Blick in Die Angst
du bereits in Gefahr, und ihn ins Gefängnis zu bringen, ist die einzige Möglichkeit, dich und Lisa vor ihm zu beschützen. Ich werde mit den Cops reden.« Er suchte erneut in seinen Taschen nach den nicht vorhandenen Zigaretten. Brew sah ihn besorgt an, seine Nase zuckte, als spüre er die Nervosität, die in der Luft lag.
»Wir können jetzt zur Polizei fahren. Ich bringe dich hin.«
»Okay, lass es uns hinter uns bringen. Aber ich folge dir mit Brew in meinem Truck.«
Auf dem Weg zu unseren Autos sprachen wir nicht viel, aber ich konnte eine feine Veränderung zwischen uns spüren. So vieles ergab jetzt einen Sinn. Darum hatte er sich so verändert, als wir wieder zu Hause waren, daher rührte die unterdrückte Wut in seinem Blick. Darum hatte er nie eine Frau näher an sich herangelassen. Als wir beim Revier ankamen, sagte man uns, dass Corporal Cruikshank unterwegs war und in etwa einer Stunde wiederkommen würde. Der diensthabende Officer sagte, es sei besser, wenn wir mit ihr sprächen, da sie bereits die Ermittlungen in Shawnigan leite. Robbie beschloss, in der Zwischenzeit nach Hause zu fahren und später wiederzukommen. Als ich sagte, ich würde bei ihm bleiben, antwortete er: »Nein, ich würde das ohnehin lieber allein hinter mich bringen.«
»Bist du sicher? Es macht mir nichts aus, mit dir zu warten.«
Er schüttelte den Kopf. »Fahr einfach zurück nach Victoria und warte auf meinen Anruf.«
Er versprach anzurufen, sobald er seine Aussage gemacht hatte. Bevor ich mich auf den Rückweg nach Victoria machte, fuhr ich zu Mary, um ihr die Neuigkeiten zu erzählen – dass Aarons Tage als freier Mann gezählt waren. Als ich ankam, wühlte sie gerade in ihrem Garten. Ich blieb neben dem Tor stehen und stieg aus. Mary hatte sich umgedreht, als sie meinen Wagen hörte, und blinzelte mich an, als ich auf sie zuging.
Ich sagte: »Ich muss noch einmal kurz mit dir reden.«
Sie drehte sich um, den Spaten in der Hand. »Was ist passiert?«
Ich erzählte ihr, was Robbie mir erzählt hatte, und dass er auf dem Polizeirevier wartete, um seine Aussage zu machen.
»Da kommt Aaron nicht mehr raus. Sobald die Geschichte publik wird, werden sich vermutlich noch weitere Missbrauchsopfer melden.«
Sie senkte den Kopf und verbarg ihr Gesicht in den schmutzigen Händen. Sie holte stockend Luft, als würde sie weinen.
Ich sagte: »Alles in Ordnung?« Ihre Reaktion verwirrte mich.
Sie sprach durch die Hände und sagte: »Ich will, dass du gehst. Ich muss allein sein.«
Ich war nicht bereit zu verschwinden, nicht ohne eine Erklärung. Irgendetwas an ihren Tränen fühlte sich nicht richtig an. »Ist es wegen Willow?«
Sie nickte. »Sie kam zu mir und bat mich um Hilfe, wegen ihrer Weste. Sie wollte sie behalten. Aber zu dem Zeitpunkt war ich noch nicht bereit, mich gegen Aaron zu stellen.« Sie schaute hinunter auf ihren fehlenden Finger. »Das war vor dieser Geschichte.« Aus tränennassen Augen sah sie mich an. »Ich wollte ihr nicht helfen, und da sagte sie, sie würde die Kommune verlassen.«
Ich ging in die Hocke. »Aber du wusstest doch nicht, dass Aaron ihr etwas antun würde.«
»Ich fand, sie machte einen Fehler und dass sie ihm die Weste geben sollte. Ich war ganz betört von allem, was er sagte, so wie alle anderen. Ich erzählte ihm, dass sie vorhatte, die Kommune zu verlassen. Ich habe es ihm erzählt .«
Also hatte Aaron möglicherweise noch mehr Gründe gehabt, Willow zu töten. Vielleicht hatte Willow ihm im Streit erzählt, sie würde mich mitnehmen. »Das könnte die Polizei interessieren. Es würde ihnen bei den Ermittlungen helfen, erklärt sein Motiv und …«
Sie versteifte sich, der Schmerz in ihrem Blick verwandelte sich in Wut. »Ich habe dir bereits gesagt, dass ich nicht mit der Polizei rede. Ich will, dass du jetzt gehst.«
Sie stand auf und ging zum Haus. Der Spaten steckte immer noch in der Erde.
33. Kapitel
Auf dem Heimweg dachte ich gründlich über alles nach. Mary tat mir leid, aber wenn sie nicht mit der Polizei reden wollte, sollte ich Corporal Cruikshank vielleicht erzählen, was ich von ihr erfahren hatte. Selbst mit Robbies Aussage bestand die Chance, dass Aaron mangels Beweisen davonkommen könnte. Ich war so in Gedanken versunken, dass ich aufschrak, als das Telefon klingelte. Ich schaute auf das Display und war hin- und hergerissen, als ich erneut Kevins Nummer sah. Ein Teil von mir wollte ihm alles erzählen, was passiert war, doch der andere wollte abwarten, bis
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