte ich seine Wangen. Noahs Finger erfassten eine meiner Haarsträhnen, zwirbelten sie zaghaft und strichen sie schließlich hinter mein Ohr zurück. „Ich bin so ... kaputt , Emily”, flüsterte er. „In vielerlei Hinsicht ein totales Wrack.“
Sein Geständnis traf mich mitten ins Herz. „Wie sollte es auch anders sein?“, gab ich so leise zurück, dass ich hoffte, das Schwanken meiner Stimme bliebe ihm verborgen. „Aber wir kriegen das hin. Nur ...“, erneut griff ich nach seinen Händen und hielt sie in meinen. Mit meinen Daumen fuhr ich über seine geschundenen Knöchel. „Bitte, du musst damit aufhören dir wehzutun, Noah.“
Er schluckte und schwieg. Vergeblich wartete ich darauf, dass er mir sein Versprechen gab.
„Ich habe nie ... jemanden an mich herangelassen. Nicht einmal Joe und Marie ... oder Lucy. Geschweige denn Adrian“, gestand er stattdessen.
„Ich weiß.“
„Und dann kommst du und ...“
„... bringst alles durcheinander”, vervollständigte ich sein en Satz.
Noah sah noch immer auf unsere Hände hinab. „Ja. Auch wenn ich es anders ausgedrückt hätte. Es stimmt. “
„Ich weiß”, sagte ich erneut. „Mir geht es doch genauso mit dir.“
„Emily?“ Nie zuvor klang mein Name so sanft wie aus seinem Mund.
„Hm?“
„Fühlst du dich denn nicht ... abgestoßen ... von mir? “
„Abgestoßen?“, fragte ich verständnislos. Spürte er denn nicht, dass das Gegenteil der Fall war? Er wirkte wie ein Magnet auf mich, wie mein Gegenpol.
„Du weißt schon. Die meisten Verbrecher haben ... eine schlimme Kindheit hinter sich“, erklärte sich Noah derweil weiter.
Ich verstand. Er befürchtete noch immer, ich würde falsche Schlüsse aus seiner Vergangenheit und
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