Blessed - Für dich will ich leben (German Edition)
ohne fahrbaren Untersatz dastand. Oh Mann, war ich verwirrt!
Ich kramte nach meinem iPod und durchsuchte meine Playlists nach etwas Passendem. Irgendetwas, das Stress abbaute. Nach kurzem Suchen entschied ich mich für Metallica. Mochte ich nur selten, konnte in Ausnahmefällen aber echt hilfreich sein.
Gerade als ich mich nach einem passenden Plätzchen umsah, um meiner schlechten Laune ungebremste Entfaltung zu gewähren, bemerkte ich die Figur am Rande des Schulgeländes, die im Schatten einer alten Buche saß und mich still beobachtete. Noahs Blick traf mich stechend . Trotz der großen Distanz brannte er auf meiner Haut und ließ mich auf der Stelle in meinen Bewegungen innehalten. Endlich schnappte ich aus meiner sekundenlangen Starre und bewegte mich langsam auf ihn zu. Noah sah mich weiterhin unverwandt an. Sein Pokerface war so unnahbar, dass es mich ängstigte. Aber Metallicas Whiskey in the Jar dröhnte in meinen Ohren und verlieh mir den Mut weiterzugehen. Ich konnte nicht einschätzen, ob Noah jeden Moment aufspringen und weglaufen würde. Ich konnte nicht mal abschätzen, ob er überhaupt mit mir sprechen würde.
Als ich bei ihm war, zog ich mir die Kopfhörer aus den Ohren und begrüßte ihn mit einem schüchternen „Hi!“. Erst als ich den scharfen Stich in meiner Brust spürte, wurde mir bewusst, wie lange ich die Luft zuvor angehalten hatte.
„Hi!“, erwiderte Noah. Erleichtert atmete ich aus.
„Sitzt du oft hier draußen?“ Ein Schulterzucken. „Manchmal.“
„Und wenn nicht? “
„Im Auto oder ... Scheiße! Emily, was soll das werden?“
„Was soll was werden?“, fragte ich, überrascht von seiner Reaktion.
„Das hier.“ Er machte sich nicht die Mühe, seine Worte mit Gesten zu unterlegen.
„Bist du noch sauer?“, fragte ich verständnislos.
Mürrisch sah er zu mir auf, dann erhob er sich und ging einen Schritt auf mich zu. Er war so viel größer als ich, dass er regelrecht auf mich herabblicken musste. Vermutlich war er nur deshalb aufgestanden.
„Ich ... sauer auf dich ?“, fragte er, aber seine Stimme war nicht sanft. Es war mehr ein Zischen, der unterdrückte Zorn nur schlecht getarnt. Überhaupt passten seine Worte und sein Ton auffallend selten zusammen. „ Du bist doch abgehauen, nachdem dir der Idiot den Mist von mir erzählt hat und du voreilige Schlüsse aus meinen Worten gezogen hast. Ohne zu beachten, dass sie vollkommen aus dem Zusammenhang gerissen waren, wohl bemerkt. Also, warum kommst du jetzt und tust so, als wäre nie etwas geschehen? “
Für einige Sekunden stand ich sprachlos vor ihm. S o hatte er meine Reaktion gestern gedeutet? Als Flucht vor ihm, nachdem Adrian mich aufgeklärt hatte.
„Nein!“, rief ich, als die Erkenntnis einsetzte. „Ich bin nur wegen deiner Äußerungen weggelaufen. Es klang nun mal so, als würdest du über mich herziehen. Ich weiß bis jetzt nicht, wie ich dich falsch verstanden haben kann, denn deine Worte klangen verdammt eindeutig in meinen Ohren. Aber ich bin gerne bereit, mich vom Gegenteil überzeugen zu lassen, solltest du überhaupt noch Interesse daran haben.“
Ich stockte kurz. Bitte! ... Bitte, überzeug mich vom Gegenteil! ... Bitte!
„Was Adrian mir erzählt hat, hatte nichts damit zu tun, dass ich getürmt bin. Das ... schwöre ich.“
Nun sah Noah hoffnungslos verstört aus. Er ging ein paar Schritte zurück und blickte mich prüfend an. „Nicht?“
„Nein“, sagte ich fest.
Plötzlich fiel mir das Essen in meinem Rucksack ein. „Mir ist aufgefallen, dass du nie etwas isst. In der Kantine, meine ich.“
Er zuckte nur mit den Schultern, pferchte seine Hände in die Hosentaschen und senkte den Blick. „Zu viele Idioten.“
„Hm. ... Würdest du denn mit mir essen?“
„Ich gehe nicht in die Kantine“, erwiderte er postwendend.
Das war mein Schlüsselsatz. Schnell kniete ich mich unter den Baum und breitete meine Sweatjacke, die ich am Morgen – während der Motorradfahrt mit Jay – getragen hatte, vor meinen Knien aus. „Musst du auch nicht”, sagte ich, während ich meinen Rucksack öffnete und die mitgebrachten Sandwiches auspackte. „Hier! Putensandwiches und welche mit Thunfisch. Außerdem ...“, damit brachte ich verschiedene Plastikboxen zutage, „... habe ich Obst und ein paar Käsecracker eingepackt.“
Noah sah mit offenem Mund auf mich herab, dann ging er zögerlich neben mir in die Hocke. „Hast du das alles ... “
„Für uns mitgebracht?“,
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