Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Blick in Die Angst

Blick in Die Angst

Titel: Blick in Die Angst Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Chevy Stevens
Vom Netzwerk:
sah. Daniel stand hinter ihm. Mit Tränen in den Augen setzte Mary sich gegenüber von Aaron. Etwas Kaltes, Hartes bohrte sich in meine Seite.
    Joseph stieß mir ein Gewehr in den Körper.
    Ich hob die Hände, mein Blut rauschte dröhnend in meinem Schädel, als ich versuchte, aus dem Geschehen schlau zu werden. Warum war Daniel hier? Mir stockte der Atem, als ich sah, dass er ebenfalls eine Waffe hielt, doch er hielt sie an seiner Seite, und er fühlte sich sichtlich unbehaglich damit. Er starrte hinunter auf seine Hände, sein Gesicht war bleich und das Haar um seine Stirn nassgeschwitzt.
    »Daniel, was machen Sie denn hier?«
    Er sah mich an, blickte jedoch verlegen schnell wieder zur Seite.
    Mein Herz raste, meine Kehle war vor Panik wie zugeschnürt. Die Hände immer noch erhoben, drehte ich mich leicht um, so dass ich Joseph im Auge behalten konnte, dessen Zustand sich seit unserer letzten Begegnung noch weiter verschlechtert hatte. Sein Haar war fettig, das Gesicht totenblass und die Augen blutunterlaufen, als hätte er seit Tagen nicht geschlafen. Er wirkte überreizt, als könnte er jeden Moment ausrasten. Ich sagte zu Aaron: »Was willst du?«
    »Wir müssen reden.«
    Sie hatten mich aus einem ganz bestimmten Grund hierhergelockt, und ich bezweifelte, dass es ihnen wirklich nur ums Reden ging. Dieser schockierende Gedanke führte direkt zum nächsten. »Lisa, ist sie …«
    »Lisa macht sich sehr gut.« Er klang ungezwungen, fast freundlich, ohne eine Spur von Hektik.
    »Was habt ihr mit Robbie gemacht?«
    »Wir haben versucht, ihm verständlich zu machen, warum es ein Fehler wäre, zur Polizei zu gehen, aber er war nicht bereit, zuzuhören. Nun liegt es allein am Licht.«
    Mir stockte der Atem. »Was soll das heißen?«
    »Wenn er bereit ist, sich seinen Ängsten zu stellen, wird er freikommen.«
    Ich glaubte nicht, dass Aaron plante, meinen Bruder jemals freizulassen. Wo immer Robbie war, er würde nicht mehr viel Zeit haben. Ich sah Daniel an. Vielleicht hatte ich bei ihm mehr Glück. »Bitte sagen Sie mir, wo mein Bruder ist. Er hat nichts Böses getan.«
    Offenkundig überrannt von den Ereignissen, sagte er: »Ich dachte, wir würden nur reden …«
    Aaron sagte: »Sei still!« Daniel versteifte sich.
    Ich sagte: »Ich habe Ihnen doch gesagt, Daniel, diese Leute sind nicht die, für die Sie sie gehalten haben.« Ich wusste immer noch nicht, was sie vorhatten, aber ich spürte, dass Aaron und Joseph bereits weitergegangen waren, als Daniel erwartet hatte. »Sie wollen doch nicht in den Knast wandern, für irgendetwas, was dieser Mann …«
    »Daniel weiß, wohin er gehört«, sagte Aaron. »Er ist mein Sohn.«
    Der Schock ließ mich schwanken. Ich blickte zwischen beiden Männern hin und her. Konnte das wahr sein? Ich sagte: »Er ist Ihr Vater ?«
    Endlich blickte Mary auf, den Blick auf Daniel gerichtet. In ihren Augen lag Angst, aber es war nicht Angst um sich selbst – es war die Angst einer Mutter. Jetzt sah ich es. Ja, Daniel sah seinem Vater ähnlich, aber er hatte die grünen Augen seiner Mutter. Sie musste sie gewarnt haben, dass Robbie zur Polizei gehen würde.
    Verstört wandte ich mich an Daniel. »Wusste Heather das?«
    Daniel schüttelte den Kopf. »Niemand weiß es. Ich war im Ausland und habe dort in einer der Kommunen gearbeitet. Ich wollte keine Sonderbehandlung.« Er warf seinem Vater einen raschen Seitenblick zu. Sonderbehandlung oder nicht, trotzdem wollte er die Anerkennung seines Vaters. Ich stellte fest, dass Josephs Blick ebenfalls zu seinem Bruder wanderte, doch dann starrte er aufmerksam auf einen Punkt ein kleines Stück neben Aarons Kopf, als würde er etwas sehen oder hören, was sonst niemand hörte oder sah.
    Ich musste die Unterhaltung mit Daniel am Laufen halten, in der Hoffnung, Joseph abzulenken, der immer fahriger wurde. Sein Blick huschte wieder durch den ganzen Raum und hoch zur Zimmerdecke.
    »Warum hast du Heather geheiratet? Wegen ihres Geldes?«
    Er sah schockiert aus. »Nein, natürlich nicht. Ich habe sie geliebt.«
    »Aber Aaron hat dich ermutigt, er hat euch verkuppelt. Er wollte, dass du sie heiratest, weil sie wohlhabend war – er wusste es, Daniel.« Ich sprach einen weiteren blitzartigen Gedanken aus. »Hat er dich unter Druck gesetzt, sie zu überreden zurückzukommen, nachdem ihre Eltern gestorben waren?«
    Er zögerte, doch sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass ich gar nicht so falsch lag.
    Dann sagte Joseph unvermittelt zur Seite gewandt, als

Weitere Kostenlose Bücher